Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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KRIEGE STOPPEN! GELD FÜR’S LEBEN, NICHT FÜR’S STERBEN! - VISIONEN FÜR EINE BESSERE WELT VERWIRKLICHEN!

Rede von Jürgen Grässlin  anlässlich des Antikriegstags am 1. September 2025 am Stachus in München

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit unserer heutigen Kundgebung und Demonstration zum Antikriegstag erinnern wir an den Beginn des Zweiten Weltkriegs: Am 1. September 1939 marschierte die Wehrmacht in Polen ein. In den knapp sechs Jahren danach verloren rund 60 Millionen Menschen ihr Leben.

Die Lehre, die wir Demokratinnen und Demokraten, die wir Antifaschistinnen und Antifaschisten aus diesen schrecklichen Erfahrungen ziehen, lautet:

>> Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Heute herrscht wieder Krieg in Europa. Seit dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 tobt ein vernichtender Stellungskrieg vor allem im Osten und Südosten des Landes. Ukrainische Truppen verüben ihrerseits Gegenschläge auf russischem Territorium.

Zehntausende ukrainischer Zivilistinnen und Zivilisten wurden getötet oder verletzt. Hunderttausende ukrainische und russische Soldaten sind gefallen, wurden verstümmelt und verkrüppelt.

"KRIEGE STOPPEN!" - Zurecht kritisiert das Münchner Friedensbündnis von Gewerkschaften und Friedensbewegung, dass der Krieg in der Ukraine gestoppt werden muss. Mehr noch:

>> Wir fordern: Alle Kriege müssen gestoppt werden!

Denn laut Analysen der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung AKUF wurden 2024 insgesamt 27 Kriege und bewaffnete Konflikte registriert. https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sowi/professuren/jakobeit/forschung/akuf/kriegsgeschehen2024.html .

In den Medien wird lediglich noch über den Vernichtungsfeldzug der Israel Defence Forces halbwegs umfassend berichtet. Beim Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 wurden rund 1100 unschuldige Israelis getötet, mehr als 250 entführt. Bei den seither erfolgenden schweren Menschenrechtsverletzungen der IDF unter Bruch des humanitären Völkerrechts wurden, laut der aktuellen Ausgabe des GuardianWeekly, bislang mehr als 62.000 Menschen in Gaza getötet, über 150.000 verletzt. Die meisten waren wehrlose palästinensische Frauen und Kinder.The GuardianWeekly vom 29.08.2025, S. 12, berechnet vom palästinensischen Gesundheitsministerium. 

Die weiteren 25 kriegerischen Auseinandersetzungen wurden und werden medial weitgehend ignoriert - so auch das Massenmorden im Sudan. Selbst über die Flucht von rund 120 Millionen Menschen wegen Kriegen und Klimawandel wird kaum informiert.

Den Notleidenden und auch den Menschen auf der Flucht muss geholfen werden: Sie brauchen medizinische Betreuung und ausreichend Nahrungsmittel. Und ihnen muss Schutz gewährt werden. Ja, das kostet Geld - Geld für’s Leben!

>> Auch in diesem Sinne fordern wir heute in München: "Geld für’s Leben, nicht für’ sterben!"

Doch die Realität unserer Zeit ist bisher eine ganz andere: 

  • Bereits im Februar 2022 hat der vormalige Bundeskanzler Olaf Scholz - mit Zustimmung einer breiten Mehrheit im Bundestag - die "Zeitenwende" für Hochrüstung und Militarisierung ausgerufen.
  • Gemäß den Berechnungen des Friedensforschungsinstituts SIPRI in Stockholm verschwendeten 2024 nahezu alle Staaten weltweit mehr als 2,7 Billionen US-Dollar für Militärausgaben - 9,4 % mehr als im Vorjahr. 
  • An der Spitze des Rankings der Hochrüstungsnationen stehen die USA vor China und Russland. Deutschland rückte von Platz 7 (2023) auf einen unrühmlichen Platz 4 vor (2024)."Unprecedented rise in global military expenditure…", SIPRI, 28. April 2025,
  • Vor wenigen Tagen wurde publik, dass im letzten Jahre der Ampelkoalition für 2024 Rüstungsexport-Genehmigungen in Höhe von summa summarum 14,4 Mrd. Euro erteilt worden sind. Das ist ein neuerlicher Negativrekord! [#4]
    [#4] Siehe https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2025/08/20250827-bundesregierung-legt-ruestungsexportbericht-fuer-das-jahr-2024-vor.html , Gesamtwert: 14,4 Mrd. Euro.

