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Online-Protest: METRO soll Handel mit Tropenwald-Papier stoppen

Am 29. Juni erhielten die BesucherInnen der Kaufhausketten Real und Galeria Kaufhof in acht Großstädten Produkthinweise der besonderen Art: ROBIN WOOD-AktivistInnen klärten sie darüber auf, dass die zum METRO-Konzern gehörenden Kaufhäuser Papier aus Regenwaldzerstörung im Sortiment führen. Viele KundInnen zeigten sich entsetzt über diese Informationen. Obwohl ROBIN WOOD schon seit Ende letzten Jahres Proteste gegen die Kooperation zwischen METRO und dem für Umweltzerstörung berüchtigten Papierkonzern APP einlegte, erklärte METRO erst kürzlich, die Handelsbeziehung weiter aufrechterhalten zu wollen. Daher hat ROBIN WOOD jetzt zu Online-Protesten aufgerufen:

Mitmachen beim Online-Protest und zur Pressemitteilung unter http://www.robinwood.de/newsletter/013/01.htm

Hintergrund

Auf Sumatra scheint die endgültige Vernichtung des Tieflandregenwaldes unabwendbar. Die Zellstoff- und Papierindustrie spielt dabei eine Schlüsselrolle. ROBIN WOOD protestiert weiter gegen die Mitverantwortung des deutschen Handels und der Bundesregierung.

Die Ausbeutung der Wälder in Indonesien ist außer Kontrolle geraten. In der Regierungszeit von Suharto bis 1998 wurden bereits 70% der indonesischen Wälder vernichtet. In den letzten Jahren hat sich die Geschwindigkeit der Zerstörung noch erhöht. Auch geschützte Gebiete sind nicht mehr sicher. Laut der indonesischen Umweltbehörde hat die Entwaldungsrate ein Rekordniveau von 2,4 Mio. Hektar jährlich erreicht. Wie kein anderes Land der Welt trägt Indonesien damit zur Zerstörung der Wälder bei. Umweltverbände schätzen die jährliche Zerstörung noch höher und die noch vorhandene Waldfläche auf nur 40 Mio. Hektar. Demnach wäre von dem einstmals grünen Inselreich nur noch ein Fünftel von Wald bedeckt. Experten schätzen, dass allein durch die Brände 1997/98 mehr als 11 Mio. Hektar Wald vernichtet wurden.

Der Zellstoff- und Papierboom stellt eine ökologische und ökonomische Katastrophe für das Land dar. Mit der Aussicht auf schnellen Gewinn investierten in den 90er Jahren Banken und Finanzinstitute mehr als 15 Milliarden Dollar in diesen Sektor. Aufgrund des billigen Holzrohstoffs aus dem Urwald werden konkurrenzlos günstig Zellstoff und Papier produziert, was zu sinkenden Weltmarktpreisen geführt hat. Jetzt müssen die Konzerne noch mehr produzieren, um ihre Kredite zu bezahlen. Die Industrie wurde auch von deutschen Banken finanziert, darunter die Dresdner Bank, die Commerzbank sowie die Deutsche Bank, und profitierte von Hermesbürgschaften aus Deutschland, mit denen deutsche Exporte abgesichert werden. Durch die Industrie werden Einheimische ohne Landtitel vertrieben und Wasser, Boden und Luft mit Schadstoffen belastet. Die Menschen verlieren Land und Einkommen aus ihren traditionellen Nutzungen.

Zwischen 1988 und 2000 wurden in Indonesien etwa 120 Mio m3 Holz zu Zellstoff verarbeitet, davon kamen nur ca. 10 Prozent aus Plantagen. Ein Manager der Zellstoffindustrie erklärte, die Industrie werde erst auf Plantagenholz zurückgreifen, wenn sie kein Zugriff auf billiges Tropenwaldholz mehr habe. Die Fläche des Tieflandregenwaldes auf Sumatra schrumpfte zwischen 1990 und 2002 um 60%. Laut Weltbank wird er bereits 2005 verschwunden sein. Die Zellstoff- und Papierindustrie hat keine Zukunft, da der Rohstoff Holz knapp wird und nicht ausreichend Plantagen angelegt werden. Für Indonesien insgesamt wird inzwischen geschätzt, dass der jährliche Holzbedarf der Industrie um ein Zehnfaches größer ist als der Zuwachs. Neue Zellstoffwerke sind in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, in der Planung. Für diese Region rechnet die Weltbank mit dem Aus für den Regenwald im Jahr 2010.

Die Regenwaldzerstörung auf Sumatra wird von drei Kräften angetrieben. Zuerst werden alle verwertbaren Hölzer für den Rundholzexport sowie für die Möbel- und Sperrholzindustrie eingeschlagen. Das Restholz auf den degradierten Flächen wird von der Zellstoffindustrie als Billigrohstoff verwendet. Im Anschluss werden die abrasierten Flächen von denselben Konzernen in Akazien und Ölpalmenplantagen umgewandelt. Damit verschwindet die Artenvielfalt der Wälder für immer, die fruchtbaren Böden werden weggespült, lokales Klima und Wasserhaushalt ändern sich. Bei Plantagen handelt sich nicht um “nachhaltige Forstwirtschaft”, wie die Industrie gerne behauptet, da das Holz nicht ohne Zutun des Menschen nachwächst wie in einem natürlichen oder naturnahen Wald. Ohne Einsatz von Chemie und Dünger kommt die Grassteppe.

