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Aushungern und Töten

Hungernde Menschen ins Visier zu nehmen ist ein Akt des Völkermordes

Dass Israel den Hunger als Kriegswaffe einsetzt, wird durch die Absicht der israelischen Behörden deutlich, auch Zivilisten in Gaza zu töten. Der Gazastreifen leidet unter einer noch nie dagewesenen Hungersnot. Als Kinder zu verhungern begannen, hat Israel mindestens drei gezielte Angriffe auf Menschenmengen verübt, die auf die Verteilung von Lebensmitteln warteten. Da die Mittel für UNRWA gestrichen wurden und die USA und Israel informelle und ungeordnete Hilfslieferungen bevorzugen, nimmt das Leiden der Zivilbevölkerung weiter zu.

Bereits am 18. Dezember warnte Human Rights Watch, dass Israel Hunger als Kriegsmittel einsetzt, was ein Kriegsverbrechen und einen Verstoß gegen die Internationale Konvention zur Verhütung des Völkermordes darstellt. Die systematische israelische Bombardierung von Bäckereien im gesamten Gazastreifen war ein Hinweis darauf, dass der Hunger eher das Ziel als ein Nebeneffekt der militärischen Aktionen Israels ist.

Laut der UNO leben vier von fünf Menschen auf der Welt, die an extremer Unterernährung leiden, in Gaza. Dazu gehören nicht nur die Palästinenser in Gaza, sondern auch die israelischen Geiseln. Freigelassene Geiseln berichteten, dass ihre Hamas-Geiselnehmer die wenigen Lebensmittel, die ihnen zur Verfügung standen, mit ihnen teilten und dass alle Geiseln in der Gefangenschaft aufgrund der Lebensmittelknappheit an Gewicht verloren.

Die Anschuldigungen Israels gegen UNRWA haben die beiden größten Geldgeber,  die USA und Deutschland, veranlasst, die Mittel für die wichtigste Hilfsorganisation zu streichen, die Nahrungsmittel für den Gazastreifen bereitstellt.  Dadurch wurde die Hungersnot noch verschärft. Berichte über verhungerte Kinder wurden bereits Ende Februar veröffentlicht. In der Zwischenzeit haben sich rechtsgerichtete israelische Aktivisten vor den Kontrollpunkten zwischen Israel und Gaza versammelt, um die Einfahrt von Hilfslieferungen nach Gaza zu verhindern.

Am 29. Februar versammelten sich Hunderte von Menschen am Eingang von Gaza-Stadt, weil sie hörten, dass Hilfs-LKW mit Mehl kommen würden. Als die Lastwagen ankamen, eröffnete eine Reihe von israelischen Panzern das Feuer auf die hungrige Menge. Zwar feuerten die Panzer in die Luft, aber die israelischen Soldaten schossen direkt in die Menschenmenge. 112 Menschen wurden getötet, über 750 wurden verletzt. Das israelische Militär behauptete, die meisten der Toten seien im Gedränge der hungrigen Menschen, die die Lastwagen erreichen wollten, zu Tode getrampelt worden. Autopsien ergaben jedoch, dass 80 % der Leichen von Kugeln durchbohrt waren, und zwar von der gleichen Art, die unter anderem Deutschland nach Israel exportiert hat.

Die USA haben Israels Angriff auf den Gazastreifen ermöglicht und dem israelischen Militär nahezu unbegrenzte Mengen an Munition zur Verfügung gestellt. Obwohl Präsident Biden in den letzten Wochen einige eher zurückhaltende Kommentare abgab, in denen er Israel aufforderte, auf die Sicherheit der Zivilisten in Gaza Rücksicht zu nehmen, hat sich der Ton der USA erst nach dem Massaker vom 29. Februar geändert. Vizepräsidentin Kamala Harris rief zu einem Waffenstillstand und zu mehr Hilfe für den Gazastreifen auf. Die USA haben danach einen Plan genehmigt, Hilfspakete aus der Luft an der Küste des Gazastreifens abzuwerfen, obwohl eine solche willkürliche Verteilung von Hilfsgütern zu noch mehr Chaos führen kann und denjenigen, die die Hilfspakete schneller erreichen können, einen unfairen Vorteil gegenüber den Schwachen, Kranken, Alten und Jungen verschafft. Obwohl die USA ihre Mittel für UNRWA selbst gestrichen haben, forderten US-Beamte andere Länder wie die Türkei auf, die Mittel für  UNRWA aufzustocken, um eine Ausbreitung der Hungersnot zu verhindern.

Israel lässt in seinen Angriffen nicht nach. Es hat seine Anschuldigungen gegen UNRWA verschärft und behauptet nun ohne Beweise, dass 450 UNRWA-Mitarbeiter Hamas-Mitglieder sind (im Gegensatz zu 12, wie zuvor behauptet wurde). Unterdessen berichten palästinensische Familien im nördlichen Teil des Gazastreifens, dass die israelischen Behörden an sie herangetreten sind, die Verteilung von Lebensmitteln zu organisieren und damit UNRWA zu ersetzen, sofern sie sich an die strengen Regeln des israelischen Militärs halten.

In der Zwischenzeit dienen die Lebensmittel weiterhin als Falle für  israelische Angriffe. Am 3. März bombardierten die israelischen Streitkräfte den Kuwaiti-Kreisel in Gaza-Stadt und töteten und verletzten Dutzende von Menschen, die auf die Verteilung von Lebensmitteln warteten. Am 5. März wiederholte sich das Angriffsmuster, als sich eine weitere Menschenmenge am Kuwaiti-Kreisel versammelte, die auf die Verteilung von Lebensmitteln wartete.

Quelle:  BIP e.V. - BIP-Aktuell #295 (hier ist der Artikel mit zahlreichen Quellenhinweisen verlinkt).

Veröffentlicht am

11. März 2024

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