Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Hohe Emotionen und der Weg in das weitere Leben

Von Katrin Warnatzsch  (aus: Lebenshaus Schwäbische Alb, Rundbrief Nr. 118, Sept. 2023 Der gesamte Rundbrief Nr. 118 kann hier heruntergeladen werden: PDF-Datei , 669 KB. Den gedruckten Rundbrief schicken wir Ihnen/Dir gerne kostenlos zu. Bitte einfach per Mail abonnieren )

Die Abschlussprüfung der Ausbildung zum Verkäufer im Einzelhandel ist geschafft, unser afghanischer Mitbewohner zeigte mir stolz und erleichtert sein Zeugnis! Mit großem Eifer hat er die Zeit der Prüfungen durchlaufen. Als er 2016 nach Deutschland flüchtete, hatte er zwar schon seine Kindheits- und Jugendjahre lang "Erwerbsarbeit" geleistet, um selbst überhaupt zu überleben, sprich Brot und einen Schlafplatz zu finden. Eine Schule konnte er weder in Afghanistan noch im Iran besuchen, wohin er später ging, schreiben und lesen waren ihm unbekannt. Hier in Deutschland gab ihm u.a. die angebotene Schulbildung und ein unterstützendes Umfeld schließlich so viel Halt, dass er sich auch psychisch stabilisieren konnte. Lernen machte ihm Spaß, der Erfolg blieb nicht aus. Dankbar ist er und wir besonders auch seinem jahrelang engagierten Nachhilfelehrer, der beständig an seiner Seite blieb.

Nun geht es bei meiner Unterstützungsarbeit für ihn darum, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, was in der Branche nicht so einfach ist, da die meisten Stellen nur in Teilzeit angeboten werden, der Verdienst dann kaum ausreicht. Seine Ausbildungsfirma will ihn gerne behalten, aber kann ihm ab September nur in einer 25 Kilometer entfernten Stadt einen Arbeitsplatz in einer Filiale anbieten. Besonders hier im ländlichen Raum, und weil er möglichst nicht umziehen will, sind die Alternativen rar. Hinzu kommt, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen zu den umliegenden Städten nicht so sind, dass sie zu den geforderten Schichtarbeitszeiten passen würden.

Es wird mir deutlich, dass er als Verkäufer noch an der untersten Stelle in der Hierarchie nach einer Stelle sucht, allerdings auch, dass er im Vergleich zu vielen seiner Mitausgebildeten sicher eine sehr hohe Motivation und gute Fähigkeiten für diesen Beruf hat. Auch bei der optionalen Wohnungssuche gibt es Nachteile - als Afghane, als jemand ohne Kontakte in einer anderen Stadt, mit wenig Geld… Es bleibt weiterhin mein Anliegen, dass aus dem Start ins Berufsleben auch der weitere Schritt in die Selbständigkeit wird.

"Kennt ihr mich noch?" Ein strahlender junger Mann mit dunkler Haar- und Hautfarbe und gepflegtem Äußeren stürmt auf unsere Gruppe zu, die um den Stadtbrunnen in Gammertingen versammelt steht. Wir wollen an den Hiroshima- und Nagasaki-Gedenktagen eine Mahnwache halten. Natürlich kennen wir ihn, er kennt auch unsere Namen noch. Nachdem er einige Jahre in der staatlichen Sammelunterkunft in Gammertingen gelebt hatte, konnte er in eine Wohnung im Nachbarort umziehen. "Ich habe nach acht Jahren endlich eine Aufenthaltserlaubnis, seht, hier ist sie!" - und stolz zeigt er uns außer dem amtlichen Dokument auch gleich noch sein Deutschland-Ticket, mit dem er gerade nach Tübingen fahren will. Der junge Mann ist inzwischen vom Fahrrad, das ihn über alle Sommer begleitete und sein Markenzeichen wurde, auf unsere Regionalbahn umgestiegen. "Die Berg- und Talfahrt mit dem Fahrrad ist einfach sehr anstrengend und im Winter nicht möglich." Stolz berichtet er über seinen Vollzeitarbeitsplatz bei einem Malerbetrieb, und wie toll es ist, endlich "viel" Geld zu verdienen… nach jahrelanger Duldung und Kampf mit den Behörden und Gerichten als Geflüchteter mit gambischer Staatsangehörigkeit. Zur Zeit genießt er seinen Betriebsurlaub, fühlt sich frei und scheint glücklich zu sein. Es fehle ihm nur noch eine Frau, seit acht Jahren sucht er "sie", und ein ganz normales Familienleben, das Ende der Einsamkeit, wie er hofft. Der Kreis von Menschen, die ihn seit Jahren unterstützen, ist weiterhin sein wichtigster Bezugspunkt und dafür ist er unendlich dankbar. Wir freuen uns alle mit ihm.

