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Frieden schaffen mit immer mehr Waffen?

Von Franz Alt

Am 15. Mai 2025 sagte Papst Leo XIV.: "Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung. Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen." 

Einen Tag vor seinem Tod hatte Papst Franziskus wörtlich dasselbe gesagt. Doch ebenfalls am 15. Mai 2025 hat der neue deutsche Außenminister Johann Wadephul dem US-Präsidenten für seine Forderung nach höheren Rüstungsausgaben einen Blankoscheck ausgestellt. Danach sollen die deutschen Ausgaben fürs Militär von heute zwei auf künftig fünf Prozent des Bruttosozialprodukts steigen. Das wären dann pro Jahr etwa 215 Milliarden Euro.

Deutschland Auslöser eines neuen Wettrüstens?

Woher dieses viele Geld kommen soll, ist ebenso nebulös wie die Auswirkungen auf die Militärausgaben Russlands oder Chinas. Will ausgerechnet Deutschland Auslöser eines neuen Wettrüstens sein? Schon heute geben die NATO-Staaten etwa viermal so viel Geld für Rüstung aus wie Russland. Frieden schaffen mit immer mehr Waffen? Der Christdemokrat Johann Wadephul ignoriert mit dieser Forderung nicht nur die Forderungen der beiden letzten Päpste, sondern auch den Vorschlag des früheren CDU-Kanzlers Helmut Kohl "Frieden schaffen mit immer weniger Waffen". Und Wadephul verdrängt vor allem die Lehre der deutschen Geschichte, in der im vergangenen Jahrhundert die deutsche Armee zweimal die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt hat.

Was sind die schönen Trauerworte am Sarg von Frau Friedländer wert, wenn ihnen noch am selben Tag eine fatale geschichtsvergessene und Menschen verachtende Politik folgt?

Der schreckliche und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Putins in der Ukraine, die Kriege im Gaza, im Sudan und anderswo können doch nicht mit immer mehr Waffen beendet werden, sondern nur durch Dialog und Gespräche, durch "Entfeindung". Den Frieden gewinnen wir nur, "wenn wir die Gewalt verlernen" (Heribert Prantl).

Der Kriegs-Terror kann nur durch Verhandlungslösungen überwunden werden, aber nicht dadurch dass auch wir immer wieder die nächsten Kriege durch Aufrüstung vorbereiten. Verhandlungslösungen und Kompromisse sind die fundamentalen Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden. Die derzeitigen Verhandlungen in Istanbul lassen die richtige Richtung wenigstens ahnen. Und ausgerechnet jetzt mehr als eine Verdoppelung der deutschen Rüstungsausgaben? In schwierigen Situationen können und müssen Verhandlungen geradezu herbei verhandelt werden. Nur so können wir das alte, verhängnisvolle Motto "Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten" überwinden und lernen: "Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten". 

Nach 1945 haben Deutschland und Frankreich mit den besonnenen Staatsmännern Adenauer und De Gaulle bewiesen, dass auch eine Jahrhunderte alte kriegerische Feindschaft überwunden werden kann. Warum soll das nicht auch zwischen Russland und der Ukraine möglich sein? Oder zwischen Israel und Palästina? Die überwiegende Mehrheit der Menschen will Frieden und kein neues Wettrüsten.

80 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ist es Zeit zu lernen, dass auch Russland zu Europa gehört und wir in einem gemeinsamen Haus Europa wohnen. Kontakte mit russischen Politikern wie sie in diesen Tagen der SPD-Politiker Ralf Stegner gesucht hat, sind kein "Landesverrat", sondern eher  Voraussetzungen dafür, dass es bald auch formelle Gespräche mit Russland sowie zwischen Russland und der Ukraine geben kann. 

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bereit, sich mit Präsident Wladimir Putin zum Dialog zu treffen. In dieser Situation wäre es sinnvoller und vielleicht auch hilfreich, wenn aus Deutschland Dialog-Signale statt Aufrüstungs-Signale kämen. Wer Lösungen will, muss dafür werben, dass es im Atomzeitalter nur eine gemeinsame Sicherheit auf unserem Kontinent Europa geben kann. Denn ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg in der Menschheitsgeschichte, weil es danach wohl keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten.

Quelle: (c) Franz Alt 2025 - www.sonnenseite.com . Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von Franz Alt veröffentlicht.

Veröffentlicht am

18. Mai 2025

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