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Paul Schobel: “Gerecht geht anders”

Von Michael Schmid (aus: Lebenshaus Schwäbische Alb, Rundbrief Nr. 107, Dezember 2020 Der gesamte Rundbrief Nr. 107 kann hier heruntergeladen werden: PDF-Datei , 575 KB. Den gedruckten Rundbrief schicken wir Ihnen/Dir gerne kostenlos zu. Bitte einfach per Mail abonnieren )

Manche kennen ihn von unserer Tagung "We shall overcome!" im Herbst 2017. Andere von Vorträgen oder Reden bei Kundgebungen. Am Bekanntesten ist er wohl durch seine sozialkritischen Beiträge, mit denen er im Südwestrundfunk zu hören ist. Die Rede ist von Paul Schobel, der als katholischer Priester einen sehr ungewöhnlichen Weg gegangen ist, der Partei für mehr Gerechtigkeit ergreift und seine Kirche nicht vor Kritik verschont. Er hat u.a. als Priester immer wieder auch für längere Zeit in größeren und kleineren Fabriken gearbeitet, unter anderem bei Mercedes-Benz am Fließband. 1987 wurde auf seine Initiative hin in Böblingen das "Arbeiter- und Arbeitslosenzentrum" eröffnet. Er hat die Betriebsseelsorge mitgegründet, war von 1993 bis 2008 Leiter des Fachbereichs "Betriebsseelsorge" in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als freier Mitarbeiter der Betriebsseelsorge ist er weiterhin aktiv.

Seit Jahrzehnten ist Paul Schobel frühmorgens mit "Anstößen" und "Morgengedanken" im Südwestrundfunk zu hören. Dabei nimmt er in seiner bildreichen und direkten Sprache kein Blatt vor den Mund, legt den Finger in die Wunden der Gesellschaft und zeigt krankmachende Strukturen auf. Immer wieder verweist er dabei auf die Bibel. Sie sagt allen Menschen Leben zu, ein Leben in Fülle. Aus diesem Geist heraus fordert er Änderungen und beschwört: "Gerecht geht anders!"

Genau so lautet auch der Titel eines Sammelbandes, der im vergangenen Jahr zum 80. Geburtstag von Paul Schobel erschienen ist. Darin wurde die großartige Idee umgesetzt, eine Auswahl seiner knapp in rund 2 Minuten und 45 Sekunden gesprochenen "Anstöße" gedruckt in einem Buch für interessierte Menschen zugänglich zu machen.

Die einzelnen Anstöße sind in insgesamt sechs Kapitel untergliedert, versehen zumeist mit einem aussagekräftigen Zitat als Kapitelüberschrift. Diese lauten: "Die im Dunkeln sieht man nicht" (Bert Brecht), "Diese Wirtschaft tötet"(Papst Franziskus), "Unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Gewand" (Jesaja 64,5), "Das Leben lieben und die Liebe leben", "Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts" (Bischof Jacques Gaillot) und "Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt, aber wir sehen schon die Lichter und hören die Musik" (Ernesto Cardenal).

"’Rüstung tötet - auch ohne Krieg!’ Wie wahr ist dieser Slogan der Friedensbewegung. So viele kostbare Ressourcen, die man da verschleudert, missbraucht für Waffen, für Schwerter statt für Pflugscharen. Teure wissenschaftliche Forschung - nicht für das Leben, sondern für den Tod. Wie viel Not könnte man mit diesen Milliarden lindern, wie viel menschliches Leid verhindern. Wann wird die Menschheit endlich lernen, ‘Gedanken des Friedens zu sinnen und nicht des Verderbens’, wie es beim Propheten Jeremias heißt?"

Paul Schobel

Entstanden ist ein anregendes Buch mit erhellenden, herausfordernden Gedanken. Ergänzt werden Paul Schobels Beiträge durch ein längeres Gespräch mit ihm sowie ein Vorwort von Leni Breymaier. Es bietet sich an, nicht unbedingt das gesamte Buch am Stück, sondern eher in kleineren Abschnitten zu lesen. Oder auch jemanden vorzulesen. Es ist ein Buch, mit dem man sich selber oder auch andere Menschen beschenken kann, z.B. zu Weihnachten.

Voraussetzung ist allerdings, man kann es überhaupt erwerben. Bei aller positiven Würdigung gibt es einen Wermutstropfen. Denn zu meiner großen Verwunderung musste ich beim Shop des Verlags lesen: "Nicht auf Lager. Dieser Titel ist vergriffen - keine Nachauflage". Auf meine Nachfrage bei der "Verlagsgruppe Patmos" hin, verbunden mit der Bitte um eine weitere Auflage, bekam ich folgende Antwort: "Der Band ist im Zusammenhang mit des Autors rundem Geburtstag erschienen und hat dadurch viel (Presse-)Aufmerksamkeit erreicht. Leider ist der Absatz des Titels in diesem Jahr stark zurückgegangen, so dass wir diesen nicht mehr neu auflegen werden." Sehr schade, denn dieses Buch verdient unbedingt eine weitere Verbreitung.

Deshalb meine Empfehlung an alle interessierten Leser*innen: Probieren, ob der Sammelband im Buchhandel noch zu erhalten ist. Und in jedem Fall gegenüber dem Schwabenverlag bekunden, dass Interesse an einer weiteren Auflage besteht (Schwabenverlag, Postfach 42 80, D-73745 Ostfildern, Tel.: (07 11) 44 06-0, E-Mail: info@schwabenverlag.de).

Paul Schobel: Gerecht geht anders - Anstöße für eine humane Arbeitswelt und eine geschwisterliche Gesellschaft. Mit einem Vorwort von Leni Breymaier, MdB, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7966-1779-9, Preis: 16,00 €

Fußnoten

Veröffentlicht am

21. Dezember 2020

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