Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Ihre Suche nach "Corona-Tagebuch" ergab 33 Treffer

16. Juni 2020 | Gesellschaft
Wie kommt die Ökonomie in Kopf und Seele?

Corona-Tagebuch, Teil 33. Ich habe mich ans tägliche Schreiben gewöhnt, vor allem an das improvisierende, provisorische, ungeschützte Schreiben, das die Form des Tagebuchs erlaubt. Eine Art Probeschreiben, ohne festen Fahrplan, ohne Ziel, ohne akademische Stoßdämpfer, Fußnoten und Quellenangaben. Ich lasse die Gehirnantilope nach Lust und Laune springen, oder besser: folge ihren Sprüngen. Gedankenspiele. Das liegt und gefällt mir außerordentlich, und ich kann mir im Moment ein Leben ohne diese Form des Schreibens nicht vorstellen. Und ja, das Schreiben hilft gegen die Angst, die immer schon da ist. Wenn ich schreibend Angst in Furcht verwandeln kann, ist schon etwas gewonnen. Von Götz Eisenberg.

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13. Juni 2020 | Gesellschaft
Die Wut explodiert

Corona-Tagebuch, Teil 32. Wolfgang Herrndorf, der sich im August 2013 erschoss, sprach Anfang 2013 noch vom "Abwehrzauber des Weiterarbeitens". Was bei ihm Weiterschreiben bedeutete. Mal sehen, wie lange der Abwehrzauber bei mir noch funktioniert. Von Götz Eisenberg.

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10. Juni 2020 | Gesellschaft
Die “Seuche der Anywheres”

Corona-Tagebuch, Teil 31. Wir waren über den Himmelfahrtsfeiertag für ein paar Tage im nordhessischen Kellerwald und sind viel umhergegangen. Rotmilane kreisten über uns, es duftete nach Harz und Holunderblüten. Die Idylle wurde dadurch getrübt, dass viele Fichten grau-braun sind und nach zwei trockenen Sommern absterben. Corona ist dort etwas ganz Abstraktes. Man hört davon, dass Leute sich infizieren und im Extremfall auch daran sterben, aber das ist weit weg und geschieht anderswo. Die gegen das Virus erlassenen Maßnahmen werden als Oktroi erlebt, wie Erlasse einer fremden Zentral- und Kolonialmacht. Von Götz Eisenberg.

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08. Juni 2020 | Gesellschaft
Meine Durchhalteprosa

Corona-Tagebuch, Teil 30. Ich denke im Moment, dass ich das Corona-Tagebuch langsam ausklingen lasse. Seit Mitte März, als Frau Merkel die Ausgangsbeschränkungen verkündete, schreibe ich unentwegt. Durchhalteprosa nenne ich für mich diese Form des Schreibens, ohne die ich es nicht aushalten könnte. Schreibend versuche ich, mir den ganzen Wahnsinn ein wenig vom Hals zu halten. Ich kann ja später auf das Tagebuch zurückkommen, falls die von Experten befürchtete zweite Welle über uns hereinbricht. Im Moment lassen die Leute alle Rücksichtnahmen fahren und verhalten sich, als wäre nichts gewesen.

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05. Juni 2020 | Gesellschaft
Lob und Kritik des Zweifels

Corona-Tagebuch, Teil 29. Ich wandere durch meine Lieblingslandschaft. Margeriten, Wiesensalbei und Dotterblumen blühen und lassen die Wiesen in allen Farben des Frühlings leuchten. Da meine Lieblingsbank, die um diese späte Vormittagsstunde in der Sonne steht, besetzt ist, gehe ich weiter. Ich durchquere ein Tal, das ich bei mir das "Tal des mäandernden Baches" nenne. Karl Valentin: "Das machen sie gern, die Bäch." Bis sie begradigt werden.

