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Birmas Gewissen

Von Karl Grobe

Das ist kein reiner Mönchsprotest mehr, was sich in Birma entwickelt - es ist ein Volksaufstand. Er hat mit massiven Protesten gegen die Vervielfachung der Energiepreise begonnen, es folgten Verhaftungen, nach zwei Wochen gingen die Mönche auf die Straßen - und seit Tagen baut sich das auf, was die Militärdiktatoren am meisten fürchten: die Allianz der Verarmenden mit den angesehensten Mitgliedern der Gesellschaft.

In die buddhistischen Klöster tritt nahezu jedermann einmal in seinem Leben ein; nicht nur, weil es Tradition ist, sondern weil die Klöster sich trotz Verbot einen autonomen - spirituellen - Spielraum bewahrt haben. Es ist nicht eine esoterische Minderheit, sondern das verkörperte Gewissen eines tief buddhistischen Volks.

Anders als durch die Mönche kann sich derzeit Opposition nicht äußern; und wenn diese Opposition die Militärs exkommuniziert, indem sie sich weigert, von ihnen Gaben (“Almosen”) anzunehmen, beginnt sie, die uniformierten Kommandierer vom Volk zu isolieren. Die Generale sind zwar längst verhasst, aber sie wurden gefürchtet. Die Angst, so scheint es, ist jetzt überwunden. Im Hinterland wie in der alten Hauptstadt Yangon (Rangun). Noch einmal mag die Generalität - wie 1988 - den Aufstand gewaltsam und brutal beenden, wenn sie es denn wagt. Ohne das Volk, das sich von ihr getrennt hat, kann sie auf Dauer nicht herrschen.

Doch bisher besteht die Opposition aus Protest; auf ein Programm des Übergangs zur Demokratie hat sie sich noch nicht geeinigt. Sie kann die Diktatoren schlagen. Siegen wird sie erst, wenn sie konkret wird, wenn sie artikuliert, was sie will, wenn sie das schiere Nein überwindet.

Quelle: Frankfurter Rundschau   vom 26.09.2007. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe.

Veröffentlicht am

26. September 2007

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