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Die Hinrichtung des Martin Luther King

Von Michael Schmid

Pepper.jpg Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King umgebracht. Von einem Einzeltäter ermordet oder vom Staat bzw. mit dessen tatkräftiger Hilfe hingerichtet? Ersteres war und ist die staatlich-offizielle Version. Demnach war James Earl Ray der vermeintliche Mörder, der King vor allem aus rassistischem Hass heraus ermordet haben soll. Nachdem er verhaftet war, gestand Ray auf Anraten seines damaligen Anwalts die Tat und wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt, ohne dass ihm der Prozess gemacht worden wäre. Schon drei Tage später widerrief er allerdings sein Geständnis. Bis zu seinem Tod 1998 beteuerte Ray immer wieder seine Unschuld.

Es gibt aber die andere Mordversion, nämlich dass King sterben musste, weil er durch seine Fähigkeit, eine Massenbewegung gegen den Vietnamkrieg und die Armut zu organisieren, zu einer Bedrohung für die amerikanische Regierung und die Rüstungsindustrie geworden war. Zu dieser festen Überzeugung gelangte außer der King-Familie vor allem der Anwalt William F. Pepper, der über 20 Jahre lang in Sachen Ermordung von Martin Luther King recherchiert hat. Vielleicht etwas paradox für einen Freund von King: ausgerechnet er wurde zum Anwalt des offiziell als dessen Mörder verurteilten Ray, von dessen Unschuld er überzeugt ist.

Es war ganz wesentlich auch Peppers Verdienst, dass endlich im Jahr 1999 das erste und bisher einzige Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit der Ermordung Kings stattfand. Das Geschworenengericht in Memphis betrieb drei Wochen lang intensive Beweisaufnahme und hörte dabei 70 Zeuginnen und Zeugen an. Die Geschworenen, sechs schwarze und sechs weiße Bürger, kamen zu dem Urteilsspruch, dass der weiße Wirtshausbesitzer Loyd Jowers und “andere, einschließlich Regierungsagenturen”, sich verschworen hatten, King umzubringen. Aus diesem spektakulären Gerichtsverfahren muss der unvermeidliche Schluss gezogen werden, dass dieselbe Regierung, die Martin Luther Kings Geburtstag später zu einem Feiertag erklärte, ihn auch getötet hat.

In seinem neuen Buch “Die Hinrichtung des Martin Luther King. Wie die amerikanische Staatsgewalt ihren Gegner zum Schweigen brachte” dokumentiert William F. Pepper sehr detailliert seine Beweise und zeigt gleichzeitig auf, wie diese von Regierungsseite ignoriert wurden. Dieses Buch liest sich über weite Strecken spannend wie ein Politthriller. Es ist aber ein umfassendes Werk voller Beweise, auch wenn manches Detail nicht unbedingt jede Leserin und jeden Leser interessieren muss. Aber Pepper muss seine Darlegung der Glaubwürdigkeit wegen wohl so ausführlich und umfassend machen.

Pepper stellt fundiert dar, dass King sterben musste, weil er vor allem durch sein Engagement gegen den Vietnamkrieg und gegen die Armut in Amerika in den Machtzentren große Sorgen hervorrief. Dort hatte man Angst, dass dieser so sehr verehrte Schwarzamerikaner die volle Kraft seiner Integrität, seiner moralischen Autorität und seines internationalen Ansehens dazu verwenden wollte, die Macht des amerikanischen Staates herauszufordern und seinen moralischen Bankrott anzuprangern.

Sorgen kamen in den Führungsetagen großer amerikanischer Konzerne auf, die durch den Vietnamkrieg enorme Profite machten (z.B. Rüstungsproduzenten, Luftfahrtindustrie, Chemiefirmen, Bauunternehmen).Von einer mächtigen Lobby aus der Wirtschaft ging entsprechender Einfluss auf die Regierungspolitik aus.
Als also Martin Luther King seine Antikriegskampagne startete, stellte er eine Bedrohung für die wirtschaftlichen Kräfte in Amerika dar. Die reichlich fließenden Gewinne drohten zu versiegen, sollte das amerikanische Volk ein Ende des Krieges verlangen und der Krieg tatsächlich beendet werden.

Als King dann andererseits Kampagnen gegen die Armut startete, war das Maß vieler Interessengruppen vollends überschritten. Die Stimmung war derartig eskaliert, dass Kings Mitarbeiter, Reverend James Lawson, den Geschworenen bei dem Prozess gegen Ende des Jahres 1999 sagte: “Ich habe keinen Zweifel, dass die Regierung das alles ernst genug nahm, um seine Ermordung zu planen.”

Gegen diese Schlussfolgerung wird von verschiedenen Seiten immer wieder der Vorwurf erhoben, dass es sich dabei um pure Verschwörungstheorien handeln würde. Auch wenn ich mir möglicherweise den Vorwurf der Anhängerschaft einer solchen Verschwörungstheorie einhandeln werde: mich jedenfalls hat Peppers ausführliche Darlegung erneut davon überzeugt, dass es die amerikanische Staatsgewalt war, ihren Gegner zum Schweigen gebracht hat. Diese Staatsgewalt war verantwortlich dafür, dass Martin Luther King am 4. April 1968 auf einem Balkon des Lorraine Motels in Memphis durch einen gezielten Schuss in den Kopf niedergestreckt wurde und im Alter von gerade einmal 39 Jahren gestorben ist.
Nun, jede und jeder lese dieses Buch und ziehe die eigenen Schlussfolgerungen.

William F. Pepper: Die Hinrichtung des Martin Luther King. Wie die amerikanische Staatsgewalt ihren Gegner zum Schweigen brachte.
Diederichs 2003. ISBN: 3-7205-2405-1, Preis: 22 Euro.

Weitere Links zur Ermordung Kings:

Im Gegensatz zur Überzeugung, welche von der staatlichen Hinrichtung Kings überzeugt ist, sieht der folgende Autor darin eine Verschwörungstheorie:

Veröffentlicht am

02. August 2003

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