Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Michael Schmid: “Erinnern, Gedenken, Verantwortung übernehmen - die Häftlinge des KZ Heuberg vor 90 Jahren nicht vergessen!”

Der Verein Lebenshaus Schwäbische Alb hat am 15. Oktober 2023 eine Gedenkveranstaltung in unmittelbarer Nähe des früheren Konzentrationslagers Heuberg durchgeführt. Dieses KZ wurde wenige Wochen, nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, als wohl erstes KZ in Deutschland am 20. März 1933 eingerichtet. Dort waren in den rund zehn Monaten des Bestehens in erster Linie politische Oppositionelle inhaftiert. Für sehr viele wurde das eine der ersten "Stationen zur Hölle" (Julius Schätzle). Wir dokumentieren nachfolgend die Rede, mit der Michael Schmid über das KZ Heuberg und die Bedeutung der frühen Konzentrationslager informierte. In einem zweiten Teil ging es um Verantwortung, die wir heute und in Zukunft über das Erinnern und Gedanken hinaus übernehmen sollten. In die Rede eingestreut wurden die vier Lieder der "Mauthausen-Kantate" des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis durch das Aktionsorchester Lebenslaute Süd unter Leitung von Bernd Geisler. Die berührende Veranstaltung fand bei der vom SPD-Landesverband Baden-Württemberg 1983 initiierten kleinen Gedenkstätte statt, mit der am Rand des Truppenübungsplatzes an das frühere KZ und seine Opfer erinnert wird..

Von Michael Schmid - Rede bei der Gedenkveranstaltung "Erinnern, Gedenken, Verantwortung übernehmen - die Häftlinge des KZ Heuberg vor 90 Jahren nicht vergessen!" am 15.10.2023

Am 30. Januar 1933 wurde der Naziführer Adolf Hitler durch Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Der Aufruf der KPD zum Generalstreik für den Tag darauf wurde im Wesentlichen nur in Mössingen befolgt, also einem damaligen Dorf am Albrand, nicht allzuweit von hier entfernt, wo 800 Menschen ihre Arbeit niederlegten.

Der "Reichstagsbrand" vom 27. Februar 1933 wurde von der NS- Führung genutzt, um die hemmungslose Verfolgung von Regimegegnern zu verschärfen. Bereits einen Tag später wurde durch den Reichspräsidenten die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" erlassen, kurz: Reichstagsbrandverordnung. Mit dieser wurden einerseits wesentliche Grundrechts-Artikel der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt; und andererseits wurde das Prinzip der "Schutzhaft für Staatsfeinde" in Gang gesetzt, welches sich außerhalb des staatlichen Justizsystems befand. D.h. die Inhaftierung in die Gefängnisse und dann in die KZs erfolgte unter Umgehung der Justiz.

Damit war der Weg freigeräumt für die nunmehr legalisierte Verfolgung der politischen Gegner der NSDAP durch Polizei und SA. Es wurden zwar am 5. März 1933 Reichstagswahlen abgehalten, die insbesondere für die KommunistInnen schon keine "freie Wahlen" mehr waren. Nun erwies sich die Reichstagsbrandverordnung für die Nazis als eine entscheidende Etappe bei der Ausschaltung seiner politischen und weltanschaulichen GegnerInnen und in der Errichtung der NS-Diktatur. Bei den nun erfolgten Massenverhaftungen ohne Rechtsverfahren im März 1933 wurden die Verhafteten ohne Angabe von Rechtsgründen mit dem Instrument der "Schutzhaft" in die Sturmlokale und Prügelkeller der SA verschleppt oder in die bestehenden Polizei- und Amtsgerichtsgefängnisse eingeliefert. Diese waren bald völlig überfüllt.

So entstanden ab März 1933 im Deutschen Reich mindestens 80 Orte, an denen über 100.000 Menschen in "Schutzhaft" genommen wurden. Viele dieser Orte wurden zunächst offiziell als Konzentrationslager bezeichnet. Dazu gehörte ab dem 20. März 1933 hier das KZ Heuberg.