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03. Juni 2020 | Gesellschaft
Der Wert des Menschen

Corona-Tagebuch, Teil 28. Lohnt es sich noch, wegen bestimmter Personengruppen Opfer zu bringen - Menschen, die vielleicht "sowieso bald gestorben wären"? Anders gefragt: Wir jung und gesund muss jemand sein, damit ihm die Gesellschaft das uneingeschränkte Existenzrecht zugesteht? Unterscheiden wir (wieder) zwischen wertem und unwertem Leben? Es ist schon traurig, dass wir uns über solche Fragen heute unterhalten müssen. Dass es Menschen gibt, von denen sie ernsthaft gestellt werden. Der Philosoph Immanuel Kant sagte, der Mensch müsse stets Zwecke, dürfe nie Mittel des Handelns sein. Dagegen wurde und wird massiv verstoßen. Nicht nur im Zusammenhang mit Corona, aber dort leider auch. Eine anspruchsvolle und sehr menschliche philosophische Betrachtung von Götz Eisenberg.

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30. Mai 2020 | Gesellschaft
“We Gotta Get out of This Place”

Corona-Tagebuch, Teil 27. Wird "nach Corona" alles anders sein? Oder eher genau wie vorher? Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: ähnlich wie vorher - nur schlimmer. Tendenzen, die sich schon vor der Krise andeuteten, kommen nun zu ihrer vollen Blüte: das betrifft die Entfremdung der Menschen zueinander mittels Technologie, das berührungslose Zahlen und eigentlich ein fast komplett berührungsloses Leben. Das betrifft aber leider auch die Tendenz, zwischen lebenswertem unwertem Leben zu unterscheiden. In welcher Welt werden wir nach diesem kollektiven Alptraum, in den wir eingetaucht sind, aufwachen?

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28. Mai 2020 | Gesellschaft
Das Virus ist kein Papiertiger

Corona-Tagebuch, Teil 26. Sind vielleicht nicht "alle" Menschen mit ihrem leichtsinnigen Verhalten Schuld an Corona, sondern vielmehr so genannte "Superspreader-Ereignisse"? Après-Ski-Gelage etwa, wie sie im österreichischen Ischgl stattgefunden haben müssen? "Feuchtfröhliche" Veranstaltungen, bei denen viele Menschen eng zusammen sind und sich - horribile dictu - sogar körperlich näher kommen? Es kann gut sein, dass die Neigung vieler Zeitgenossen, in großen Massen zusammenzuklumpen - die Auswüchse der "Spaßkultur" - an der Misere beteiligt war. Mittlerweile kehren viele schon wieder zu relativer Normalität zurück. Wenn man sich Aufnahmen von lauter Massenbespaßung mit billigster Musik und fortgeschrittenen Stadien der Alkoholvergiftung anschaut, möchte man schon die Frage stellen, ob wir uns auf die Zeit "danach" wirklich freuen sollten.

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26. Mai 2020 | Gesellschaft
Zeit der Monster

Corona-Tagebuch, Teil 25. Lockerungs-Befürworter vs. Lockerungs-Gegner. Dies ist die Frontlinie, die die derzeitigen Diskussionen über Corona prägt. Der Autor meldet Bedenken an, zu ungeduldig wieder zum "Normalbetrieb" überzugehen. Er sähe darin die Rückkehr eines "Primats der Wirtschaft" - einer Schieflage, die in einem eigentlich wirtschaftshörigen Land wegen Corona "plötzlich" nicht mehr zu gelten schien. Eine gewisse Dekadenzneigung der "erlebnishungrigen" Gesellschaft bricht sich Bahn, nachdem sie sich offenbar in den letzten Wochen zu sehr angestaut hatte. Die Menschen werden wieder leichtsinnig. Irrationale Theorien und Verhaltensweisen boomen.

