Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

Aus einem vergessenen Land

Von Emran Feroz

Am 15. August jährte sich die Rückkehr der Taliban in Kabul zum zweiten Mal. Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren zog die NATO unter US-Führung chaotisch ab, während die Extremisten nach zwei Jahrzehnten Abwesenheit abermals Kabul einnahmen.

Reporter Emran Feroz ist in den letzten Wochen durch das Land gereist und berichtet mehrteilig darüber. Folgend der erste Teil.

"Es gibt hier fast niemanden, der nicht raus will", sagt Mohammad Zahed, während er auf dem Boden seines Gästezimmers sitzt und Obst für seine fünfjährige Tochter schneidet. Die Frage, wie man dem Alltag in Afghanistan entfliehen könne, sei meist Tischthema. Gleichzeitig boome der Markt für Reisedokumente. Wer ein Visum für Pakistan, Iran oder Kasachstan möchte, muss mittlerweile eine dreistellige Summe hinblättern. Ähnliches gilt für einen afghanischen Reisepass. Einst war Zahed für die deutsche Bundeswehr und die US-Truppen als Kommunikationstechniker tätig. Er legte Leitungen, verdiente gutes Geld und gewann neue Freunde. Ohne seine Expertise hätten jene westlichen Soldaten, die zwanzig Jahre lang in Afghanistan stationiert waren, nicht miteinander kommunizieren können.

Dann, im August 2021, kamen die Taliban. Die internationalen Truppen zogen ab und alles brach zusammen. "Sie haben sich ihrer Verantwortung entzogen", resümiert Zahed heute. Er meint damit nicht nur die politische Verantwortung des Westens im Allgemeinen, sondern auch jene, die seine Person betrifft. Im Gegensatz zu vielen anderen sogenannten Ortskräften wurde Zahed bis heute von niemandem evakuiert. Er lebt weiterhin mit seiner Familie in Kabul, oder besser gesagt: Er ist untergetaucht. Als einstiger Verbündeter der westlichen Truppen gilt er in den Augen der neuen Machthaber als Feind und Verräter. Dass er Teil eines kriegsbesessenen Militärapparates, dem es nie um das Wohl der Afghaninnen und Afghanen ging, hat Zahed erst später verstanden.

HIER WEITERLESEN

Quelle:  Overton Magazin - 22.08.2023.

Veröffentlicht am

27. August 2023

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von