Schmid, Michael
10. Januar 2024
Hass und Krieg verlernenWegen meines Wehrdienstes vor fünfzig Jahren bin ich Kriegsdienstverweigerer und Pazifist geworden. Bei meinem ersten und einzigen Scharfschießen sollte ich "dem bösen Russen mitten ins Gesicht schießen" schießen. Das hat mir nachdrücklich vor Augen geführt, für was ich da trainiert werden sollte. Auf wildfremde Menschen schießen, das wollte ich nicht. Ich bin Mitglied von pazifistischen Organisationen geworden und habe die Grundsatzerklärung der "War Resisters' International" unterzeichnet: "Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten." Diese Selbstverpflichtung gilt für mich bis heute. Den russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 verurteile ich daher als ein Verbrechen - wie jeden anderen Krieg. Allerdings ist nach meinem Verständnis von Politik - und das nicht nur aus pazifistischer Sicht - darauf zu bestehen, die Vorgeschichte einzubeziehen. - Beitrag von Michael Schmid für das Buch "Bedrohter Diskurs - Deutsche Stimmen zum Ukrainekrieg" (Donat-Verlag 2024). (mehr...) 06. Dezember 2023 Bericht von der Lebenshaus-Tagung "We shall overcome!" 2023Wie schon in den vergangenen zehn Jahren hatte der Verein "Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie" für den 14. Oktober 2023 zu seiner 11. Tagung "'We shall overcome!' Gewaltfrei für die Vision einer Welt ohne Gewalt und Unrecht" ins evang. Gemeindehaus nach Gammertingen eingeladen. Wir waren sehr erfreut, dass 44 Menschen an der Tagung teilnahmen. Sie empfanden die Tagungsbeiträge als bewegend und als für sie persönlich anregend und ermutigend, so die vielfachen Rückmeldungen. Axel Pfaff-Schneider hat die Beiträge des ehemaligen hauptamtlichen Mitarbeiters der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, Christoph Besemer, der ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Mitarbeiterin der Gesellschaft Kultur des Friedens, Tübingen, Heike Hänsel, sowie von Katrin Warnatzsch und Michael Schmid, die den gastgebenden Verein mitgründeten, die ausführlich von ihrem zum Teil jahrzehntelangen Engagement berichteten, zusammengefasst. (mehr...) 05. Dezember 2023 Michael Schmid: "Ich wuchs mit viel 'Kriegsmüdigkeit' auf"Michael Schmid geht in diesem Artikel auf die aus der Bundesregierung zu hörenden Forderungen nach "Kriegstüchtigkeit" ein und, dass wir "nicht kriegsmüde" werden dürften. Dabei erinnert er sich angesichts der extrem martialischen Töne sowie der ungeheuren Aufrüstung an seine Kindheit und Jugendzeit in der Nachkriegszeit, als er mit viel "Kriegsmüdigkeit" aufwuchs. Heute im Zeitalter der "Zeitenwende" seien solche Erinnerungen offensichtlich nicht mehr angesagt, vielmehr gelte es wohl für die Mehrzahl von politischen, militärischen, wirtschaftlichen und journalistischen Akteure, den Blick nach vorne zu richten und alles der Kriegsvorbereitung und Kriegsführung zu unterwerfen. Es stelle sich die Frage, warum es keinen großen Aufschrei angesichts so viel "politischer Unvernunft" (Ekkehard Krippendorff) gebe, den Krieg zu verharmlosen und zu verherrlichen. (mehr...) 21. Oktober 2023 Vor 40 Jahren: Die Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm 1983Am 12.12.1979 hatte die NATO einen "Doppelbeschluss" gefasst. Sie kündigte die Stationierung der neuen atomaren Mittelstreckenwaffen Pershing II und Cruise Missiles für Ende 1983 als "Nachrüstung" an, wenn zuvor Verhandlungen über einen Abbau von sowjetischen atomaren Mittelstreckenwaffen scheitern sollten. Dieser NATO-Beschluss hatte unmittelbar eine bisher nicht dagewesene Mobilisierung der Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland und in Westeuropa ausgelöst. In der "Nachrüstung" wurde aufgrund völlig neuer Qualitäten der Atomwaffen eine enorm sich steigernde Atomkriegsgefahr gesehen. Die aufsehenerregende Menschenkette über 108 Kilometer zwischen Stuttgart und Neu-Ulm, an der rund 400.000 Menschen teilnahmen, war eine sehr bedeutsame Aktion der damaligen Friedensbewegung. Der 40. Jahrestag am 22. Oktober 2023 ist Anlass, nochmals an diese riesige Volksversammlung zu erinnern. Von Michael Schmid. 