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Soldatenleben - KFOR begünstigt Zwangsprostitution im Kosovo

Schwere Vorwürfe gegen Soldaten der Bundeswehr erhebt amnesty international. Wie aus einem jüngst von amnesty veröffentlichten Bericht hervorgeht, nehmen deutsche Soldaten im Kosovo und in Mazedonien sexuelle Zwangsdienste von verschleppten Frauen in Anspruch, die zu Prostitution gezwungen werden, darunter auch Minderjährige. Frauenhilfsorganisationen kritisieren, dass sie mit ihrer Forderung nach konsequenter Verfolgung und Sanktionierung der deutschen Nutznießer der Zwangsprostitution vom Berliner Verteidigungsministerium “immer wieder abgespeist” werden. Auch der ehemalige deutsche UN-Verwalter im Kosovo, Michael Steiner, habe während seiner Amtszeit keine Verbesserung der Lage der Frauen im Kosovo durchgesetzt.

Wie amnesty in einem jüngst erschienenen Bericht schreibt, hat sich der Kosovo seit dem Einmarsch der KFOR und der Installierung der UN-Verwaltung in einen bedeutenden Umschlagplatz für den Menschenhandel verwandelt. 1 Während es in der südserbischen Provinz vor dem NATO-Angriff auf Jugoslawien keine nennenswerte Prostitution gegeben habe, seien schon bald nach dem Beginn der Besatzung die ersten Bordelle mit Zwangsprostituierten in der Nähe von KFOR-Stützpunkten errichtet worden, bestätigt Jan Digol, ein amnesty-Experte. In Prizren sollen, so der amnesty-Bericht, deutsche Soldaten im Jahr 1999 zu den ersten Kunden der verschleppten Frauen gehört haben. Einem Fernsehbericht zufolge haben deutsche Soldaten regelmäßig Kinderbordelle aufgesucht. 2

Keine Verbesserungen

Während der Amtszeit des deutschen UN-Verwalters Michael Steiner (Februar 2002 bis Juli 2003) hat sich die Lage der gewaltsam verschleppten Frauen im Kosovo nicht verbessert. Während die UN-Verwaltung für Januar 2001 insgesamt 75 Gebäude nennt, in denen Frauen zu Prostitution gezwungen wurden, werden für Ende 2003 schon 200 derartige Einrichtungen angegeben. Die Dunkelziffer ist, so Digol, um ein Vielfaches höher. Während Steiner die Justizverwaltung des Kosovo von Jugoslawien abgetrennt und damit massiv in das Justizsystem eingegriffen hat, hat er offenbar versäumt, einen wirksamen Opfer- und Zeuginnenschutz für die Zwangsprostituierten durchzusetzen. Eine effiziente Bekämpfung des Frauenhandels sei so kaum möglich, kritisiert Isabella Stock von der Frauenhilfsorganisation medica mondiale: Während Steiners Amtszeit gab es “keine Veränderungen, die zur Verbesserung der Situation beigetragen hätten”.

Keine Konsequenzen

Während die Berliner Regierung Kriege gegen islamisch geprägte Staaten mit einem angeblichen Kampf für Frauenrechte legitimiert, nutzen Bundeswehrsoldaten sexuelle Zwangsdienste von verschleppten Frauen, ohne dass dies wirksam unterbunden würde. medica mondiale fordert das Verteidigungsministerium seit Jahren auf, die deutschen Soldaten über Frauenhandel umfassend zu informieren und Menschenrechtsverletzungen konsequent zu verfolgen und zu ahnden. Vergeblich, wie Stock kritisiert: “Wir werden immer wieder abgespeist.”

“Hervorragender Dienst”

Das Bundeskabinett hat unterdessen am gestrigen Mittwoch beschlossen, das Mandat für den Kosovo-Einsatz der Bundeswehr zu verlängern. “Die Soldaten leisten im Kosovo einen hervorragenden Dienst”, erklärt der deutsche Verteidigungsminister, “und es ist ihrer Professionalität und Besonnenheit zu verdanken, dass die fragile Stabilität dort überhaupt Bestand hat”.

Anmerkungen:

1 “So does it mean that we have the rights?” Protecting the human rights of women and girls trafficked for forced prostitution in Kosovo ; amnesty international 06.05.2004

2 ARD-Weltspiegel 17.12.2000

Quelle: Informationen zur Deutschen Außenpolitik vom 20.05.2004.

Veröffentlicht am

24. Mai 2004

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