Für das KZ wurden Gebäude der hier vorhandenen ehemaligen Kaserne genutzt. Diese hatte das Großherzogtum Baden hier in Stetten am kalten Markt samt Truppenübungsplatz ab 1912 für badische Truppen errichten lassen. Der damalige Beschluss wurde von der Stettener Bevölkerung mehrheitlich sehr begrüßt. Denn das hochgelegene Bauerndorf mit seinen miserablen Böden war für die Landwirtschaft wenig geeignet und entsprechend herrschten ärmliche Verhältnisse vor. Die nun zum Garnisonsort gewordene Gemeinde erlebte einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung, gerade auch im Ersten Weltkrieg. Die Bevölkerung verdoppelte sich in den wenigen Jahren bis zum Kriegsende. Doch nach dem verlorenen Krieg benötigte die Reichswehr Kaserne und Truppenübungsplatz auf dem Heuberg nicht mehr. Dies schlug sich auf die wirtschaftliche Situation in Stetten sehr negativ nieder. Stattdessen wurde 1920 das gesamte Lager und der Platz dem Karlsruher Verein "Kinderheilfürsorge Heuberg e.V." übergeben. Es wurde dann von reformfreudigen PädagogInnen als Kindererholungsheim genutzt - von Armut betroffene Kinder wurden aufgepeppelt und gestärkt; insgesamt waren rund 100.000 Kinder zur Erholung in der ehemaligen Kaserne. Diese zivile Nutzung war allerdings für die Stettener Bevölkerung weniger ertragreich. Sie begrüßte es dann eher, als das württembergische Innenministerium im März 1933 die Kaserne beanspruchte, um hier ein KZ für Württemberg-Hohenzollern einzurichten.

Dieses also vor 90 Jahren hier auf der Schwäbischen Alb entstandene KZ war vermutlich das erste in Deutschland, auf jeden Fall das erste in Württemberg. Es unterstand der politischen Polizei, zum Wachpersonal gehörten SA-Männer. Das Konzentrationslager wurde für "ordnungsgefährdende Elemente" eingerichtet, in erster Linie Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter. Sie wurden als "vorbeugende Maßnahme" in "Schutzhaft" genommen, um damit "staatsfeindliche Elemente auszuschalten". Schon in den ersten Wochen nach der Errichtung waren über 2.000 Männer aus Württemberg, Hohenzollern und auch einige aus Baden zum Zweck der "Umerziehung" inhaftiert, wie es in breiter propagandistischer Publizität hieß. Das KZ Heuberg war mit insgesamt etwa 3400 Häftlingen im Jahr 1933 eines der großen, im April 1933 sogar das größte KZ im Deutschen Reich.

Eingesperrt wurden hier auch einige prominente Menschen. So wurde Fritz Bauer, der sich als Mitbegründer des Republikanischen Richterbunds in Württemberg und als Funktionär des SPD-nahen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold politisch betätigt hatte, am 23. März 1933 aus seinem Amtszimmer im Stuttgarter Amtsgericht abgeführt und in das KZ Heuberg gebracht, wo er acht Monate lang gefangen gehalten wurde. Fritz Bauer hat später - ab 1959 - als hessischer Generalstaatsanwalt begonnen, die Verbrechen im Vernichtungslager Auschwitz vor Gericht zu bringen. Etwas, was für die Geschichte der Bundesrepublik von herausragender Bedeutung war, denn bis dahin hatten die Täter unbehelligt im Westen Deutschlands leben können. Das Schicksal der Inhaftierung im KZ Heuberg teilte auch der frühere Reichstagsabgeordnete und spätere SPD-Parteivorsitzende Kurt Schumacher ab 6. Juli 1933, ebenso wie auch nahezu die komplette obere und mittlere Funktionärsebene der KPD in Württemberg und Baden, Landtags- und Reichstagsabgeordnete, weitere Sozialdemokraten und auch Mitglieder anderer Parteien.