16. Oktober 2023 Michael Schmid: "Erinnern, Gedenken, Verantwortung übernehmen - die Häftlinge des KZ Heuberg vor 90 Jahren nicht vergessen!"Der Verein Lebenshaus Schwäbische Alb hat am 15. Oktober 2023 eine Gedenkveranstaltung in unmittelbarer Nähe des früheren Konzentrationslagers Heuberg durchgeführt. Dieses KZ wurde wenige Wochen, nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, als wohl erstes KZ in Deutschland am 20. März 1933 eingerichtet. Dort waren in wenigen Monaten seines Bestehens rund 3400 in erster Linie politische Oppositionelle inhaftiert wurden. Für sehr viele wurde das eine der ersten "Stationen zur Hölle" (Julius Schätzle). Wir dokumentieren nachfolgend die Rede, mit der Michael Schmid über das KZ Heuberg und die Bedeutung der frühen Konzentrationslager informiert. In einem zweiten Teil ging es um Verantwortung, die wir heute und in Zukunft über das Erinnern und Gedanken hinaus übernehmen sollten. In die Rede eingestreut wurden die vier Lieder der "Mauthausen-Kantate" des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis durch das Aktionsorchester Lebenslaute Süd unter Leitung von Bernd Geisler. (mehr...) 14. September 2023 Kapitalismus verstehen und überwindenDass es so nicht weiter gehen kann angesichts von Klimaerhitzung und ökologischer Zerstörung, von Kriegen und atomarer Bedrohung, Armut und Hunger, ist vielen von uns mehr oder weniger bewusst. Wo aber genau liegen die Ursachen und vor allem, wie kann, wie muss es anders werden? Eine Besprechung von drei Büchern, die Mut machen, gegen die angebliche Alternativlosigkeit anzudenken und anzukämpfen. Für das Leben und Überleben auf diesem Globus. Von Michael Schmid. (mehr...) 10. September 2023 Vor 50 Jahren in Chile: Blutiger Militärputsch am 11. September 1973In diesem autobiografisch gefärbten Beitrag möchte ich an ein Ereignis erinnern, das vor 50 Jahren die Welt erschütterte. Am 11. September 1973 gab es einen blutigen Militärputsch in Chile gegen die demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular ("Volkseinheit"), einem Bündnis linker Parteien unter Führung des Sozialisten Salvador Allende. Ein auch für mich persönlich prägendes Ereignis. Von Michael Schmid. (mehr...) 10. August 2023 Michael Schmid: Hiroshima und Nagasaki waren ein Massenmord mit Hunderttausenden Opfern ohne Ende bis heuteAm Nagasaki-Gedenktag, 9. August 2023, blickte Michael Schmid in einem Redebeitrag bei einer Mahnwache in Gammertingen zunächst auf die historische Entwicklung von Atombomben, die Entscheidung zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki und deren Folgen zurück und ging in einem zweiten Teil auf die aktuelle Atomwaffensituation ein. Unterbrochen wurde die Rede durch einen Bericht eines Überlebenden des Angriffs auf Nagasaki sowie einem schweigenden Gedenken an die Atombombenopfer und an alle Opfer von Kriegen. Nachfolgend die Beiträge, die bei der Mahnwache vorgetragen wurden. (mehr...) 19. Juni 2023 40 Jahre nach der "Prominentenblockade": Gedanken zu MutlangenKürzlich ergab sich die Gelegenheit zu einem Besuch in Mutlangen, jener Gemeinde, die in den 1980er-Jahren als Stationierungsort der Pershing II-Atomraketen und als Symbol des gewaltfreien Widerstandes gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen Weltgeschichte schrieb. Beim Gang über die Mutlanger Heide schweiften meine Gedanken zurück in die Zeit vor nunmehr ziemlich genau 40 Jahren, als ich zum ersten Mal dort war. Damals wurden vom 1.-3. September 1983 die Zugänge zum US-Airfield in Mutlangen blockiert. Dies erregte weltweites Aufsehen. Rund 1.000 Menschen nahmen daran teil. Darunter befanden sich bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Albertz, Heinrich Böll, Günter Grass, Dietmar Schönherr, Oskar Lafontaine, Erhard Eppler, Bernt Engelmann, Walter und Inge Jens, Petra Kelly und Gert Bastian. Weil weit über 100 "Promis" an der Aktion teilnahmen, ging diese dann als "Prominentenblockade" in die Geschichtsbücher ein. Von Michael Schmid. (mehr...) 18. Juni 2023 Nicht mit der Welt der "Realisten" abfindenAngesichts des Kriegs in der Ukraine und weiteren Kriegen, vielfacher Gewalt in den unterschiedlichsten Bereichen und einem Krieg gegen den Planeten, ist es nicht leicht, am Traum festzuhalten, dass eine andere Welt möglich ist. "Das ist doch nur ein schöner Traum!" Wer hätte einen ähnlichen Ausspruch in solchen und anderen Zusammenhängen nicht schon gehört. Er wird von Menschen verwendet, die für sich in Anspruch nehmen, Realisten zu sein. Und die ziemlich genau wissen, was geht und was nicht, was richtig, was falsch ist. Von Michael Schmid. (mehr...) |
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