Karl Kraus: Zum ewigen GedächtnisEin neuer Band im Regal "Pazifisten & Antimilitaristen aus jüdischen Familien"Von Schalom-Bibliothek.org / Kooperationspartner: Lebenshaus Schwäbische Alb Karl Kraus: Zum ewigen Gedächtnis. Texte zu Krieg und Frieden. Herausgegeben von Bruno Kern. (= edition pace 36 ǀ Regal: Pazifisten & Antimilitaristen aus jüdischen Familien 11). Hamburg 2025. [ISBN: 978-3-8192-7878-5; Paperback 136 Seiten; 7,99 Euro] https://buchshop.bod.de/zum-ewigen-gedaechtnis-karl-kraus-9783819278785
Ein neues Lesebuch der Schalom-Bibliothek versammelt Texte zu Krieg und Frieden aus der Feder dieses Mannes, der zu den größten Satirikern der Weltliteratur überhaupt gehört. Die einzigartige Verbindung von Sprach- und Gesellschaftskritik ist das hervorstechende Merkmal seiner Satire. Gesellschaftliche Zustände entlarvt er gerade an deren sprachlichem Unvermögen, an der Phrase, deren man sich bedient. Der Erste Weltkrieg, jene "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", war für Kraus beides zugleich: eine harte Zäsur und die Bestätigung all dessen, was er bereits vorher dem Säurebad seiner Satire ausgesetzt hatte. Der politisch eher desinteressierte, bis kurz vor dem Krieg noch durchaus monarchistisch denkende Karl Kraus erschrickt angesichts der Ereignisse, erkennt, dass sie nichts mehr zu tun haben mit der konventionellen Vorstellung von Krieg, dass sich hier die Mobilmachung der Maschine gegen den Menschen bis in ihre letzte blutige Konsequenz steigert. Er wird unter diesem Eindruck zum unbedingten Pazifisten. Die heute wieder durchaus Angst erregenden propagandistischen Töne von der "Zeitenwende", bellizistisch gleichgeschaltete Medien, die zaghafte pazifistische Stimmen nur lauthals verhöhnen, lassen einen die Verzweiflung eines Karl Kraus im August 1914 erahnen. Der heutigen "Zeitenwende" entsprach damals das Schlagwort von der "großen Zeit", das Kraus in seiner programmatischen Anrede im November 1914 schonungslos entlarvte. Dass militärische "Verteidigung" angesichts der Destruktivkräfte des Industriezeitalters nichts als ein Anachronismus ist, weil das, was vorgeblich verteidigt werden soll, im Zuge dieser Verteidigung zerstört wird, dass wir uns, um die Bedingungen des Menschseins zu retten, von jeder militärischen Logik konsequent verabschieden müssen - diese Einsicht hätten wir uns heute, im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen und der sich gerade aus ökologischen Gründen zuspitzenden Konfliktpotenziale, dringend anzueignen. (Nach dem einleitenden Essay von Bruno Kern) Der Herausgeber des neuen Bandes ǀ Bruno Kern, geb. 1958 in Wien, hat Theologie und Philosophie studiert und lebt heute als freischaffender Lektor, Übersetzer und Autor in Mainz. Er hat Texte von Karl Kraus herausgegeben und jüngst eine Biografie über ihn verfasst: Bruno Kern, "Karl Kraus. Widerspruch gegen den Zeitgeist", Wiesbaden 2024.
Bibliotheksportal ǀ Alle Publikationen des Regals "Pazifisten und Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien" erscheinen zunächst als Digitale Erstausgaben und sind frei abrufbar auf dem Projektportal www.schalom-bibliothek.org – dort auch alle Informationen zu den bisherigen Buchangeboten.
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