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23. Mai 2020 | Gesellschaft
Die Häutung der Schlange

Corona-Tagebuch, Teil 24. Mainstream-Narrative, "alternative" Narrative - wem glauben? Bezüglich Corona schießen besonders viele einander widersprechende Informationen und Behauptungen ins Kraut. Dr. Drosten gegen Dr. Wodarg, Links gegen Rechs und beide gegen die so genannte bürgerliche Mitte. Götz Eisenberg ist weniger auf dem Gebiet der Spekulation als auf jenem der sorgfältigen Beobachtung zuhause. Er diagnostiziert: Die Zustände im Deutschland dieser Tage ähneln tatsächlich vielfach denen in Diktaturen. Gängelung ist eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch ist nicht jede Verschwörungstheorie, die hinter den "Schutzmaßnahmen" der Regierung Schlimmes vermuten, korrekt. Und die Phantasie der Bürger findet wie zu allen Zeiten Tricks, um die allgegenwärtige Verbots- und Überwachungskultur zu umgehen.

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21. Mai 2020 | Gesellschaft
Der Kirchturm ist weg

Corona-Tagebuch, Teil 23. In alten Zeiten kamen viele Menschen nicht über den engen Kreis ihres Dorfes und Nachbardorfes hinaus. Die kleine Welt schenkte Geborgenheit, der Kirchturm war Hauptorientierungspunkt. So lange man ihn aus der Ferne sehen konnte, war man nicht verloren. Auch in Corona-Zeiten mussten und konnten wir räumliche Begrenzung kennenlernen. Die eigene Wohnung - und der Radius eines Spaziergangs - wurde zum alleinigen Aufenthaltsraum. Viele empfanden dies als extreme Freiheitsberaubung, viele aber auch als wohltuend. Denn die von Profit und der Sucht nach Erlebniskonsum getriebene "Mobilität" verlangt von unserer Seele wie unserer Umwelt einen hohen Preis. Von Götz Eisenberg.

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14. Mai 2020 | Gesellschaft
Mummenschanz

Corona-Tagebuch, Teil 22. Maske ist ein vieldeutiger Begriff. Das "Vermummungsverbot" deutet auf Maskierung als Kennzeichen für kriminelle Absichten hin. Das derzeitige Vermummungsgebot, die Maskenpflicht, kriminalisiert dagegen den Normalfall, das "Gesicht-Zeigen". Letzteres ist für die gesellschaftlichen Verhältnisse wesentlich verräterischer. Unterliegen wir nicht eigentlich im öffentlichen Raum immer einer Maskenpflicht, also dem Zwang, uns zu verbergen und statt unserer eigenen, natürlichen eine gesellschaftlich geforderte Gestalt zu zeigen?

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12. Mai 2020 | Gesellschaft
Das Quaken der Frösche im Teich

Corona-Tagebuch, Teil 21. Was haben Frösche, das Gundermann-Kraut, die Philosophie Hegels, das "Soziale Kreditsystem" Chinas und die Anarchie gemeinsam? Antwort: Sie alle sind Gegenstand der höchst anregenden Betrachtungen Götz Eisenbergs. Corona hat eine Tendenz zur Überanpassung in der Gesellschaft hervorgebracht. Zwischen bedingungslosem Gehorsam und kindlichem Leichtsinn schienen die Menschen keinen rechten Ausgleich zu finden. Vielfach sind die Maßnahmen der Regierungen zur Erweiterung ihrer Machbefugnisse vorhersehbar. Ebenso die Scheinbegründungen, die sie dafür angeben. Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit sind im Grunde lebensfeindliche Bedürfnisse. So lange es in einem Gemeinwesen noch Leben gibt, gibt es auch Überraschungen. Der Weg des sensiblen Beobachters ist in diesen Zeiten oftmals einer, der in die Vereinzelung führt. Die aufmerksame Wahrnehmung der Natur hilft, im besten Sinne "zu sich" zu kommen.

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09. Mai 2020 | Gesellschaft
Corona-Paranoia oder: Die Hölle, das sind die anderen

Corona-Tagebuch, Teil 20. "Haben wir jetzt noch Corona oder nicht?" Die meisten Menschen tun sich schwer mit Übergangssituationen, mit Uneindeutigkeit. Es kommt daher in "Lockerungs"-Zeiten zu merkwürdigen Phänomenen, die der literarische Flaneur Götz Eisenberg scharfsinnig beschreibt. Einerseits bleibt der Schrecken, das Zurückweichen vor dem anderen, potentiell ansteckenden Menschen; andererseits breiten sich Corona-Müdigkeit - vor allem der Überdruss an den immer gleichen Medien-Erzählungen - und vielleicht verfrühter Leichtsinn aus.

