Naher und Mittlerer Osten
25. April 2005
Einige Gedanken zum AkademikerboykottUnglücklicherweise scheint im Augenblick der schlimmste Feind Israels die eigene, demokratisch gewählte Regierung zu sein. Das oberste Gebot dieser Regierung ist die Siedlungserweiterung, zusammen mit Landenteignung und der Massenverhaftung von Palästinensern. Ich unterstütze voll und ganz Initiativen von US-Aktivisten, die versuchen, den Fluss absurder US-Gelder für die Besatzung zu stoppen - nicht nur um der Palästinenser, sondern auch um meines eigenen Volkes willen, da Sharon die Zukunft beider Völker zerstört. Ich unterstütze auch die Aufrufe für selektives Nicht-Investieren in Gesellschaften, die durch die Besatzung profitieren. Von Victoria Buch. (mehr...) 24. April 2005 Für wen läuten die Glocken?Einem iranischen Techniker mit Namen Jalal-a-Din Taheri, der im Atomreaktor in Bushehr gearbeitet hatte, ist es gelungen, nach Europa zu fliehen, wo er die Pläne der Ayatollahs, Atombomben zu produzieren, preisgibt. Taheri wurde daraufhin von aller Welt zum Helden erklärt. Friedensorganisationen nominierten ihn für den Nobelpreis. Dies ist natürlich eine völlig fiktive Geschichte. Aber sie entspricht genau der Geschichte von Mordechai Vanunu, der von fast allen Israelis als verachtenswerter Verräter betrachtet wird - was beweist, dass Verrat genau wie Pornographie ein geographisches Problem ist. Von Uri Avnery. (mehr...) 21. April 2005 Gaza: Erinnerung und VerzweiflungAuch Kassim besitzt die amerikanische Staatsbürgerschaft. Wenn er will, kann er Gaza jederzeit den Rücken kehren. Aber er hat sich zum Bleiben entschlossen. “Wenn wir alle gehen - wer wird bleiben und die Geschichte erzählen?” fragt er mit ernster Stimme. In Gaza zu leben bereitet Schmerzen. Das war schon immer so. Selbst die nicht weniger leidgeprüften Bewohner der Westbank bedauerten uns Gazaer. Der Gazastreifen gilt als das “größte Freiluftgefängnis der Welt” - das zum einen - und mein altes Viertel war lange bekannt als das “Hungertod-Lager”. Von Ramzy Baroud. (mehr...) 20. April 2005 Was geht hinter dem Rauchvorhang des Gaza-Rückzugs vor sich?Scharon reist als Friedensheld in die USA, so, als hätte er Gaza bereits evakuiert, so, als müssten nur noch ein paar Folgemodalitäten ausgearbeitet werden. Derweil wird von der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen, was in der Westbank vor sich geht. Nach wie vor überschwemmen uns die Medien täglich mit wilden Rückzugsnachrichten. Bis jetzt existiert der Loslösungsplan, der Abzug aus Gaza, allerdings lediglich auf dem Papier. Von Tanya Reinhart. (mehr...) 19. April 2005 Die hundert Tage von Abu MazenBush will ihm wirklich helfen. Er lobt ihn öffentlich, weist Sharons Bemühungen, ihn herabzusetzen zurück, schickt ihm geachtete Botschafter. Aber nichts hat sich tatsächlich verändert: die israelische Besatzung ist nicht erträglicher geworden, die täglichen Demütigungen an den Kontrollpunkten gehen weiter und der Mauerbau auch. Kein einziger “Außenposten” ist abgebaut worden, die Siedlungen werden erweitert. Die israelische Armee benimmt sich in der Westbank, als wäre nichts geschehen; hier wird getötet, dort verhaftet. Von Uri Avnery. (mehr...) 18. April 2005 Stellt euch das vor und versucht zu verstehen!Ich bitte euch dringend: kommt her und seht selbst, was hier in Palästina in der Vergangenheit geschah, hört die Geschichten, die ihr nie gehört habt und seht, was jetzt geschieht. Dann macht euch selbst ein Urteil. Ihr werdet Menschenrechtsverletzungen sehen, Landraub, eine schmutzige große Betonmauer, institutionalisierten Rassismus und Apartheid, dehumanisierende Kontrollpunkte, Gewalttätigkeit, die nicht bestraft wird, den Bruch von UN-Resolutionen, Missachtung des Internationalen Rechts …. all dies in einer “Demokratie” nach westlichem Stil …. und die Welt lässt es geschehen. Von Donna, Mitglied von International Solidarity Movement. (mehr...) 17. April 2005 "Ich bin es leid, über Trauer und Elend zu berichten." Ein Brief aus PalästinaEs schmerzt, wenn so viele Menschen in der Welt sich für uns freuen und wir diese Freude nicht voll teilen können. Sie denken, es sei schon Frieden bei uns, denn Israel habe mehr Ruhe. Fragt jemand, ob die Palästinenser auch Ruhe haben? Die Gewalt der Besatzung entscheidet über unser Leben, bestimmt unsere Zukunft und diktiert das Geschehen. Das Schöne, worüber ich heute berichten möchte: Es ist meine Liebe und Verbundenheit mit der Natur und mit den Menschen, es ist die Friedens- und Erziehungsarbeit mit den Jugendlichen in Palästina. Von Sumaya Farhat-Naser. (mehr...) 15. April 2005 Kann Kriegsdienstverweigerung die Besetzung beenden?Die Bewegung der Kriegsdienstverweigerer in Israel ist in den letzten Jahren schnell gewachsen. In der israelischen Gesellschaft hat die Entscheidung, den Militärdienst in den besetzten Gebieten zu verweigern und ein so genannter “Refusenik” zu werden, an Akzeptanz gewonnen. Nach Meinung des optimistischen Direktors von Courage to Refuse (Mut zur Verweigerung), Arik Diamant, kann die Bewegung etwas erreichen, was für viele noch undenkbar ist. “Wir stoßen auf sehr gute Resonanz”, erklärt Diamant. “Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden wir die Besetzung beenden.” Von Martin Smedjeback. (mehr...) 13. April 2005 Fragiler FriedenTV-Nachrichtenprogramme und Zeitungen in aller Welt berichteten gestern erstaunlich einmütig über die Bedrohung des “fragilen Friedens”, den Israelis und Palästinenser angeblich in den letzten Monaten genossen. Wodurch bedroht? Durch die Tötung dreier palästinensischer Jugendlicher im Gazastreifen. Die Teenager waren erschossen worden. In Wahrheit ist der Frieden fragil und Tag für Tag bedroht. Täglich kommt es zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten Zwischenfällen - Demütigungen, Landraub, Gewalt - begangen durch das brutale israelische Militär bzw. (jüdische) Siedler. Von John Petrovato. (mehr...) 11. April 2005 Erschießt nicht den Croupier!Als einer anständigen Person erwartet man von mir, dass ich mit den Siedlern von Gush Kativ Mitleid empfinde, dass ich sie umarme und eine Träne wegen ihres Leidens vergieße. Und es gibt tatsächlich Gründe für Mitleid. Wenn Menschen aus ihrem Umfeld, in dem sie Jahrzehnte gelebt haben, gerissen werden. Wenn Leute mittleren Alters gezwungen werden, ihr Leben völlig neu zu beginnen. Wenn Kinder, die dort geboren wurden, gezwungen werden, in Schulen anderer Orte zu wechseln. Aber - so sehr ich es auch versuche - ich kann wirklich nicht viel Mitleid für sie aufbringen. Von Uri Avnery. (mehr...) |
|