Die Häftlinge wurden alle ohne richterlichen Haftbefehl oder ordentliches Strafverfahren ins KZ Heuberg eingesperrt und waren perversen Demütigungen, Willkür und Gewalt ausgeliefert. Katrin Warnatzsch liest einen kurzen Auszug aus dem Buch von Markus Kienzle über das KZ Heuberg vor: 

"Misshandlungen und Schikanen gehörten spätestens seit dem Wechsel in der Lagerleitung … zu Karl Buck, Mitte April, zum Lageralltag auf dem Heuberg. Dabei lassen sich grob zwei Bereiche unterscheiden. Angriffe gegen den Körper und die Psyche des Häftlings. Der Körper wurde mit Holzprügeln und Koppelriemen geschlagen und mit Polizeistiefeln getreten. Die Häftlinge wurden auf dem Speicher, der Schlagzeile, bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen, sie wurden die Treppen rauf und runter gehetzt und bei den Brunnen im Hof regelrecht gefoltert.

Die Drohungen mit dem Tod durch Erschießen führten zu Nerven-zusammenbrüchen und zu irreparablen psychischen Schäden. Dazu kam die ständige Erniedrigung der Häftlinge, die einen weiteren Angriff auf deren Psyche darstellte. Die Häftlinge sollten ihre eigene Ohnmacht spüren, um die Macht der Herrschenden anzuerkennen: Den Fliegendreck an den Flurfenstern mit Zeitungspapier herauskratzen, die Treppen mit dem Kopf nach unten reinigen, damit sie nach Beendigung der Arbeit durch einen Eimer Schmutzwasser wieder verdreckt und dann erneut gereinigt werden mussten, einen Korb mit Kieselsteinen ausleeren und wieder einsammeln, um den Korb dann wieder auszuleeren.

Dies alles waren Maßnahmen, um die Häftlinge mit ihrer Ohnmacht zu konfrontieren. Einigen Häftlingen wurde beim Abrasieren ihrer Haare ein Hakenkreuz stehengelassen, in der Suppe schwammen kleine Haken-kreuznudeln. Die Missachtung jeglicher Schamgrenzen, indem einzelne Häftling gezwungen wurden, die Klosetts mit der Zahnbürste zu reinigen, stellte hierbei einen Höhepunkt dar. … Die Gewalt wurde unvermittelt ausgeübt und war selten einer konkreten Tat zuzuordnen …" (aus: Markus Kienle: Das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Ulm 1998, S. 164. Das Buch kann hier heruntergeladen werden (PDF-Datei, 75 GB).

Da der Tod der Häftlinge im Lager Heuberg kein ausdrückliches Ziel war, wurden die Misshandlungen in der Regel abgebrochen, bevor sie zum Tode führten. Dennoch überlebten manche Häftlinge die schlimmen Gewaltexzesse und die Brutalität nicht, die angewendet wurde. Es gibt zwar nur einen Häftling, dessen direkte Ermordung auf dem Heuberg nachgewiesen ist - Simon Leibowitsch. Bei anderen Toten, die es laut Aufzeichnungen von Häftlingen gab, konnte die Todesursache nicht weiter geklärt werden. Und dann wird auch noch von einer Reihe von indirekten Todesfällen infolge der Misshandlungen und Erniedrigungen nach der Haftentlassung berichtet. So erzählt zum Beispiel der spätere Reutlinger Oberbürgermeister Oskar Kalbfell von seinem Freund Georg Zischer, damals Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes in Reutlingen, der so verprügelt und gequält wurde, dass er bald nach seiner Entlassung "körperlich und seelisch ruiniert" verstorben sei.

Mord war also in den frühen Lagern wie im KZ Heuberg noch die Ausnahme, obwohl deutschlandweit in dieser frühen Phase mehrere hundert Menschen zu Tode geprügelt und erschossen wurden oder an den Folgen der Haft starben.