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07. Mai 2020 | Gesellschaft
“Corona hemmt die Produktion” - Über realsozialistische und neoliberale Perversionen im Menschenbild.

Corona-Tagebuch, Teil 19. Deutschland im Lockerungsfieber. Selbst Markus Söder mutiert derzeit vom strengen Knecht Ruprecht zum gütigen Nikolaus und teilt aus dem Füllhorn seiner Gnade partielle Freiheiten für uns aus. Unter dem Aspekt der Freiheit ist das tatsächlich erfreulich. Aber sollte ein Sozialist nicht noch eine andere Dimension im Auge behalten? Vielleicht ist es nicht so sehr Liebe zur Freiheit - speziell für Unionspolitiker ist das ja ein eher fremdes Terrain -, was das Verhalten Söders, Merkels und anderer derzeit bestimmt, sondern ihre traditionelle Abhängigkeit von der Industrie, die über "Produktionsausfälle" stöhnt. Menschen, die zuhause bleiben, um sich gegenseitig vor gesundheitlichen Bedrohungen zu schützen, fallen als Produktionsfaktor aus. Vielleicht deshalb die Eile, sie wieder an die Werkbänke zu treiben.

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30. April 2020 | Gesellschaft
Gelistete Ostereier

Corona-Tagebuch, Teil 17. Regulierungswut wurde den Deutschen schon immer zur Last gelegt. Alles muss bei ihnen geordnet und vorschriftsgemäß ablaufen. Alles wird in lange Listen eingetragen, gezählt und normiert. Auch Massenmord lief in Deutschland geordneter, bürokratischer ab als anderswo. Vor etwa 80 Jahren zum Beispiel. Der Autor erinnert sich sogar noch mit Schrecken an die Ostereier-Vorschriften, die sein Vater erlassen hatte. Was das Ganze mit Corona zu tun hat? Nun, auch in diesen Zeiten "funktionieren" die Deutschen wieder bestens. So gut sogar, dass sie von Merkel belobigt wurden - nicht ohne dass sie eine Ermahnung anfügte, wenn die Disziplin nachlasse, gebe es ein paar hinter die Löffel.

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28. April 2020 | Gesellschaft
Ostern ohne Familienfeste

Corona-Tagebuch, Teil 16. Wir "dürfen" derzeit keine Verwandtenbesuche machen und vor allem keine Familienfeste veranstalten. Aber spüren wir mal ganz ehrlich in uns hinein: Ist es nicht auch eine enorme Erleichterung, keine Familienfeste absolvieren zu müssen? Diese öden Pflicht-Zusammenkünfte an langen Tafeln, bei denen immer die lautesten und nervigsten Verwandten das große Wort führen… Endlich kann man sich dem mit einem plausiblen Grund entziehen: "Tut mir, leid, aber Du weißt ja - Corona…" Der Autor erzählt in diesem Eintrag aus seinem Tagebuch von eigenen traumatisierenden Jugenderfahrungen mit Familienfesten. Die führen zurück in dunkle Zeiten der deutschen Geschichte.

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25. April 2020 | Gesellschaft
Die emotionale Pest

Corona-Tagebuch, Teil 15. Die Corona-Krise lässt auch eine große Angst vor allem Natürlichen und Kreatürlichen zum Vorschein kommen. Etwas Unkontrolliertes und schwer Kontrollierbares ist über uns hereingebrochen. Berührung wird unter diesen Umständen zum "Todeskuss", die Lebendigkeit (Feiern, unbefangen Sein, sich Vermischen) wird zur tödlichen Gefahr. Vom Sterilen, von der Askese, von der Beschneidung von Lebendigkeit erhoffen wir uns die Verlängerung eines Lebens, das man nur noch bedingt lebenswert nennen kann. Diese "Pest" gab es jedoch auch schon vorher: die Unterdrückung unserer Emotionalität, Menschenscheu, Vereinzelung, die Sucht, so viel wie möglich "online" zu erledigen, aus Furcht vor einer nicht keim- und risikofreien Offline-Welt. Diese Tendenzen sind keine Erfindungen der "Corona-Ära", sie wurden durch diese nur noch einmal extrem verstärkt.

