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“Gewaltfrei leben”

Ein wichtiges Buch von John Dear 2019 als deutschsprachige Ausgabe

Von Thomas Nauerth

John Dear: Gewaltfrei leben. Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler, herausgegeben von Thomas Nauerth. (edition pace 7) Norderstedt 2019. ISBN 9783749451791; Seitenzahl: 192; Preis: 8,90 €.
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Nach dem Sammelband "Ein Mensch des Friedens und der Gewaltfreiheit werden" (2018) liegt jetzt auch der bedeutsame Titel "Gewaltfrei leben" (The Nonviolent Life) des us-amerikanischen Friedensbotschafters John Dear dank der Übersetzerin Ingrid von Heiseler als deutschsprachige Ausgabe vor.

"Machen wir die aktive Gewaltfreiheit zu unserem Lebensstil." Dazu rief Papst Franziskus 2017 in der Botschaft zum Weltfriedenstag auf. Vom "Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens" spricht der Ökumenische Rat der Kirchen. John Dear übersetzt dies in einen dreifachen Weg, den jeder und jede zu gehen vermag, eine spirituelle Lebensreise: Gewaltfreiheit lernen im Umgang mit sich selbst; Gewaltfreiheit lernen im Umgang mit den Mitmenschen und Gewaltfreiheit leben, indem wir uns der globalen Basisbewegung der Gewaltfreiheit anschließen.

Mit großer Eindringlichkeit und in unbeirrbarer Hoffnung wirbt Dear für diesen dreifachen Weg: "Das können wir tun. Wir können ein gewaltfreies Leben führen. Wir können Gottes Gabe des Friedens in uns, unter uns und in der Welt willkommen heißen. Wir haben mehr Macht, als wir denken. Wir alle haben die Macht des Gottes des Friedens in uns, wenn wir an diesem Glauben festhalten und ihm gemäß zu handeln wagen. Wir können den Frieden zu unserer Heimat machen und dazu beitragen, dass die Erde für alle in eine Heimat des Friedens verwandelt wird."

Das Buch ist, was Stil, Emotionalität, Pathos und Rhetorik angeht, ein sehr us-amerikanisches Buch. Das konnte und wollte die Übersetzung nicht verdecken. Erwachsen ist das Buch aus Retraits, die John Dear, us-amerikanischer Aktivist und Publizist, katholischer Priester und ehemaliger Jesuit, in den letzten Jahren zahlreich gegeben hat. Von daher hat es nicht den Anspruch, ein wissenschaftliches theologisches Werk zu sein. Gleichwohl können nicht nur einfache Christenmenschen, sondern wohl auch Theologen einiges von diesem Buch lernen. Denn es ist ein tief religiöses, ein spirituelles und zugleich ein eminent politisches Buch, das mit einem Gebet eröffnet und abgeschlossen wird. Die Politik wird aber nicht auf der Ebene der Mächtigen gesucht, sondern sie wird im täglichen Einsatz für eine gerechtere und gewaltfreiere Welt, im täglichen Widerstand gegen die herrschenden Mächte gesucht und gefunden. John Dear ist zudem überzeugt, dass wir dabei auch Gott selbst neu entdecken: "Wenn wir Gott in dieser Arbeit für den Frieden entdecken, vertiefen wir unsere spirituellen Wurzeln und finden neue Kraft, Gnade und Hoffnung, unser Leben lang für Gerechtigkeit und Abrüstung zu kämpfen."

Was dieses Buch vor allem auszeichnet, ist der eingangs genannte Dreischritt, auf den John Dear immer und immer wieder den Leser einschwört: "sich selbst gegenüber Gewaltfreiheit üben, allen anderen Menschen, allen Geschöpfen und der gesamten Schöpfung gegenüber Gewaltfreiheit üben und aktive Gewaltfreiheit üben, indem wir uns der globalen Basisbewegung der Gewaltfreiheit anschließen. Um Menschen der Gewaltfreiheit zu sein, müssen wir alle drei Dimensionen gleichzeitig praktizieren, denn nur in dem Fall können wir Gewaltfreiheit authentisch ausüben".