Dagegen waren typisch für den Heuberg und die anderen frühen KZ "immer wieder Entlassungen und neue Verhaftungen und damit ein stetiger Fluss von Häftlingen in und aus den Lagern, um die politischen Gegner abzuschrecken und die eigenen Anhänger zu beeindrucken. Diesem Zweck diente auch die in den ersten Jahren übliche Berichterstattung, wobei die Lager als ‚Umerziehungsorte’ mit strenger, aber gerechter Behandlung inszeniert wurden." (DZOK Mitteilungen Heft 59, November 2013, S. 3f.;  Download , PDF-Datei, 1.140 KB)

Anders als die Lager des späteren Konzentrationslager-Systems war das Lager Heuberg nicht als dauerhafte Haftstätte geplant worden. Was hier ab 20. März 1933 geschah, sollte zunächst in der frühen Phase als zeitweises Mittel dienen, um die politischen Gegner zu bekämpfen und die politische Opposition zu zerschlagen und so die Diktatur zu etablieren und zu festigen. Als dann die Gebäude des KZ Heuberg für den Aufbau der Wehrmacht benötigt wurden, wurde das Lager zum Ende des Jahres 1933 geschlossen. Als Landes-KZ wurde es ab November 1933 durch das "Württembergische Schutzhaftlager Oberer Kuhberg, Ulm/Donau" ersetzt. "Schutzhaftlager" diente nun als die offizielle Bezeichnung, vor allem weil der Begriff "Konzentrationslager" international negativ wahrgenommen und die Lagerpraxis massiv kritisiert wurde. Dem wurde mit einer Propagandakampagne begegnet. Die Gefangenen des KZ Heuberg wurden entweder in die Festung Oberer Kuhberg oder in andere KZs gebracht, oder aber entlassen.

Erinnern, Gedenken, Verantwortung übernehmen

Wie bereits gesagt, hatten die frühen KZs und der mit ihnen ausgeübte Terror für die Errichtung der Nazi-Diktatur eine enorme Bedeutung: Der Terror hat irreparable Schäden bei den Opfern hinterlassen, die Angehörigen fundamental eingeschüchtert und die Arbeiterbewegung atomisiert. Dies war die Grundlage und eine erste Station zur Hölle, für die dann ein Ort wie Auschwitz steht, wo rund ein halbes Jahr nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen das größte Vernichtungslager der Nazis begonnen wurde.

Nach Kriegsende erhielten gequälte und gesundheitlich ruinierte Menschen oft nicht einmal Haftentschädigung. Was ist dagegen aus den Tätern geworden? Karl Buck war ab April 1933 gefürchteter Lagerkommandant auf dem Heuberg, dann auf dem Oberen Kuhberg, danach fand er ab 1935 seine nächste Station als Lagerkommandant im KZ Welzheim und schließlich ab 1940 im KZ Schirmeck-Vorbruck im Elsass. Er wurde nach Kriegsende wegen der im "Sicherungslager" Schirmeck-Vorbruck begangenen Morde verhaftet und sowohl von einem britischen als auch von einem französischen Militärgericht dreimal zum Tod verurteilt, später jedoch zu Lebenslänglich begnadigt.

1955 wurde er nach Deutschland ausgeliefert und daraufhin entlassen. Bis zu seinem Tod 1977 lebte Karl Buck in Rudersberg, wo er "sehr gut angesehen" war und Hühner züchtete.

An die Verbrechen der Nazis zu erinnern, den Opfern zu gedenken und Verantwortung zu übernehmen ist in der Gegenwart und auch in der Zukunft wichtig. Dafür sind Gedenkstätten und Denkmäler wichtig - wie etwa das "Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg" (DZOK) in Ulm. Hier auf dem Heuberg dürfte es ruhig noch deutlicher sichtbar werden, was hier geschah.

Aber das alleine reicht noch nicht aus, denn unsere Demokratie ist natürlich keine Selbstverständlichkeit. Um sie muss fortwährend auch gestritten und gekämpft werden. Vor und nach der Machtübernahme der Nazis war ja das Fatale, dass viele dachten, es würde sicher nicht so schlimm werden. Das gilt auch heute.

