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Uyirmai bedeutet Lebendigkeit

Trainingsarbeit in einem Zentrum für natürliche Lebensweise, Landwirtschaft und Lernen in Sri Lanka

Von Julia Kramer (aus: Lebenshaus Schwäbische Alb, Rundbrief Nr. 115, Dez. 2022 Der gesamte Rundbrief Nr. 115 kann hier heruntergeladen werden: PDF-Datei , 627 KB. Den gedruckten Rundbrief schicken wir Ihnen/Dir gerne kostenlos zu. Bitte einfach per Mail abonnieren )

Im Oktober hatte ich durch eine Reihe besonderer Umstände die Gelegenheit, ein Training zum Thema "Umweltaktivismus und ökologische Landwirtschaft" in Sri Lanka mitzugestalten. Hierbei lernte ich mit Uyirmai ein Kollektiv kennen, das eigene Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit - lokal und global - gefunden hat:

Das Uyirmai-Kollektiv hat es sich zum Ziel gesetzt, die jüngere Generation zu erreichen mit Themen wie "ökologische Lebensweise und Landwirtschaft", "Gewaltfreiheit und Frieden" und "Umweltaktivismus". Im Rahmen von ganzheitlichen Workshops sollen indigenes Wissen, kreative Praxis und kritisches Bewusstsein gestärkt werden. Das Uyirmai-Zentrum im nördlichen, noch vom Bürgerkrieg (1983-2009) gezeichneten Teil von Sri Lanka, ist dafür mehr als geeignet.

Für die Gestaltung des Zentrums, eines Stück Land, angrenzend an ein Waldgebiet (in dem ab und zu auch Elefanten vorbeikommen), hat das Kollektiv einen Permakultur-Ansatz gewählt. Permakultur ist ein Konzept "permanenter (Agri-)Kultur", entwickelt in den 1970ern vom Australier Bill Mollison, das auf der Beobachtung und Nachahmung ökologischer Prozesse basiert, und auf den Prinzipien "Earth Care - People Care - Fair Share" (Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen, gerechte Anteile) beruht. Für das Zentrum hat das Kollektiv ein Permakultur-Design mit vier Zonen entwickelt:

Die Zone im Eingangsbereich beinhaltet das erste dort gebaute Haus (wie alle Häuser aus lokalen Naturmaterialien), sowie einen großen Brunnen. Eine zweite Zone soll langfristig unbearbeitet bleiben, um wilden Arten ein Habitat zu bieten. Eine dritte Zone soll sukzessive zu einer landwirtschaftlichen Anbaufläche entwickelt werden. Auch Hühner u.a. sollen dort gehalten werden. Die vierte Zone, die bereits fast fertig ist, beinhaltet den Seminarbereich mit einem runden Seminarhaus, vier Schlaf- und zwei Badehäusern, und - noch nicht fertig - einem Küchenhaus und einem Haus für die Lebensmittelverarbeitung und -lagerung. Um diese Häuser herum wurde ein "Fruchtwald" angepflanzt: Im Abstand von ca. 15 Metern wurden sehr große Bäume (z.B. Tamarinde, Kokos, Palmyra, Neem…) gepflanzt, auf die Hälfte zwischen ihnen etwas kleinere (z.B. Mango, Jackfruit, Cashew…), und wieder auf der Hälfte dazwischen in einem schachbrettartigen Muster noch kleinere Bäume oder Büsche (Papaya, Banane, Guave, Granatapfel, Zitrone…). Man kann sich vorstellen, welch leckerer Obstsalat hier eines Tages zu ernten sein wird! In der aktuellen ersten Wachstumsphase sind die Bäume noch klein und so können bislang noch zusätzlich Gemüsepflanzen (Riesenbohnen, Okra…) dazwischen wachsen.

An diesem Ort kann das einfache, naturnahe Leben direkt praktiziert werden: Schlafen auf Kokosbastmatten, Beobachten von Tieren und Pflanzen, sowie direktes Handanlegen bei den Arbeiten im Garten. Die Teilnehmenden spülten das Geschirr bei jeder Mahlzeit an einem anderen der Baumsetzlinge, sodass jedes Mal ein anderer gewässert wurde. Wo sinnvoll, kommt aber durchaus auch moderne Technik zum Einsatz, so zum Beispiel bei den solarbetriebenen "Straßenlaternen" mit Bewegungsmelder, so dass niemand nachts im Dunkeln zur Toilette huschen muss.

Die Teilnehmenden des Workshops nahmen diese Umgebung positiv auf. Eine der über 40 Teilnehmer*innen sagte unmittelbar nach Ankunft, sie habe das Haus ihrer Träume gefunden. Wenn man sich vor Augen hält, wieviel unverarbeitete Traumata in der Nachkriegsgesellschaft dort vorhanden sind, wird deutlich, dass das Zentrum und die Veranstaltungen dort auch eine psychosoziale Funktion haben. Eine andere Teilnehmerin schrieb ein bewegendes Gedicht über Uyirmai, das sie am (sub-)kulturellen Abend - bei dem es um Kultur, welche die gewünschte gesellschaftliche Veränderung thematisiert - vortrug. Apropos (sub-)kultureller Abend: Die Kreativität und Ausdrucksstärke, mit der die überwiegend jungen Teilnehmenden in kurzer Zeit einstudierte Theaterstücke, Lieder, Gedichte, Tänze… zum Besten gaben, war überwältigend!

