Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

Eskalation am Golf

Von Karl Grobe - Kommentar

Britanniens Regierung hat Beweise vorgelegt. Die von der iranischen Marine aufgebrachten britischen Boote waren demnach noch anderthalb Seemeilen von der unsichtbaren Grenze entfernt, als sie gekapert wurden. Die 15 gefangenen Briten müssen also sofort freigelassen werden, oder es setzt andere Maßnahmen, droht Premier Tony Blair. Iran bestreitet die Version; die Kaperung habe sich 500 Meter innerhalb der iranischen Gewässer ereignet. Ob alliierte Hochseepatrouillen wirklich die vornehme Aufgabe haben, ganz unschuldig auf indischen Schiffen nach geschmuggelten Autos zu fahnden, ist da eher Nebensache. Die Eskalation ist da.

Gleichzeitig beginnt eine gewaltige See-Streitmacht der USA im Golf umfassende Manöver. Das ist Routine, das bestätigt auch das Teheraner Fernsehen. Nur: Der Aufmarsch der Flugzeugträger ist eben nicht Routine. Er ist Teil der Drohkulisse, mit der Iran von seinem Atomprogramm abgebracht werden soll. Das ist von höchster Stelle so formuliert worden. Da machen Gerüchte nervös, Iran habe auf ein US-Kriegsschiff geschossen. Das treibt den Ölpreis sofort hoch, und das weckt Erinnerungen an den “Tonking-Zwischenfall” von 1964. Zwar hat es eine der damals behaupteten nordvietnamesischen Attacken auf ein US-Schiff gar nicht gegeben, aber die bewusst lancierte Falschmeldung reichte als Begründung für verheerende Flächenbombardements aus. Auf der Fehlinformation - oder Zwecklüge - baute Präsident Lyndon Johnsons Vietnam-Strategie auf.

Noch ist der Vorfall aus dem Tonking-Golf nicht im Persischen Golf reproduziert worden. Die Kaperung der britischen Boote hat nicht diese kriegsauslösende Qualität. Sie gehört, angesichts der nicht genau festgelegten Seegrenze, noch in die Kategorie “Zwischenfall”. Voraussetzung: Keiner der Beteiligten zielt bewusst auf Krieg ab. Ist die gegeben, so ist diplomatischer Spielraum da. Fehlt sie, so nähern sich die abstrakten Pläne Israels und der USA für einen “chirurgischen Schlag” gegen Irans Atomanlagen einem konkreten Handlungsplan.

Quelle: Frankfurter Rundschau   vom 29.03.2007. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe.

Veröffentlicht am

29. März 2007

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von