>> Schande über die Verantwortlichen in der Ampelkoalition!

>> Und Schande über die Verantwortlichen der Großen Koalition unter Führung von Kanzler Merz und Vizekanzler Klingbeil, die diese hemmungslose Rüstungsexportpolitik fortsetzen!

- Bei der Rüstung spielt das Bundesland Bayern eine führende Rolle: In der Rüstungshochburg München haben

  • die MTU Aero Engines AG (Flugzeugtriebwerke), 
  • die Rhode & Schwarz GmbH (Überwachungstechnik) 
  • und die KNDS Deutschland GmbH (Kampfpanzer) ihren Sitz. 

Zudem sind von Bedeutung: 

  • die HENSOLDT AG (Sensorik, Avionik) in Taufkirchen
  • die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH (Eurofighter Typhoon) in Halbergmoos,
  • Diehl und Diehl Defence bei Nürnberg und in Überlingen / Ba-Wü (Lenkflugkörper)
  • die Renk AG in Augsburg (Panzergetriebe),
  • Premium AEROTEC Augsburg GmbH (Rumpfmittelteil EF) 
  • und die MBDA Deutschland GmbH in Schrobenhausen (Lenkflugkörper) "’No Limit’ für Rüstung: Söder will Milliarden nach Bayern holen", www.br.de vom 15.05.2025.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder verlangt "No Limit" bei Rüstungsausgaben. Ein Viertel der Aufträge soll nach Bayern gehen. Rüstungsexporte sollen erleichtert werden.

Dabei wurden oder werden bereits - neben der Ukraine - weitere Staaten mit Kriegswaffen aus Deutschland beliefert. Beispielsweise erhielt Saudi-Arabien Eurofighter (z.B. mit Bestandteilen der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH und Premium AEROTEC), Israel Renk-Panzergetriebe für Merkava-Kampfpanzer, Maghreb-Staaten Überwachungstechnik von Rhode & Schwarz, u.v.a.m.

>> Die Rüstungskonzerne produzieren Waffen für den Tod! Sie sind Profiteure der Kriege in aller Welt! Schande über sie!

>> Und Schande über Markus Söder, den Cheflobbyisten für Waffenproduktion und Waffenexporte!

- Die Politik militärischer Abschreckung wird von der Großen Koalition nahtlos fortgesetzt. So sollen mobile Startsysteme für Mittelstreckenwaffen des Typs Tomahawk, SM-6 und Dark Eagle in Deutschland aufgestellt werden.

>> Gemeinsam mit der Kampagne "Friedensfähig statt erstschlagfähig" fordern wir ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen!"Kampagne kritisiert Bundesregierung für geplanten Kauf des Startsystems Typhon und fordert ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen!", Bonn, 17.07.2025.

- Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Bundeswehr bis 2035 auf mindestens 260.000 aktive Zeit- und Berufssoldaten aufstocken. Zudem soll die Reserve auf 200.000 verdoppelt werden. Sollten sich nicht genügend Freiwillige finden, wird die Wehrpflicht zwangsweise eingeführt."Was das neue Gesetz zum Wehrdienst vorsieht", www.tagesschau.de vom 27.08.2025.

>> Wir in der Friedensbewegung lehnen jegliche Form von Zwangsdiensten ab!

All die unglaublichen dreistelligen Milliardenzuwendungen fehlen in Deutschland zur Bekämpfung der Armut, Gesundheit, Pflege und Bildung von bedürftigen Menschen. Und sie fehlen für den Klimaschutz! Oder wie Friedrich Merz dies topaktuell formuliert: "Das wird schmerzhafte Einschnitte bedeuten!""Merz fordert soziale Einschnitte" in Badische Zeitung vom 01.09.2025.

