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US-Vorwahlfinale: Spiel mit dem Feuer

Hillary Clintons Versuch, Barack Obama zu zerstören, beschwört für die Demokraten den Super-Gau herauf


Von Konrad Ege

Hillary Clinton geht Barack Obamas Anhängern gewaltig auf die Nerven. Die Frau gibt einfach nicht auf, obwohl Obama klar mehr Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag gesammelt hat und - sollte es nicht zu einem politischen Gau kommen - rechnerisch kaum mehr eingeholt werden kann. Clintons warnende Botschaft: Für die Wahl im November gegen John McCain ist Obama nicht der richtige Kandidat. Er schaffe es nicht, weiße Arbeiter auf seine Seite zu bringen. Und wenn weiße Arbeiter wieder republikanisch stimmen, können die Demokraten Gute Nacht sagen.

Clintons Paradebeispiel ist Pennsylvania: Sie habe in diesem “Blue-Collar”-Staat doch bei den Vorwahlen mit fast zehn Prozent Vorsprung gewonnen. Nur in überwiegend schwarzen Wahlkreisen in Philadelphia und Harrisburg lag Obama vorn. Umfragen bestätigen: Weiße Arbeiter und Gewerkschafter - Weiße aus den unteren Einkommensschichten überhaupt - stimmten für Clinton. Besser betuchte und junge Weiße mit College-Abschluss neigten zu Obama.

Nicht nur Obamas Anhänger, auch gestandene Etablishment-Figuren der Demokraten und Hillary Clintons Hausblatt New York Times üben aber Kritik an ihrer “schmutziger” Taktik in Pennsylvania: Sie habe die Rassendifferenzen forciert. Immer wieder entstellende Hinweise auf die Predigten von Pastor Jeremiah Wright, entstellende Obama-Zitate, um zu “beweisen”, dass ihr Rivale zu “elitär” sei für den Durchschnittsamerikaner. Und wie man inzwischen in ganz Amerika weiß: Obama trägt keinen Nationalflaggen-Anstecker am Revers.

Dazu die Fernsehwerbung mit Video von Osama bin Laden und der Frage: Könne man Obama trauen gegen die Terroristen? Könne man ihm trauen, die richtige Entscheidung zu treffen, und das friedlich schlafende (weiße) Mädchen zu schützen, wenn im Weißen Haus zu nachtschlafender Zeit das Telefon klingelt? Clinton nahm sich George Bush zum Vorbild: 2000 ging es den Republikanern nicht so sehr um den Aufbau ihres Mannes, sondern um die Demontage des Gegners.

Sich beschweren über Attacken der Konkurrentin nützt freilich wenig. Barack Obama hat es bisher tatsächlich nicht geschafft, weißen Arbeitern genug Gründe zu geben, für ihn zu stimmen. Und die stellen nun einmal 30 bis 40 Prozent der Wähler. Der Name Clinton hat Gewicht im Amerika der unteren Einkommensgruppen. Im weißen und - bis zur jetzigen Schlammschlacht - auch im afro-amerikanischen. Und Hillary pflegt das Image einer Kämpferin, die nicht aufgibt, die als Präsidentin auch bereit wäre, den Iran zu vernichten, wenn es sein muss. Einer Kämpferin, so wird vermittelt, für die kleinen Leute, denen “die da oben” keine Chancen einräumen.

Normalerweise gilt bei US-Wahlen: Was im April passiert, ist längst vergessen, wenn die Nation im November in die Wahlkabine tritt. Obamas Parteigänger warnen, dass der April diesmal Nachwehen haben wird, sollte Clintons versuchte Zerstörung Obamas anhalten. Das Unvorstellbare, dass inmitten von Rezession und Krieg und nach zwei Amtsperioden eines inzwischen denkbar unbeliebten Präsidenten, die Republikaner wieder gewinnen, ist durchaus vorstellbar. Bei einer Erhebung von Associated Press in Pennsylvania erklärten 18 Prozent der demokratischen Wähler, die Rasse des Kandidaten sei ein wichtiges Kriterium für ihre Wahlentscheidung: Nur 63 Prozent dieser Wähler sagten, sie würden für Obama stimmen, sollte der und nicht Clinton im November gegen McCain kandidieren. Andererseits können sich immer weniger Obama-Anhänger vorstellen, für Hillary zu stimmen, sollte sie die Vorwahlen doch noch gewinnen - das “Monster”, wie Obamas daraufhin gefeuerte Beraterin Samantha Power vor ein paar Monaten sagte. - Hillary Clinton spielt mit dem Feuer bei ihren verdeckten und offenen Hinweisen, ein Schwarzer sei nicht wählbar. Wenn Rasse im November dominiert, wird es gefährlich für die Demokraten. Obama bekäme zu wenig weiße, und Clinton zu wenig schwarze Stimmen.

Quelle: FREITAG. Die Ost-West-Wochenzeitung   18 vom 02.05.2008. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Konrad Ege und des Verlags.

Veröffentlicht am

01. Mai 2008

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