Naher und Mittlerer Osten
28. März 2008
Merkels Knesset-Rede und die Palästinenser: Kein Weg aus der EskalationWenn drei Viertel der Palästinenser die Beendigung der Verhandlungen zwischen dem Präsidenten der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, und den Israelis fordern, weil sie ergebnislos verlaufen, und 64 Prozent den Beschuss Israels mit Raketen vom Gaza-Streifen aus befürworten, ist unser Bild von Palästina offenbar korrekturbedürftig. Nie zuvor hat eine Mehrheit die Beendigung der Gespräche und den Beschuss Israels befürwortet. Nie gab es eine größere Unterstützung für Gewalt in den vergangenen 15 Jahren. Die Ursache dieses für alle Seiten katastrophalen Ergebnisses sieht das Palestinian Center in den rund 130 Toten, die die jüngsten Angriffe der israelischen Armee in Gaza gekostet haben und in der Ankündigung, die Siedlungen weiter auszubauen. Von Norman Paech. 25. März 2008 Merkel verurteilt Qassams, ignoriert aber Israels AktionenDer deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verließ Israel nur Stunden bevor die Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstagnachmittag zum Rednerpult in der Knesset schritt. Die Deutschen haben sorgfältig berechnet, dass das Gefolge von Ministern, die Frau Merkel begleiteten, sie als zu gebieterisch erscheinen lässt, als ob sie eine Herrscherin wäre, die von ihren Untertanen umgeben ist. Von Tom Segev. (mehr...) 23. März 2008 Die beiden Amerikas"Der Krieg ist eine viel zu ernste Angelegenheit, als dass man ihn dem Militär überlassen sollte", so in Talleyrands unvergesslichen Worten. Im selben Geiste könnte man sagen: die amerikanischen Präsidentschaftswahlen sind eine viel zu ernste Angelegenheit, um sie den Amerikanern zu überlassen. Die USA sind nun die einzige Supermacht der Erde. Es wird noch eine Weile so bleiben. Die Entscheidungen des US-Präsidenten gehen jedes Lebewesen auf der Welt an. Leider ist es den Bürgern der Welt nicht erlaubt, an den Wahlen teilzunehmen. Von Uri Avnery. 18. März 2008 Die nichtssagenden Proteste der Palästinensischen AutonomiebehördeDie ranghohen Beamten der palästinensischen Behörden können berechtigterweise sagen, dass der Siedlungsbau trotz vieler Proteste und Verurteilungen von ihrer und anderer Seite weitergeht. Die Siedlungen dehnen sich weiter aus, zusammen mit dem für Palästinenser verbotenen Straßensystem. Die Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) werden sagen, dass die entgegengesetzten Taktiken zu Verhandlungen und Protesten - Qassamraketen, Guerilla-Operationen und Selbstmordangriffe - der Sache nicht gedient haben. Doch Verhandlungen und bewaffneter Kampf sind nicht die einzigen Methoden, um gegen die Besatzung zu kämpfen. Von Amira Hass. (mehr...) 16. März 2008 "Ich kam, ich sah, ich zerstörte"Was in dieser Woche geschah, ist so über alle Maßen empörend und unverschämt, dass es sogar für eine so unverantwortliche Regierung wie die unsere außergewöhnlich war. Am Horizont nahm eine de facto Einstellung der Feindseligkeiten schon Gestalt an. Die Ägypter bemühten sich sehr, dies in eine offizielle Waffenruhe umzuwandeln. Die Flammen waren schon sichtbar kleiner geworden. Der Abschuss von Qassam- und Gradraketen aus dem Gazastreifen nach Israel war von Dutzenden pro Tag auf zwei oder drei gesunken. Und dann geschah etwas, das die Flammen wieder höher schlagen ließ. Von Uri Avnery. (mehr...) 14. März 2008 Atomstreit mit IranIm November letzten Jahres warteten die amerikanischen Geheimdienste mit einer handfesten Überraschung auf. In einer gemeinsamen Bewertung hielten sie öffentlich fest: Der Iran hat kein aktives militärisches Nuklearprogramm. Das schien deutlich. Eine heftige Ohrfeige für Präsident Bush und seine konfrontative Iran-Politik. Der ständig wiederholten Behauptung, der Iran baue mit Hochdruck an der Bombe, schien der Boden entzogen zu sein. Und damit auch militärischen Drohungen sowie den US-Forderungen nach verschärften Sanktionen gegen Teheran. Doch dieser Eindruck täuschte gewaltig. Von Otfried Nassauer. 13. März 2008 Das Mega-Gefängnis PalästinaIn verschiedenen Artikeln behauptete ich, dass Israel gegenüber den Palästinensern im Gazastreifen eine genozidale Politik durchführt, während auf der Westbank die ethnische Säuberung weiter geht. Ich behauptete, dass die genozidale Politik eine Folge des Fehlens von Strategie sei. Das Endergebnis ist bis jetzt die Eskalation von willkürlichem Töten von Palästinensern - mehr als hundert in den ersten Tagen des März 2008, was leider das Adjektiv "genozidal" bestätigt, das ich und andere dieser Politik zuschreiben. Aber es war noch keine Strategie. Von Illan Pappe. 10. März 2008 "Töte hundert Türken und dann ruh dich aus!....."In dieser Woche wurde ich an eine alte Geschichte über eine jüdische Mutter erinnert, die sich von ihrem Sohn verabschiedet, der zum Militärdienst in die Zarenarmee gegen die Türken einberufen wurde. "Streng dich nicht zu sehr an", ermahnte sie ihn, "töte einen Türken und ruh dich aus. Töte noch einen Türken und ruh dich wieder aus...". "Aber Mutter", fragte er, "und wenn der Türke mich tötet?" "Dich töten?", rief sie aus "Warum? Was hast du ihm denn getan?" Dies ist kein Witz. Ich wurde daran erinnert, als ich Ehud Olmerts Bemerkung las, dass nichts ihn so in Rage gebracht habe, wie der Freudenausbruch in Gaza nach dem Angriff in Jerusalem, bei dem acht Studenten einer religiösen Schule (Yeshiva) getötet worden waren. Von Uri Avnery. 04. März 2008 Pass zum FortschrittIch habe oft gesagt, dass die Schicksale der Israelis und der Palästinenser unentwirrbar verknotet sind, und dass eine militärische Lösung des Konflikts nicht möglich ist. Meine kürzlich erfolgte Annahme der palästinensischen Staatsbürgerschaft hat mir die Gelegenheit gegeben, dies deutlicher zu machen. Von Daniel Barenboim. (mehr...) 03. März 2008 Guten Morgen, HamasWir leben in einer Welt von Gespenstern und Dämonen. Wir führen nicht Krieg gegen lebendige Menschen und wirkliche Organisationen, sondern gegen Dämonen und Teufel, die nur unsere Vernichtung im Sinne haben. Es ist der Krieg der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Dunkelheit, der absoluten Gerechtigkeit gegen das absolute Böse. So sieht es bei uns aus, so sieht es auch auf der anderen Seite aus. Lasst uns versuchen, diesen Krieg aus den Gefilden der Halluzinationen auf den Boden der Tatsachen zu holen. Von Uri Avnery. |
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