Die Weitsicht der Uyirmai-Gründer wird deutlich, wenn man sieht, dass die 2020 gegründete Initiative schon in 2022, im Jahr der großen Wirtschaftskrise in Sri Lanka, bereits erste Kurse abhalten und erstes Gemüse ernten kann. Tragischerweise musste ich erfahren, dass die überstürzte, wirtschaftspolitisch motivierte Umstellung der konventionellen Landwirtschaft in ganz Sri Lanka auf ökologische Landwirtschaft, maßgeblich zur Wirtschaftskrise beitrug. Deshalb können sich bis heute viele Menschen nur eine Mahlzeit am Tag leisten. Die - inzwischen durch eine gewaltfreie Bewegung abgesetzte - Regierung wollte die Devisen für den Import künstlicher Dünge- und Pflanzenschutzmittel von heute auf morgen einsparen. Eine Umstellung auf biologischen Anbau und die entsprechende Regeneration des Bodenlebens benötigt aber selbst bei gutem Know-how Jahre und traf die meisten Bäuer*innen unvorbereitet. Dies zog Ernteeinbußen und Preiserhöhungen nach sich.

Uyrmai’s Analyse dieser Tragödie beginnt jedoch an einer anderen Stelle. In ihrem Konzept heißt es:

"Die Wurzeln der Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftsprobleme können zurückgeführt werden auf folgende Faktoren:

1. Es wird Priorität darauf gelegt, ressourcenintensive Wünsche zu erfüllen, anstelle von grundlegenden Bedürfnissen.

2. Abhängigkeit von Systemen, die teure und spezialisierte Technologien brauchen, um Güter und Dienstleistungen erzeugen zu können, anstelle der Nutzung von einfachen, robusten Systemen, die mit lokalen Ressourcen und indigenem Wissen am Laufen gehalten werden können.

3. Zentralisierung von Wirtschafts- und Entscheidungsstrukturen in urbanen Zentren, die charakterisiert sind durch urbane Siedlungen mit energieintensiv gebauten Gebäuden, dichten Straßennetzen und energieintensiven Versorgungsnetzen, um Nahrung, Wasser und Energie für die Haushalte zu liefern."

"Verhaltensänderungen auf individueller, Haushalts- und Gemeinschaftsebene sind Voraussetzungen für Veränderungen auf der Ebene des Gesamtsystems."

Hier setzen sie an, indem sie einen Beitrag leisten wollen zu:

"1. Autarkie bezüglich Nahrung und Energie in bevorstehenden wirtschaftlichen Krisen.

2. Dynamischen lokalen Ökonomien, die umweltfreundlich sind und einer Urbanisierung vorbeugen, die energieintensive Infrastruktur und Dienstleistungen benötigt.

3. Verringerung des CO2-Fußabdrucks in der Produktion, Verteilung und dem Konsum von Grundbedarfen, insbesondere Nahrung."

Über die Bewirtschaftung und den Seminarbetrieb des Zentrums von Uyirmai hinaus will das Kollektiv auch weiter in die Gesellschaft hineinwirken: Durch die Stärkung von Umweltaktivismus und die Unterstützung von Haushalten beim Aufbau von ökologischen Hausgärten und Strukturen von Nahrungsmittelsouveränität, auch um bei wirtschaftlichen Krisen resilienter und unabhängiger zu sein.

Wie gut, zu wissen, dass es an verschiedenen Orten auf der Welt Kollektive gibt, die sich auf einen solchen Weg begeben! Und gut, dabei verbunden zu sein, um auch die größeren Zusammenhänge gemeinsam von unseren jeweiligen Orten aus zu verstehen und anzugehen!

Wie jemand in einem Gespräch in Sri Lanka sagte: "Einfach nur zu hoffen, ist etwas für Faule". Und sehr Privilegierte, ergänze ich.

Julia Kramer ist Referentin für internationale Friedensfragen bei Lebenshaus Schwäbische Alb

Lebenshaus Schwäbische Alb bittet um Spende zum Jahresende

Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit per Rundbrief, Websites und Newsletter, Aktionen wie Mahnwachen gegen den Ukrainekrieg und am Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktag, Veranstaltungen wie z.B. unsere jährlichen Tagungen im Herbst oder Veranstaltungen, die aktive Mitarbeit wie z.B. in der Kampagne „Soziale Verteidigung voranbringen“, die solidarische Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen, sowie möglichst Abbau von Verbindlichkeiten für das Gebäude erfordern erhebliche Finanzmittel. Zudem müssen die Personalkosten aufgebracht werden für eine 30-Prozent-Teilzeitstelle (Michael Schmid), Minijob (Katrin Warnatzsch) und einen zweiten Minijob (Julia Kramer), der im kommenden Jahr zu einer umfangreicheren Stelle ausgebaut werden soll. Leider sind wir auch von der allgemeinen Teuerungsrate betroffen, so dass in verschiedenen Bereichen die Kosten nach oben gingen. Jedenfalls drohen dieses Jahr die Ausgaben die Einnahmen deutlich zu übersteigen.

Wir möchten unsere Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie 2023 so engagiert wie bisher fortsetzen können bzw. weiter ausbauen. Damit uns das gelingt, bitten wir um Unterstützung unseres politisch unabhängigen Engagements durch eine Spende oder Fördermitgliedschaft.

Herzlich bedanken wollen wir uns bei allen, die unsere Arbeit unterstützen!

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Über uns: Lebenshaus Schwäbische Alb

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"Kriegsdienstverweigerer. Unsere Geschichten"

"Brief vom Herbst 2022" (PDF)

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Fußnoten

Veröffentlicht am

11. Dezember 2022

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