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23. April 2020 | Gesellschaft
Ein Eisvogel betrachtet mich

Corona-Tagebuch, Teil 14. Zu den wenigen positiven Aspekten dieser politisch eher überschatteten Monate gehört die üppig sprießende Natur, seit Tagen meist von Sonne überglänzt. Zum Glück wohnt unser Autor Götz Eisenberg offenbar in einem fantastischen Biotop, in dem sich seltene Tiere wie Kormorane und Eisvögel tummeln. Und er hat ein Gefühl für all diese Schönheiten. Was aber tun die meisten "Normalbürger", wenn sie Tieren und Pflanzen begegnen? Tiere werden meist verscheucht, Pflanzen abgesäbelt. Eine tendenziell nekrophile Ordnungsliebe zeigt sich, letztlich die Angst vor "zu viel Lebendigkeit". Ob da ein Zusammenhang mit der extremen Ängstlichkeit vieler Zeitgenossen wegen Corona besteht, einer Ängstlichkeit, die bewirkt, dass man den Atem oder - Gott bewahre! - den Speichel entgegenkommender Menschen selbst auf mehrere Meter Entfernung fürchtet wie den Tod selbst - nun jeder Leser, jede Leserin mag eigene Schlussfolgerungen ziehen.

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21. April 2020 | Gesellschaft
Wir kleinen überspannten Säugetiere

Corona-Tagebuch, Teil 13. "Von der Linken kommt nichts. Es gibt keine revolutionäre Hoffnung", sagte Alain Badiou. Und Wolfgang Herrndorf: "Weltformel nicht gefunden, vermutlich alles sinnlos". Dieser Eintrag von Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch ist nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Es zeigt sich aber auch - mit Albert Camus -, dass das Leben eben jenen Sinn hat, den wir ihm geben. Übertragen auf die Corona-Krise: Wir als Kollektiv entscheiden, in welche Richtung die Energie nach dem Schock, der Atempause und dem für viele zu befürchtenden sozialen Abstieg gehen wird.

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18. April 2020 | Gesellschaft
Corona im Gefängnis

Corona-Tagebuch, Teil 12. Wie geht es in Zeiten von "Social Distancing" eigentlich den Strafgefangenen, die der unfreiwilligen Gemeinschaft mit anderen nicht ausweichen können? Sind sie der Epidemie hilflos ausgeliefert? Ist es - so könnte der brave Bürger fragen - um "solche" überhaupt schade? Oder freuen sie sich diebisch, weil alle Bürger, auch die unschuldigen, derzeit einen Knast mit Hafterleichterungen bewohnen? Der Autor kann sich die Situation in Gefängnissen gut vorstellen, denn er war über Jahrzehnte als Gefängnispsychologe tätig. Hier erzählt er die berührende Geschichte eines psychisch auffälligen Gefangenen, der in besonderer Weise Natur und Pflanzen liebte - hinter Gittern ein rares Gut. Mustafa, so sein Name, warnte davor, die Natur können gegen den Menschen "zurückschlagen". War der Mann ein Verrückter oder doch eher ein Weiser, ein Prophet?