Lasst uns ein neues Bündnis von Gewerkschaften und Kirchen und Sozialer Bewegung und vielen Einzelmenschen gründen - lasst und gemeinsam auf die Straße gehen und eine mächtige Gegenbewegung aufbauen!

>> Wir fordern mit allem Nachdruck:

Geld für Bildung, Gesundheit und Soziales rauf - und zwar deutlich rauf!

Geld für Rüstung und Militär runter - und zwar drastisch runter!

>> Was wir brauchen ist die Zeitenwende der Zeitenwende!

Was wir brauchen ist der Ausstieg aus der Kriegslogik und den Einstieg in die Friedenslogik!

Was wir brauchen ist eine neue Ära der Entspannungspolitik!

Was wir brauchen sind Friedensverhandlungen aller Beteiligten auf Augenhöhe - organisiert und zum Erfolg geführt durch die Vereinten Nationen!

Die Politik in Deutschland, in Europa und in der Welt muss wieder friedensfähig werden - sie darf keinesfalls kriegstüchtig werden!

Visionen für eine bessere Welt verwirklichen!

Wie enttäuschend ist die Tatsache, dass führende Politikerinnen und Politiker in Deutschland - aber auch in Europa und in der Welt - jegliche Visionen für eine friedliche Zukunft der Menschen und für die Bewahrung unseres Planeten verloren haben.

Doch wer die Welt zum Guten verändern will, muss positive Visionen entwickeln. Der muss das Ziel definieren und sich aktiv auf den Weg machen.

Wir, die Menschen in der Sozialen Bewegung, in den Gewerkschaften und in den Kirchen definieren unsere Visionen. Wir entwickeln ganz konkrete Schritte in die richtige Richtung.

In meinem Buch Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern habe ich mutmachende Aktivistinnen und Aktivisten hierzulande und aus aller Welt eine Stimme gegeben. Sie beschreiben ihre visionären Projekte und Kampagnen. Und - das ist das Tolle daran - sie beschreiten den Weg zu deren erfolgreicher Umsetzung. [#9][#9] Grässlin, Jürgen: Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern. Ein Mutmachbuch, München 2024.

Mit unserer neuen internationalen Informations- und Aktionswebsite VISION BESSERE WELT - MUTMACHMENSCHEN werden wir ab 2026 die Basis bilden für den weltweiten Wandel von unten!

Hier und heute wünsche ich euch:

Habt Mut für Visionen und habt die Kraft zur Verwirklichung!

Zum Wohle unserer Kinder und Kindeskinder, zum Wohle aller Kinder. Lasst uns gemeinsam eine friedliche, eine gerechte, eine ökologisch intakte - und damit eine bessere - Welt erschaffen!

Vielen Dank

Vita

Jürgen Grässlin ist laut SPIEGEL der "bekannteste Pazifist und Rüstungsgegner des Landes". Er ist Sprecher der Kampagne "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!", Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Aktivist der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch sowie Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.) mit den Projekten GLOBAL NET - STOP THE ARMS TRADE und VISION BESSERE WELT -MUTMACHMENSCHEN.

Er ist Autor zahlreicher kritischer Sachbücher über Rüstungsexporte sowie Militär- und Wirtschaftspolitik, darunter internationale Bestseller. Zuletzt verfasste er seine Autobiografie Einschüchtern zwecklos. Unermüdlich gegen Krieg und Gewalt - Was ein Einzelner bewegen kann sowie Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern. Ein Mutmachbuch. Beide Bücher wurden im Heyne Verlag publiziert. 2025 und 2026 finden weitere zahlreiche Lesungen statt.

Grässlin wurde mit bislang zehn Preisen für Frieden, Zivilcourage, Menschenrechte und Medienarbeit ausgezeichnet, u.a. mit dem Aachener Friedenspreis, dem Menschenrechtspreis von Amnesty International und dem Grimme-Medienpreis.

Kontakt: Tel.: 0049-761-7678208, Mob.: 0049-170-6113759; E-Mail: jg@rib-ev.de, j.graesslin@gmx.de, Website: www.juergengraesslin.de

Fußnoten

Veröffentlicht am

01. September 2025

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