Arbeitsgruppe zu gewaltfreien alternativen Sicherheitskonzepten

In unserer Arbeitsgruppe treffen sich derzeit sieben Menschen einmal im Monat. Bisher ging es darum, wie wir miteinander als Gruppe arbeiten wollen. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir uns zunächst bis Jahresende zur inhaltlichen Vertiefung verschiedener Themen treffen, die im Zusammenhang mit Sozialer Verteidigung stehen. Dann stellte Michael uns mit einem kurzen Diagramm eine Diskussionsgrundlage vor, die in der heutigen Ausgangssituation, in der sich die Gattung Mensch selbst auslöschen kann, zur Handlungsebene mit der Frage nach gesellschaftsverändernden Aktivitäten führt, mit dem Ziel eines nachhaltigen, solidarischen, ökologischen und weitgehend gewaltfreien Gemeinwesens, das niemanden ausschließt. Hier beschäftigen uns die Methoden der gewaltfreien Aktion, die eine grundlegende Veränderung der Machtstrukturen herbeiführen können. Eine Aufstellung nach dem "Schema der Eskalation gewaltfreier Aktionsformen" in Anlehnung an Theodor Ebert dient uns als Grundlage. Dabei geht es z.B. um das Herstellen von Öffentlichkeit durch abwehrende und aufbauende Aktionen: Legale Formen sind z.B. Protest, Streiks, alternative Lieferketten und Solidarische Landwirtschaft, alternative Banken usw. Illegale Formen der Nichtzusammenarbeit und Ziviler Ungehorsam sind z.B. Steuerverweigerung, Sitzblockaden, Platzbesetzungen und Kirchenasyl, der Aufbau illegaler Gegenstrukturen können z.B. die Errichtung von Piratensendern oder die Übernahme einer Fabrik in eigener Regie sein.

Gemeinsam zusammenzutragen, was es bereits an Protest und hoffnungsvollen Alternativen gibt, und zudem vielleicht noch weitere selbst herauszufinden, empfinde ich ermutigend und anregend. Der bisherige Grundkonsens der Kampagne "Wehrhaft ohne Waffen" wird uns als nächstes beschäftigen. Und dann werden wir uns Gedanken machen zu bisher vorliegenden alternativen Sicherheitskonzepten (z.B. "Sicherheit neu denken" der evang. Landeskirche Baden u.a.).

Das Interesse an Alternativen zu Aufrüstung, Militär und Krieg verbindet uns in der Gruppe. Es hilft mir, gegen die vielerorts spürbare Depression vieler Menschen einen aktiven Austausch mit Menschen zu setzen, die es nicht aufgeben, für eine friedliche Welt zu arbeiten. Dafür brauchen wir Möglichkeiten, einander zu treffen und zu ermutigen. Es sollten immer mehr Menschen werden, schnell und viele! Sehr erfreulich ist es, dass wir von der evangelischen Kirchengemeinde Gammertingen einen Raum für die Treffen zur Verfügung haben. Macht mit dabei, versucht Ähnliches an Euren Orten und in Euren Zusammenhängen. Es wird, wenn überhaupt, nur gemeinsam gehen.

Lebenshaus Schwäbische Alb: Bitte um Unterstützung

Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit per Rundbrief, Websites und Newsletter, Aktionen wie Mahnwachen gegen den Ukrainekrieg und am Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktag, Veranstaltungen wie z.B. unsere jährlichen Tagungen im Herbst oder Veranstaltungen, die aktive Mitarbeit wie z.B. in der Kampagne "Wehrhaft ohne Waffen", die solidarische Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen, sowie möglichst Abbau von Verbindlichkeiten für das Gebäude erfordern erhebliche Finanzmittel. Zudem müssen die Personalkosten aufgebracht werden für eine 30-Prozent-Teilzeitstelle (Michael Schmid) und 2 Minijobs (Katrin Warnatzsch und Julia Kramer). Leider sind wir auch von der allgemeinen Teuerungsrate betroffen, so dass in verschiedenen Bereichen die Kosten weiter nach oben gehen.

Wir möchten auch nach 30 Jahren unsere Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie so engagiert wie bisher fortsetzen können bzw. weiter ausbauen. Damit uns das gelingt, bitten wir um Unterstützung unseres politisch unabhängigen Engagements durch eine Spende oder Fördermitgliedschaft.

Herzlich bedanken wollen wir uns bei allen, die unsere Arbeit unterstützen!

Mehr zu unseren Aktivitäten findet sich z.B.hier:

"Über uns"

Über uns: Lebenshaus Schwäbische Alb

Bei “Transparenz TV” aus Berlin: Das Lebenshaus Schwäbische Alb - Video aus der Sendereihe "Friedensfragen mit Clemens Ronnefeldt"

"Kriegsdienstverweigerer. Unsere Geschichten"

Solidarfonds "Grundeinkommen Friedensarbeit" und

Möglichkeiten der Unterstützung .

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Der Verein Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V. ist durch das Finanzamt Sigmaringen als gemeinnützig und mildtätig anerkannt (aktueller Bescheid vom 22.07.2021). Spenden und Mitgliedsbeiträge sind daher steuerabzugsfähig. Ab 25 € werden automatisch Spendenbescheinigungen zugestellt, für niedrigere Beträge auf Anforderung (bitte bei Erstspenden Anschrift wegen Spendenbescheinigung angeben).

Kontaktaufnahme

Wer Kontakt mit uns aufnehmen möchte, kann dies tun über Telefon (07574-2862), Fax (07574-91110), Brief (Bubenhofenstr. 3, 72501 Gammertingen) oder E-Mail (info@lebenshaus-alb.de).

Um Info-Materialien anzufordern bzw. für den Antrag auf Fördermitgliedschaft, für die Ausstellung einer Einzugsermächtigung und Weiteres kann die PDF-Datei Rückantwort-Formular ausgedruckt und ausgefüllt an uns zurückgesandt werden. Wer speziell den Solidarfonds "Grundeinkommen Friedensarbeit" fördern möchte, kann dieses Formular verwenden Antwortformular Solidarfonds (PDF-Datei) 

Fußnoten

Veröffentlicht am

12. September 2023

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