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17. April 2020 | Gesellschaft
Die gesellschaftliche Produktion von Digital-Trotteln und Psychopathen

Corona-Tagebuch, Teil 11. In dieser Folge von Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch geht es nur am Rande um Corona. Die Grundfrage ist jene nach der staatlichen Gestaltungsfähigkeit bzw. dem Gestaltungswillen. Wenn es um Maßnahmen rund um Corona geht, scheint diese derzeit groß. Selbst der Götze unserer Zeit, "die Wirtschaft", muss Gesundheitserwägungen weichen. In fast allen anderen Bereichen herrscht jedoch gefährliches Laissez-faire. Speziell auch, was die digitale Ausbeutung unseres Lebens und unserer Kulturvorlieben durch internationale Internet-Giganten betrifft. Der Autor identifiziert in seinem brillanten Essay auch eine neue Epidemie: digitale Vertrottelung. Ein Problem, für dessen Bewältigung wohl ein paar Wochen Quarantäne nicht ausreichen werden.

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15. April 2020 | Gesellschaft
Vor sich hin sinnlosen

Corona-Tagebuch, Teil 10. Globalisten jetten um die Welt, sind immer busy, machen Party und verachten diejenigen, die in einsameren Gegenden vielleicht allein vor ihrer Hütte sitzen und die Sonne genießen. "Nichtstuer" womöglich noch. Der Mythos vom coolen Weltbürger hat jedoch in diesen Tagen einen Riss bekommen. Die Gefahr von Pandemien ist einer der Schatten der Globalisierung. Wer mit wenig auskommt und sowieso gern daheim bleibt, ist derzeit im Vorteil. Und wer einen zurückgezogenen Lebensstil hasst, wird unversehens zu einem solchen gezwungen. Es ist Zeit, den zerstörerischen Lebensstil unbegrenzter Mobilität zu überdenken - jedoch ohne einen Beigeschmack von schädlichem Nationalismus. Von Götz Eisenberg

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12. April 2020 | Gesellschaft
Sozialdarwinismus versus Solidarität

Corona-Tagebuch, Teil 9. "Das ganze Theater - nur wegen ein paar alten Leuten, die sowieso bald gestorben wären." Auch solche Meinungen hört man in den Corona-Tage. Besonders scheint es viele zu schmerzen, dass Senioren auf diese Weise - mehr noch als ohnehin schon - zu "Wirtschaftsschädlingen" werden. Götz Eisenberg, der die staatsoffizielle Haltung zu Corona sonst durchaus hinterfragt, widerspricht hier vehement. Jedes Leben ist zu schützen, und wer erst damit beginnt, nach der Nützlichkeit und Verwertbarkeit menschlichen Lebens zu fragen und dementsprechende Rankings einzuführen, der öffnet eine Büchse der Pandora, aus der neue Exzesse der Unmenschlichkeit quellen könnten. Von Götz Eisenberg.

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10. April 2020 | Gesellschaft
Das Leben ändern?

Corona-Tagebuch, Teil 8. Kann uns Corona zur Besinnung bringen? Wird die Erfahrung, auf uns selbst - auf die Einsamkeit - zurückgeworfen zu sein und gar durch die Bedrohung die Nähe des Todes zu spüren, dazu führen, dass viele ihre Prioritäten überdenken? Ja, der Verlust von Freiheiten, von körperlicher Gemeinschaft, von "Spaß"-Angeboten tut weh. Und die Auswüchse gegenseitigen Misstrauens, die Epidemie von Kontrolle und Konformität, die wir derzeit erleben, werden wir "nach Corona" kaum vermissen. Dennoch hat die Sehnsucht danach, dass alles wieder so wird wie vorher, ihre Tücken. "Vorher", das war ganz normaler Wahnsinn, war die systematische Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, war Zerstreuung um jeden Preis, nur um die eigene ausgehöhlte Innenwelt mit "irgendetwas" auszufüllen. Es wäre wünschenswert, wenn sich im Leben vieler Menschen ein tatsächlicher Neustart vollziehen würde. Von Götz Eisenberg.