Dabei machen die Wahlergebnisse der AfD auf erschreckende Weise deutlich, wieviel Zustimmung Rechtspopulismus und Rechtsextremismus heute haben. Die AfD ist in ihrem Kern eine faschistische Partei und verbreitet offen nationalistische und rassistische Hetze, Islamfeindlichkeit und Antifeminismus, Antisemitismus sowie andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Sie relativiert die Verbrechen des Nationalsozialismus und deutet die Erinnerungskultur um. Die AfD ist der parlamentarische Arm des rechten und rassistischen Terrors. Diese Partei wird im Zuge ihrer stetigen Radikalisierung auch zunehmend zu einer Gefahr für die Demokratie. Denn der Rechtsextremismus strebt eine Abschaffung der Demokratie an. Es wäre also ein großer Fehler zu denken, das wird schon nicht so schlimm kommen.

Wo immer möglich, sollten wir uns entschieden gegen diese Partei und gegen jeglichen Rechtsextremismus wenden.

Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Demokratie sich verwirklichen oder vervollkommnen kann. Diese leidet hierzulande u.a. darunter, dass sich Arme im Gegensatz zu Reichen kaum noch an Wahlen beteiligen.

Der Rechtsextremismus- und Armutsforscher Prof. Christoph Butterwegge macht Zusammenhänge zwischen ökonomischer Globalisierung einerseits und rechtsextremer Mobilisierung andererseits aus. Er macht die Konkurrenz, die Triebkraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist, bestimmte Erblasten der politischen Kultur sowie aktuell die neoliberale Modernisierung beinahe aller Bereiche der Gesellschaft für Nationalismus, Rassismus und rechte Gewalt verantwortlich (siehe Christoph Butterwegge: Globalismus, Neoliberalismus und Rechtsextremismus ).

Es kann einem Angst und Bange werden, zu was die Vorgänge im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg führen können: Wirtschaftliche Rezession, hohe Inflationsrate und massive Verteuerung der meisten Güter durch die Sanktionspolitik, zunehmende Verarmung breiter Schichten und Vertiefung der Kluft zwischen arm und reich, Kürzungen bei den Sozialausgaben und an anderen Stellen wie z.B. bei der politischen Bildung oder bei Freiwilligendiensten, dafür aber sprunghafter Anstieg bei den Rüstungsausgaben und zudem eine Menge Geld für Waffenlieferungen an die Ukraine - und daraus resultierend hohe Gewinne für die Rüstungswirtschaft.

Vor diesem Hintergrund müssen wir uns einerseits für einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine und Verhandlungen einsetzen, des weiteren für Abrüstung statt weiterer Aufrüstung, und in der Perspektive für die Abschaffung des Militärs, die Überwindung von Kriegen, zivile, gewaltfreie Austragung von Konflikten. Und wenn ich z.B. der Analyse von Christoph Butterwegge folge, geht es um die Überwindung des Kapitalismus, um grundlegende Veränderungen der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, um soziale Gerechtigkeit, Frieden und eine intakte Umwelt zu erreichen.

In diesem Sinne lasst uns eintreten für ein nachhaltiges, solidarisches, ökologisches und weitgehend gewaltfreies Gemeinwesen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt, das niemanden ausschließt.

Hier an diesem Ort des Schreckens möchte ich enden mit dem Vermächtnis jener, die durch die Nazis gequält, gefoltert und ermordet wurden: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung fand noch ein Besuch im naheliegenden "Russenfriedhof" statt. Auf diesem gibt es u.a. einen Gedenkstein, den die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Baden-Württemberg) im Herbst 1986 eingeweiht hat: "Den erschossenen und gefallenen Antifaschisten der Bewährungsbataillone 999". In das "Bewährungsbataillon 999" bzw. "Strafbataillon 999" wurden aufgrund des Kriegsverlaufes ab 1942 politische Gegner der Nazis, die als "wehrunwürdig" galten, zum Kriegsdienst gezwungen. Die Einheiten wurden dann an besonders gefährlichen Frontabschnitten eingesetzt. Sie erhielten zuvor eine militärische Kurzausbildung u.a. hierher auf den Truppenübungsplatz Heuberg - für manche von ihnen genau an dem Ort, an dem sie zehn Jahre zuvor in KZ-Haft waren.

 


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Veröffentlicht am

16. Oktober 2023

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