Für John Dear verlangt das Ziel, zu einem Menschen der Gewaltfreiheit zu werden, eine Lebensreise, die im eigenen Inneren zu beginnen hat, die dort aber nicht steckenbleiben darf: "Das gewaltfreie Leben fordert Aktionen in der Öffentlichkeit, sie sind ein moralisches und spirituelles Gebot." Dafür wirbt er mit all seiner rhetorischen Begabung und Begeisterung.

John Dear hat Leser und Leserinnen vor Augen, die nicht alleine lesen. Nach jedem Buchteil finden sich "Fragen als Anstoß für persönliche Überlegungen und für Gespräche in Kleingruppen". Insofern ist dieses Buch gut geeignet auch für Gemeinden und Gemeinschaften, die sich, wie das in Deutschland heißt, "auf den Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens" begeben haben.

Über John Dear

"John Dear ist der Inbegriff eines Friedensstifters", schrieb Erzbischof Desmond Tutu vor ein paar Jahren, als er John für den Friedensnobelpreis vorschlug. "Er ging mit seinen Aktionen und in seinen Schriften und in zahlreichen Predigten, Reden und Demonstrationen mit gutem Beispiel voran. Er glaubt, dass Frieden nichts Statisches ist, sondern dass Friedenstiften heißt, sich mit Seele, Körper und Geist zu engagieren. Seine Lehre besteht darin, man solle sich selbst lieben, seinen Nächsten lieben, seinen Feind lieben und die Welt lieben und die große Verantwortlichkeit dafür verstehen, dass man das alles tun muss. Er ist ein Mann, der den Mut seiner Überzeugungen hat und der sich gegen Krieg, Waffenproduktion und jede Situation ausspricht, in der ein Mensch durch Gewalt in Gefahr gerät. Wenn das Böse weiterhin herrschen soll, dann brauchen die guten Menschen nur am Rande zu sitzen und nichts zu tun. John Dear drängt uns dazu, aufzustehen und die Verantwortung für das Leiden der Menschheit zu übernehmen, das so vielfältig durch Selbstsucht und Gier verursacht wird."

John Dear spricht seit Jahrzehnten zu den Menschen in aller Welt über das Evangelium Jesu, die Gewaltfreiheit und die Berufung zum Friedenstiften. Er war Leiter des Versöhnungsbundes, der größten religionsübergreifenden Friedensorganisation in den Vereinigten Staaten, und nach dem 11. September 2001 einer der Koordinatoren der Seelsorger im Family Assistance Center des Roten Kreuzes. Er beriet Tausende Verwandte der Opfer und Rettungsleute. Er hat in Obdachlosenheimen, Suppenküchen und Gemeindezentren gearbeitet, reiste in Kriegsgebiete in aller Welt, darunter Irak, Palästina, Nikaragua, Afghanistan und Kolumbien. Er lebte in El Salvador, Guatemala und Nordirland. Er wurde wegen Aktionen zivilen Ungehorsams gegen den Krieg mehr als 75mal verhaftet und verbrachte wegen einer Plowshares-Abrüstungs-Aktion acht Monate im Gefängnis. 1990 arrangierte er vor verschiedenen Staats-Gouverneuren Auftritte Mutter Teresas zur Aufhebung der Todesstrafe. Er hat zwei Masterabschlüsse in Theologie von der Graduate Theological Union in Kalifornien und lehrte Theologie an der Fordham-Universität.

John Dear wurde in folgenden Zeitungen und anderen Medien vorgestellt: The New York Times, The Washington Post, USA Today, National Public Radio’s "All Things Considered" und an anderen Orten. Er schreibt wöchentlich einen Blog für den National Catholic Reporter (www.ncronline.org) und wirkt regelmäßig in der nationalen Radiosendung "Democracy Now!" und der Huffington Post mit. Er ist Gegenstand einer DVD-Dokumentation von "The Narrow Path" (mit Musik von Joan Baez und Jackson Browne). Patricia P. Normile (St. Anthony Messenger Press, 2009) porträtiert ihn unter dem Titel "John Dear On Peace: An Introduction to His Life and Work". Seine fast dreißig Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt. John Dear gehört zum Mitarbeiterstab von Pace e Bene.

Veröffentlicht am

21. August 2019

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