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08. April 2020 | Gesellschaft
Das Primat der Politik und die Chance eines wirklichen Neustarts

Corona-Tagebuch, Teil 7. Merken Sie etwas? Der Staat handelt in diesen Tagen massiv gegen die Interessen der Wirtschaft. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als wäre es den Damen und Herren in den Chefetagen egal, wer unter ihnen Deutschland regiert. Nun müssen selbst Geldinteressen offenbar hinter gesundheitlichen Erwägungen zurückstehen. Während auf der einen Seite Warnungen vor zu stark staatsautoritärem Handeln berechtigt scheinen, könnten die gegenwärtigen Ereignisse auch eine Chance bergen. Gewählte staatliche Instanzen könnten sich auch in anderen Belangen von den Zwängen zu großer Rücksichtnahme auf Profitinteressen befreien und im Sinne der Gemeinschaft handeln. Dies gilt insbesondere für die Belange der Öko- und Klimakatastrophe, die "nach Corona" wieder mit Macht ins Bewusstsein rücken wird. Götz Eisenberg.

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08. April 2020 | Spiritualität
Leonardo Boff: Coronavirus: Gaias Reaktion und Rache?

Alles hängt mit allem zusammen: Das ist jetzt ein Datenpunkt im kollektiven Bewusstsein derjenigen, die eine integrale Ökologie entwickeln, wie z. B. Brian Swimme, viele andere Wissenschaftler sowie Papst Franziskus, in seiner Enzyklika "Über die Sorge des gemeinsamen Hauses". Alle Wesen des Universums und der Erde, einschließlich uns, der Menschen, sind Teil des komplizierten Netzes von Beziehungen, die in alle Richtungen gesponnen werden, sodass außerhalb dieser Beziehungen nichts existiert. Das ist auch die Grundthese der Quantenphysik von Werner Heisenberg und Niels Bohr. Von Leonardo Boff.

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04. April 2020 | Gesellschaft
Zum Verhältnis von innerer und äußerer Polizei

Corona-Tagebuch, Teil 6. Die Polizei kann nicht überall sein. Eine Tatsache, die den Staatsorganen heutzutage besonderes Kopfzerbrechen bereitet. Was hilft, sind verinnerlichte Normen und Verbote. Sigmund Freud nannte es auch das "Überich". Leider kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer massiven Erosion des Gefühls für "natürlichen Anstand". Das machen uns die Weltenlenker aus Politik und Wirtschaft sogar vor, indem sie in allen Belangen Geld über Moral stellen. Einziger Ausweg aus dem Dilemma scheint zu sein: mehr Überwachung und Polizei. Als willkommene Gelegenheit, die Menschen daran zu gewöhnen, dient derzeit Corona. Und wo "mehr Polizeipräsenz" nicht mehr hilft, greift ohnehin zunehmende die smarte Form der Repression: digitale Überwachung und Verhaltenssteuerung. Nur eines scheint undenkbar: dass Bürger der "freien Welt" tatsächlich tun, was sie selber wollen. Von Götz Eisenberg.

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02. April 2020 | Gesellschaft
Zaungäste des Fortschritts oder: Meine Quarantäne

Corona-Tagebuch, Teil 5 . Wer kommt gut damit zurecht, von seinem Staat in Isolationshaft genommen zu werden? Und wer leidet erheblich, zerbricht vielleicht sogar daran? Es kommt sicher darauf an, wie man seinen Charakter in der Zeit "vorher" entwickelt hat. Mit Corona schlägt eigentlich die Stunde der Introvertierten. Sie haben gelernt, gut mit dem Daheimsein, dem Alleinsein, mit Büchern und ihren eigenen Gedanken zurecht zu kommen. Die meisten anderen können sich nur durch das noch reichlich vorhandene digitale Angebot "retten", das ihnen die Angst vor der inneren Leere nimmt. Ist andauernde menschliche Gesellschaft überhaupt so erstrebenswert, vor allem wenn man überwiegend von "Normopathen" umgeben ist? Gerade unter den Dichtern und Denkern gab es etliche, die die Wonnen der Einsamkeit ständiger Umtriebigkeit vorzogen. Götz Eisenberg erinnert an einige von ihnen.

