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Was hat Armut und Umwelt mit Frieden zu tun?

Von Gerd Rathgeb

Wer mit dem Auto die Transamazonika entlang fährt, der sieht und spürt es am eigenen Leib, dass es gewaltvoll zugeht in dieser Weltregion. Tausende von Hektar verbrannte Erde, angekohlte Baumreste und flüchtende Tiere. Stattdessen Tausende Rinder, um die Welt mit Fleisch zu versorgen. Gewalt gegen die Natur … die das Gesicht Amazoniens verändert.

Zum Großteil illegal wurden und werden die Bäume geschlagen. Von Großgrundbesitzern und Holzhändlern, die oft mit gefälschten Papieren behaupten, das Land gehöre ihnen. Kleinbauern mit ihren Familien werden vertrieben und unter sklavenähnlichen Bedingungen müssen Menschen in Sägewerken schuften - und haben Angst, den Mund aufzumachen.

Diejenigen, die das Land verteidigen und die Natur schützen, leben gefährlich. Mitglieder der Landarbeitergewerkschaft, Kirchenleute, Indigenas, Umweltschützer. Hunderte von ihnen wurden in den letzten Jahren umgebracht. Nicht selten von bezahlten Mördern wie im Falle der Schwester Dorothy Stang: Gewalt gegen Hoffnung streuende und friedfertige Menschen.

"Die Kleinen hängt man… und die Großen lässt man laufen": Das ist die Wirklichkeit in Para. Tausende sitzen in den Gefängnissen, meistens die Armen, die in ihrem Überlebenskampf angeblich gegen Gesetze verstoßen haben, während die Großen, die Mächtigen, diejenigen, die in mafiaähnliche Strukturen eingebunden sind, sich freikaufen oder von korrupten Justizbeamten freigesprochen werden.

So groß wie fast in keinem anderen Land der Welt sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich in Brasilien. Großgrund- und Fabrikbesitzer mit gigantischem Reichtum auf der einen und arme Teufel, in bitterer Armut lebend, auf der anderen Seite der Gesellschaft. Täglicher Kampf ums Überleben hier und Leben in Saus und Braus dort - oft in Sichtweite zueinander und ohne Sprache miteinander. Getrennte Welten.

Während hunderttausende Familien "landlos" sind und oft monatelang in provisorischen, mit Plastikplanen bedeckten Hütten und ohne sauberes Wasser hausen müssen, haben andere Flächen, so groß wie ein Landkreis hierzulande. Großgrundbesitzer mit Verwaltern und schlecht bezahlten Landarbeitern hier und Landlose dort, auf der Suche nach Land, um ihr tägliches Brot - Reis und Bohnen - anbauen zu können.

Hunger und einseitige Ernährung gibt es heute noch in Amazonien. Kinder mit dicken Bäuchen und großen Augen auf der einen …. und riesige, mit Soja bebaute Flächen auf der anderen Seite, um den Norden der Welt mit Tierfutter und, wie es viele wollen, unsere Autos mit Agrodiesel zu versorgen. Schamlos sagen sie Biodiesel dazu.Joao de Jesus Paes Loureiro in "Die Gesichter Amazoniens":

Die Geldhände, Nägel des Latifundiums, zerfetzen das Gesicht der Erde.
Die Geldhände, Ruder des Latifundiums, zerfetzen das Gesicht des Wassers
Die Geldhände, Kugeln des Latifundiums, zerfetzen das Gesicht der Menschen

 

Gerd Rathgeb ist Vorsitzender von Poema e.V. Stuttgart - Armut und Umwelt in Amazonien. An Poema wird am 19.12.2008 im Rahmen der FriedensGala im Theaterhaus Stuttgart der Stuttgarter Friedenspreis 2008 der AnStifter verliehen wird. Mehr >> Friedensgala 2008 - Verleihung des Stuttgarter Friedenspreises der AnStifter an POEMA .

 

Quelle:  POEMA Deutschland   - Oktober 2008.

Veröffentlicht am

17. November 2008

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