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Grußwort von Dr. Yurii Sheliazhenko (Ukraine) an die Ostermärsche 2023

Der Geschäftsführer der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung Dr. Yurii Sheliazhenko hat am 7. April 2023 aus der Ukrainischen Hauptstadt Kiew ein englischsprachiges Grußwort per Video für die Ostermärsche 23 übermittelt.

Hier das Grußwort in deutschsprachiger Übersetzung:

Liebe Freundinnen und Freunde,

mein Name ist Yurii Sheliazhenko. Ich wünsche euch im Namen der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung frohe Ostern aus Kiew, Ich danke euch für eure Ostermärsche, für eure Gebete und Aktionen, die sich für den Frieden mit friedlichen Mitteln einsetzen, um den Krieg in der Ukraine und alle Kriege in der Welt zu beenden.

Wir brauchen einen Waffenstillstand und die Aufnahme ernsthafter Verhandlungen, um das Blutvergießen und die Zerstörung zu stoppen, die mein Land mehr als ein Jahr lang verwüsten. Wir fordern ein Ende des Krieges, den Stopp von Waffenlieferungen, die Verhinderung des dritten Weltkrieges und einer atomaren Eskalation. Alle Soldaten, die gegen ihren Willen rekrutiert wurden, müssen ins zivile Leben zurückkehren und die Armeen müssen weltweit abgeschafft werden. Die Wehrpflicht muss durch internationales Recht verboten werden, da niemand das Recht hat, ganze Bevölkerungen in Mörder zu verwandeln. Die NATO muss aufgelöst und die US-Militärbasen in Deutschland und weltweit müssen geschlossen werden. Atomwaffen müssen verboten werden und dürfen nicht näher an vermeintliche Feinde herangerückt werden, um Städte und Zivilisten zu treffen, was gegen das internationale humanitäre Recht verstößt.

Ich weiß, dass viele meiner Landsleute nicht mit diesem lauten Aufruf zum Frieden einverstanden sind, der aber bloße Vernunft widerspiegelt. Einige von ihnen planen sogar eine Gegendemonstration, die das friedliche Osterfest mit Aufrufen zum bewaffneten Widerstand gegen die russische Aggression stören soll. Seien wir uns darüber im Klaren, dass kein Krieg und keine Kriegsvorbereitungen zu entschuldigen sind. Vielmehr entsprechen nur Vorbereitungen für die Abschaffung des Krieges und eine gewaltfreie Lebensweise der Würde der Menschheit. Kein militärischer Sieg kann Frieden bringen, wenn überhaupt ein Sieg in einem Stellvertreterkrieg zwischen Großmächten möglich ist, was ich bezweifle.

Wir müssen die gemeinsame Hoffnung auf künftigen Frieden bewahren und stärken. Diese Hoffnung kann nicht durch Waffen entstehen, sondern nur durch wachsende Kenntnisse und Fähigkeiten, wie man Gewalt ohne Gewalt widersteht, wie man regiert, ohne dass Menschen leiden müssen, wie man schlechtes Verhalten ändert, indem man Verantwortungsbewusstsein und nicht Leid erzeugt, und wie man Konflikte friedlich bewältigt.

Die Präsidenten Putin und Selensky und viele andere hochrangige Politiker aus vergangenen Zeiten versuchen uns in einer bedauerlicherweise polarisierten, kalten-kriegs-ähnlichen Welt davon zu überzeugen, dass der Krieg zur totalen Vernichtung des Gegners fortgesetzt werden muss, weil es um Dinge wie Souveränität und territoriale Integrität geht. Was wollen sie damit sagen? Souveränität ist absolute Macht. Aber die kann es aus vielen moralischen und physischen Gründen prinzipiell nicht geben. Und territoriale Integrität ist die Verabsolutierung der Grenzen eines Landes bis zu dem tragischen Grad, dass sie blutig gezogen werden, als ob irgendein Teil unseres gemeinsamen Planeten aufgrund alter obsessiver historischer Ängste und Hasses, der die Menschheit trennt, völlig von anderen Teilen des Planeten isoliert werden könnte. Diese feudalen Vorstellungen von Souveränität und territorialer Integrität wurden häufig widerlegt, insbesondere in zwei Weltkriegen.

In der heutigen Welt brauchen wir keine Souveränität, sondern gewaltfreie öffentliche Dienstleistungen, und keine territoriale, sondern planetare oder sogar universelle Integrität, oder, um es besser auszudrücken, soziale und ökologische Harmonie. Die Menschenrechte und Rechte der Natur sind viel wichtiger als die feudalen Vorstellungen von Souveränität und territorialer Integrität. Jetzt geht es vor allem um unsere Menschlichkeit, um unsere Fähigkeit, miteinander zu reden und das Leben zu respektieren, anstatt zu töten und sich selbst zu zerstören.

Wahrheit und Liebe, der Geist von Ostern, sollten uns helfen, das zu verstehen. Der große ukrainische Philosoph Hryhorii Skovoroda, Autor des Alphabets des Friedens, lehrte, dass die Menschen in Frieden leben und die Gebote der Liebe respektieren müssen. Ich wünsche mir, dass meine Mitmenschen in der Ukraine und alle Menschen auf der Welt diese Weisheit früher oder später begreifen und alle Kriege der Vergangenheit angehören werden. Wir können und müssen über uns selbst hinauswachsen.

Frohe Ostern.


Bundesweit: Ostermärsche und -aktionen 2023

Auf der Website von Netzwerk Friedenskooperative finden sich:

Auf der Lebenshaus-Website finden sich:

Veröffentlicht am

09. April 2023

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