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31. März 2020 | Gesellschaft
In Wohn-Haft

Corona Tagebuch, Teil 4. Corona bedeutet Knast für Millionen Menschen - Unschuldige. Mit einem etwas erweiterten Gefängnishof, des bis zum nächsten Lebensmittelladen reicht oder bis zum nächsten Park. Aber, mal abgesehen von der Frage, ob das alles verhältnismäßig ist - könnte man der erzwungenen Isolation nicht auch Positives abgewinnen? War es nicht eigentlich längst fällig, dass Menschen mal mehr "zu sich kommen" und die vielfältigen Aktivitäten drosseln, mit der sie sonst ihre innere Leere zu überspielen pflegen? Götz Eisenberg war von Beruf Gefängnispsychologe. Er erklärt, dass es grundsätzlich zwei Gruppen von Menschen gibt, die verschieden auf Gefangenschaft reagieren: die einen werden zu Weisen, die anderen rasten aus. Von Götz Eisenberg.

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29. März 2020 | Gesellschaft
Ein Lackmustest für die Demokratie

Corona-Tagebuch, Teil 3. Es geht jetzt nur noch um die Eindämmung des Virus. Alles andere ist nachrangig. Wirklich? Ist der angekündigte Tod vieler kleiner Läden, tausender Existenzen, das Schließen der Gärten und - materiell gesehen noch schlimmer - der Tafeln ein hinnehmbarer Kollateralschaden? Hat man im Panikmodus wirklich alles bedacht und ein sorgfältige Güterabwägung vorgenommen? Derzeit spielen sich - ungesehen - viele tragische Schicksale ab. Wenn das Ausmaß der Verwüstungen im Nachhinein deutlich werden wird, kann es für viele zu spät sein. Wer wägt das alles ab? Wer teilt Millionen Menschen ihre Schicksale zu? In diesen Tagen triumphiert der "starke Staat", triumphieren Befehlston und Zwang. Und die Menschen? "Wir verwandeln uns aus mündigen Bürgern in Untertanen zurück", analysiert der Autor. Er betrachtet die gegenwärtige Situation als einen großen Test für uns alle. Werden wir den bestehen? Von Götz Eisenberg.

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26. März 2020 | Gesellschaft
Das Virologen-Orakel

Corona-Tagebuch 2: Satire wird schwierig, wenn das, was man sich in seinen morbiden Vorstellungen ausmalt, ständig von der Wirklichkeit eingeholt wird. Götz Eisenberg berichtet in dieser Folge seines Tagebuchs u.a. von einer durch den Krieg um Klopapier motivierten Gewalttat. Corona-Vorsicht betrachtet er als eine Frage der Mathematik. Dennoch stellt er als kritischer Zeitgenosse die Frage: Wollen die Mächtigen mit ihren Notstandsmaßnahmen nur exekutieren, wonach sie sich schon lange gesehnt haben? Von Götz Eisenberg.

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25. März 2020 | Gesellschaft
Bärlauch in den Zeiten von Corona

Corona-Tagebuch Teil 1. Auch große historische Veränderungen zeigen sich oft in vermeintlich kleinen Details des Alltags. Götz Eisenberg ist ein schreibender Flaneur, der am scheinbar Zufälligen das Wesentliche und Signifikante herauszuarbeiten versteht. Was sagt das Verhalten der Menschen unter dem Druck der Corona-Krise über die in unserem Land herrschende Mentalität aus? Muss man die Regierung für ihre rigiden Maßnahmen kritisieren oder eher die "Spaßgesellschaft", die ungeachtet medizinischer Notwendigkeit ihre Ignoranz zelebriert? Beides, zeigen die differenzierten Betrachtungen des Autors. Schlimmes und schon überwunden Geglaubtes zeigt sich im Krisenmodus. Selbst menschenverachtende Ansichten der Art: "Es sterben ja nur ein paar Alte, Hauptsache die Starken überleben". Götz Eisenberg wird in der nächsten Zeit weitere Folgen seines "Corona-Tagebuchs" veröffentlichen. Götz Eisenberg.

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