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“Befreit zum Widerstehen”

Zwei Neuausgaben zur Geschichte der christlichen Friedensbewegung

edition pace - Erscheinungshinweise

Die friedensbewegte Reihe "edition pace" legt ab diesem Frühjahr Neuausgaben von Darstellungen zur Geschichte des Pazifismus vor. Die deutschen Großkirchen tragen - wie in zwei Weltkriegen - im Grundlegenden stets die Militär-Agenda des Staates mit. Die beiden nachfolgend angezeigten Bände lenken den Blick auf Wege des christlichen Friedensengagements und erinnern daran, dass es Alternativen zum militärnahen Kirchentum des konstantinischen Formats gibt.

Eberhard Bürger:
Friedensbewegungen in der Ökumene um die Zeit des ersten Weltkriegs.

Ein Überblick. (= edition pace,  Band 17 | Regal zur Geschichte des Pazifismus 4. Hrsg. Peter Bürger). Norderstedt: BoD 2024.
(ISBN 978-3-7597-0660-7; Paperback; 148 Seiten; 8,60 Euro)

Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und portofreie Bestellmöglichkeit auf der Verlagsseite (überall, auch vor Ort, im Handel bestellbar):
https://buchshop.bod.de/friedensbewegungen-in-der-oekumene-um-die-zeit-des-ersten-weltkriegs-eberhard-buerger-9783759706607

Der vorliegenden Band im "Regal zur Geschichte des Pazifismus" enthält eine Darstellung des evangelischen Theologen Dr. Eberhard Bürger zu "Friedensbewegungen in der Ökumene um die Zeit des ersten Weltkriegs". Beim Rückblick auf die Jahre 1914-1918 gibt es neben der großen Last der Geschichte und der Schuld, die zu bekennen ist, noch eine andere Seite, die hier ergänzt wird: "Kirche des Friedens" werden heißt auch, die Erfahrungen, Zeugnisse und Modelle der Geschichte wahrzunehmen und sich heute von ihnen für morgen inspirieren zu lassen.

Die Überschrift "Befreit zum Widerstehen" trifft den Nerv dessen, was es zu überliefern und bedenken gilt: Vom Evangelium befreit zu werden aus der vermeintlichen Übermacht der zerstörerischen "Mächte und Gewalten" zu einem lebens- und friedensbejahenden Leben, auch zur Entlarvung der "Mächte und Gewalten" und zum Widerstand gegen sie. Dies kann sich freilich nur in kirchlichen Räumen ereignen, die unabhängig sind von staatlichen bzw. nationalen Komplexen.

Der Begriff "Friedens-Bewegungen" zeigt an, dass es hier nicht nur um eine einheitliche Bewegung im soziologischen Sinne geht, sondern um eine Vielzahl von Strömungen, Gruppen, Einzelnen, um deren "Nein zum Krieg" und deren "Ja zum Frieden".

Die Friedens-Bewegungen sind von Anfang an weltweit, also ökumenisch gewesen. Ökumenisch meint hier: international, konfessions- und religionsübergreifend, auch die oft mehrheitlich nichtreligiösen Bewegungen einbeziehend, in den Zielstellungen sich berührend. Dabei liegt der Schwerpunkt des Überblicks geografisch auf dem deutschsprachigen Raum - auf Deutschland, auf Österreich und der Schweiz.

Die frei abrufbare digitale Erstversion dieser Neuausgabe ist beim Ökumenischen Institut für Friedenstheologie erschienen: https://friedenstheologie-institut.jimdofree.com/app/download/8507165563/regal04.pdf?t=1712064524

Dieter Riesenberger:
Die katholische Friedensbewegung in der Weimarer Republik.

Neuedition der Auflage von 1976. Mit einem Vorwort von Walter Dirks und einem Nachruf für Dieter Riesenberger von Helmut Donat. (= edition pace , Band 18 | Regal zur Geschichte des Pazifismus 5). Norderstedt: BoD 2024.
(ISBN 978-3-7597-0649-2; Paperback, 368 Seiten; 14,90 Euro).

Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und portofreie Bestellmöglichkeit auf der Verlagsseite (überall, auch vor Ort, im Handel bestellbar):
https://buchshop.bod.de/die-katholische-friedensbewegung-in-der-weimarer-republik-dieter-riesenberger-9783759706492

Die deutschen Bischöfe waren im Ersten Weltkrieg keine Stütze für den Friedenspapst Benedikt XV., der das grauenhafte Gemetzel im "Menschenschlachthaus" scharf verurteilte. Sie riefen ganz im Gegenteil die Gläubigen auf zum Waffendienst im Heer des militaristischen Kaiserreichs. Nach 1918 verbreitete wiederum nur eine Minderheit von katholischen Frauen und Männern die Botschaft des Bischofs von Rom, dass in der Frage der Gewalt bei den Beziehungen zwischen den Staaten die gleiche Weisung des Evangeliums wie im zwischenmenschlichen privaten Bereich gilt.

Zu der hier neu edierten Pionierstudie "Die katholische Friedensbewegung in der Weimarer Republik" von Dieter Riesenberger schreibt Walter Dirks in seinem Vorwort von 1976: "Wir wissen, wie wenig Erfolg die Friedensbewegung jener Jahre gehabt hat. Auch die friedliche Politik von Parteien der Mitte und der Linken begnügte sich mit der Erkenntnis, dass dieser schlechte Friede nur mit friedlichen Mitteln revidiert werden könne. Es war eine politisch begrenzte, nicht geschichtlich ausgreifende Absage an den Krieg. Foerster, Quidde e tutti quanti, die "Weltbühne", die Deutsche Friedensgesellschaft: sie alle sind über Außenseiterpositionen nicht hinausgekommen. Neben diesem sehr begrenzten Einfluss des liberalen humanitären Pazifismus war der theologisch begründete der evangelischen Pazifisten, die zum Teil mit den religiösen Sozialisten identisch waren, bedeutungslos. Die katholische Friedensbewegung war um eine merkliche Spur - freilich eben nur um eine Spur - wirkungsvoller: durch ihre Verbindung mit dem linken Zentrumsflügel, mit Teilen der Arbeiterbewegung und des Volksvereins, nicht zuletzt durch den Rückhalt an der Katholischen Weltkirche und ihrer zwar veralteten, aber immerhin zitierbaren "Lehre vom ungerechten Krieg" … Schon deren Teilgrundsatz des rechten Verhältnisses zwischen dem (auch gerechten) Zweck des Krieges und seinen militärischen Mitteln war durch die Materialschlachten von 1917/18 und nicht erst durch die Atombombe konkret anwendbar geworden: Nie wieder Krieg!"

Helmut Donat würdigt in einem Nachruf die Friedensforschungen des leider 2023 verstorbenen Autors Prof. Dieter Riesenberger (dokumentiert im Anhang des Bandes).

Herausgeber: Peter Bürger; Editionsmitarbeit: Werner Neuhaus, Ingrid von Heiseler.

Die frei abrufbare digitale Erstversion dieser Neuausgabe ist beim Ökumenischen Institut für Friedenstheologie erschienen: https://friedenstheologie-institut.jimdofree.com/app/download/8507975563/regal05.pdf?t=1712546432

Veröffentlicht am

24. April 2024

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