Die Zellstoffgiganten APP und APRIL

Die beiden größten Zellstoff- und Papierunternehmen, die auf Sumatra operieren, heißen Asia Pulp & Paper (APP) und Asia Pacific Resources International Holdings Ltd. (APRIL), beide mit Sitz in Singapur. APP gehört zur Unternehmensgruppe Sinar Mas, die von einer chinesischen Immigrantenfamilie kontrolliert wird, APRIL ist Teil der Raja Garuda Mas Gruppe, die von Sukanto Tanoto gelenkt wird. Beide Gruppen sind auch im Palmölgeschäft aktiv.

Die Bundesregierung hat für den Ausbau der Papier- und Zellstoffindustrie in Indonesien Hermesbürgschaften vergeben. Damit wird der Export von Maschinen u.a. Erzeugnissen aus Deutschland abgesichert. Kann der Auftraggeber nicht zahlen, springt der Steuerzahler ein. Allein APP, unter Bankern bekannt als “Musterbeispiel für Misswirtschaft, fehlende Transparenz und Nachlässigkeit”, erhielt Hermesbürgschaften in Höhe von 370 Mio. Euro, von denen Mitte 2003 noch 240 Mio. Euro ausstehen. APP baute in den neunziger Jahren innerhalb kurzer Zeit seine Produktionskapazitäten stark aus und beschaffte sich dafür - teilweise illegal - Holz aus indonesischen Regenwäldern. Mindestens 300.000 Hektar Regenwald auf der Insel Sumatra wurden in den letzten Jahren für die Produktion von APP zerstört. Inzwischen ist der Konzern mit über 13 Milliarden US-Dollar verschuldet und meldete 2001 Zahlungsunfähigkeit an. Im Mai forderten Robin Wood und Urgewald von Bundeskanzler Schröder, sich bei seinem Indonesienbesuch für einen umwelt- und sozialverträglichen Umbau der Zellstoffindustrie einzusetzen. Indonesische Umweltorganisationen wendeten sich ebenfalls in einer Erklärung an den deutschen Bundeskanzler und forderten Schröder auf, sich für eine Entschädigung der zahlreichen Opfer einzusetzen, die durch die Zellstoff- und Papierindustrie Land, Einkommen und eine intakte Umwelt verloren haben. Schröder fand in Jakarta nur Lob für die wirtschaftliche Blüte des Landes, aber kein Wort zur Umweltzerstörung mit deutscher Beteiligung. Statt den Raubbau zu beenden produziert APP auf Hochtouren. Es scheint, als ob der Konzern noch möglichst viel Gewinne machen will, bevor der letzte Baum geschlagen ist, oder doch noch schärfere Gesetze die Plünderung beenden.

Das Hauptwerk von APRIL für die Zellstoff- und Papierproduktion ist die Fabrik Riau Andalan Pulp&Paper (RAPP) in der Provinz Riau auf Sumatra. Dabei handelt es sich um eines der größten Zellstoffwerke der Welt mit einer Kapazität von 2 Mio. t Zellstoff jährlich und einer Papierproduktion von 350.000 t im Jahr. Bis Ende 2001 wurden bereits 220.000 Hektar Tropenwald zerstört. Experten schätzen, dass jährlich etwa 50.000 Hektar Wald der Produktion von APRIL zum Opfer fallen.

Zum Imperium von Raja Garuda Mas gehörte auch die Zellstoff- und Viskosefabrik Indorayon am Tobasee in Nordsumatra, die 1989 in Betrieb ging. Zehn Jahre lang verseuchte dieses Werk den See und seine Umgebung mit Schadstoffen. Der erbitterte Widerstand der Bevölkerung wurde mit Polizei und Militär unterbunden. 1999 war der Protest nicht länger zu unterdrücken und die Fabrik wurde geschlossen. Doch im März 2003 wurde die Zellstoffproduktion am alten Standort unter dem neuen Namen PT Toba Pulp Lestari mit Polizeischutz wieder aufgenommen. Wieder gibt es Verhaftungen, Verletzte und Tote. Indonesische Umweltorganisationen fordern von APRIL sich gegenüber dem Mutterkonzern Raja Garuda Mas dafür einzusetzen, dass die Produktion am Toba-See sofort wieder eingestellt wird, da die Region keine umweltbelastende Industrie mehr verkraftet.

>> Ausführliche Informationen zur Regenwaldzerstörung durch Papierherstellung findet sich hier bei ROBIN WOOD .

Veröffentlicht am

04. Juli 2004

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