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China: Bloß weg vom Pranger

Von Karl Grobe

Pekings Ansage, in den nächsten Tagen werde ein Treffen mit “privaten Vertretern” des Dalai Lama stattfinden, kann der Hinweis auf einen Ausweg aus der aktuellen Tibet-Krise sein. Umstände und Beiwerk lassen aber Zweifel an einem günstigen Ergebnis der Kontakte bestehen.

Die chinesische Regierung hat ein Interesse, dem Meinungs-Pranger zu entkommen. Sie empfindet ihn als ungerecht und verweist auf unbestreitbare Aufbauleistungen. Dass diese Tibet verändern, ist aber eine Ursache der Verbitterung, die unter den Bewahrern der tibetischen Hochkultur, in den Klöstern und im Exil besteht.

Peking stellte in den vergangenen Wochen den Dalai Lama als spalterischen Unruhestifter dar. Der so Beschuldigte hat jedoch seit Jahrzehnten der Idee eines unabhängigen tibetischen Staates abgeschworen. Er fordert jene Autonomie ein, die China - lang ist’s her - 1951 vertraglich zugesichert hat. Acht Jahre danach ist Peking davon radikal abgewichen. Das muss China wohl eingestehen, sofern Gespräche Konkretes bringen sollen.

Der Dalai Lama seinerseits steht als weltlicher Politiker unter dem zunehmenden Druck einer Exilbewegung, die Unabhängigkeit will. Er ist der einzige Partner, den Peking für einen Kompromiss gewinnen und der ihn als spirituelle Autorität vor praktisch allen Tibetern vertreten könnte. Doch ihm läuft die Zeit davon.

Ist Chinas Machtelite bereit und in der Lage, im Schein der olympischen Fackel über den eigenen politischen Schatten zu springen? Dann haben Gespräche Sinn. Will sie aber Tibet nach ihrem Bilde modernisieren? Dann wird sie weiteren Widerstand ernten. Den könnte sie brechen. Zu einem sehr hohen Preis.

Quelle: Frankfurter Rundschau   vom 26.04.2008. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe.

Veröffentlicht am

26. April 2008

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