Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Ist der Islam eine Gefahr für den Weltfrieden?

Gammertingen, 13.04.2005: Seit dem Terroranschlag auf das World-Trade-Center steht der Islam im Mittelpunkt des Interesses. Angst geht um vor der unbekannten Welt des Islam. Darum ist Information und Kennenlernen des andern dringend geboten. “Unbekannte Welt des Islam - Information als Beitrag zum Frieden”, unter diesem Titel hatte das Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V. zu einer Veranstaltung am vergangenen Freitag ins evangelische Gemeindehaus Gammertingen eingeladen. Rund 20 interessierte Menschen waren gekommen, um dem Vortrag von Pfr. Hansmartin Volz, Vorstandsmitglied des Lebenshauses, zuzuhören und anschließend Fragen zu stellen oder sich mit Diskussionsbeiträgen zu Wort zu melden.

Im ersten Teil des Abends machte der Referent deutlich, unter welchen Anfechtungen muslimische Gläubige im nachkolonialen Zeitalter stehen, um im zweiten Teil des Abends zu zeigen, welche Antwort der Islamismus darauf gibt.

Pfr. Volz führte aus, dass die gesamte islamische Welt seit rund 200 Jahren von Europa und Amerika dominiert werde. Bushs Rede von der Achse des Bösen lasse uralte Erinnerungen an die Zeit der Kreuzzüge im Hochmittelalter wieder aufleben. Die militärische, wirtschaftliche und politische Überlegenheit des Westens werde als sehr demütigend empfunden. Dazu komme die Undankbarkeit der Europäer, die meinten, sie hätten die Zivilisation erfunden und müssten mit ihrer Zivilisation die muslimische Welt beglücken. Dabei habe die abendländische Kultur einst die entscheidenden Anstöße von der in Spanien herrschenden Hochkultur des Islam empfangen.

Nach Ansicht des Referenten ist die Entstehung des Islamismus eine Antwort auf diese fortwährende Demütigung. Dabei handle es sich um eine Ideologie, die ihren Anhängern den Weg zum Erfolg verspreche. Ihr wichtigster Glaubenssatz laute: nur der richtige Islam unter einer voll islamischen Regierung werde den Muslimen wieder Macht und Glanz zurückbringen. Islamisten würden scharf die muslimischen Herrscherhäuser kritisieren, die sich vom Westen abhängig machten und der verderblichen westlichen Moral Tür und Tor öffneten. Sie würden einen Gottesstaat fordern, in dem der Koran das Grundgesetz sei, an dem sich alles zu orientieren habe. Vehement wende sich der Islamismus gegen alles, was aus dem Westen komme und sehe darin die Wurzel allen Übels. Der Hass auf die Zivilisation der “Kreuzzügler” präge so das islamistische Weltbild. So wie die Taliban im Afghanistan-Krieg die Sowjetunion in die Knie gezwungen hätten, so würden sie auch die USA in die Knie zwingen wollen und eine islamische Weltordnung errichten. Der Weg dazu sei der ideologisierte Dschihad-Kampf, der auch vor Terror nicht zurückschrecke.

Pfr. Hansmartin Volz betonte aber nachhaltig, dass nur ein kleiner Teil der Muslimen Anhänger der Ideologie des Islamismus sei. Demgegenüber würden nahezu alle geistlichen Autoritäten des Islam diesen Terror als unvereinbar mit dem Koran und der islamischen Ethik zurückgewiesen und die Selbstmordanschläge und Ermordung unbeteiligter Personen als unislamisch verurteilt. Darum müsse scharf zwischen dem Islam als Weltreligion und dem Islamismus unterschieden werden. In den meisten muslimischen Staaten sei der Islamismus in der Opposition und könne sich nur im Untergrund betätigen. Nur im Iran und teilweise im Sudan, in Pakistan und unter den Taliban habe er sich durchgesetzt. In anderen Ländern habe er sich in gemäßigte und radikale Gruppen aufgespalten oder sei mit Gewalt niedergeschlagen worden.

Zum Abschluss seines Vortrags beantwortete der Referent die Frage, ob der Islam eine Gefahr für den Weltfrieden darstelle, mit einem eindeutigen Nein. Er hob hervor, dass der Islamismus sei ein innerislamisches Problem sei, das die Muslime in ihren eigenen Staaten ausfechten müssten und sie eher schwäche als stärke. Seine Antwort auf die Frage, ob der Islam eine Gefahr für den Weltfrieden darstelle, laute eindeutig Nein. Gefährlich werden könne der Islamismus nur, wenn er ganz in den Terrorismus abgleite und unter den im westlichen Europa lebenden Muslimen, die unter unserer Fremdenfeindlichkeit leiden, Gefolgsleute finde. Darum sei ein verständnisvoller Umgang mit unseren muslimischen Mitbürgern und die Eingliederung muslimischer Flüchtlinge in unsere Gesellschaft eine dringend nötige Friedensarbeit.

Im Anschluss an den Vortrag von Pfr. Volz gab es eine längere sehr lebhafte Aussprache mit den Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung.

Michael Schmid

Veröffentlicht am

13. April 2005

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