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Wir waren ihm egal

Nach dem Abzug der NATO aus Afghanistan und der Rückkehr der Taliban, heißt es für viele Afghanen auf eine versprochene Ausreise zu warten.

Von Emran Feroz

"Ich gehörte wohl zu den Falschen, die er retten wollte", sagte Shergul über jenen amerikanischen Geschäftsmann, der im August 2021 plötzlich in Kabul auftauchte, um Zabulon Simentov, den letzten in Afghanistan lebenden Juden, zu "retten". Wenige Tage zuvor hatten die militant-islamistischen Taliban bereits die Hauptstadt weitgehend gewaltfrei eingenommen und die internationalen Truppen der NATO waren am Kabuler Flughafen mit ihrem chaotischen Abzug beschäftigt.

Shergul, ein Angehöriger der mehrheitlich schiitischen Hazara-Minderheit Afghanistans, ist Ende Dreißig und hat meist einen etwas schelmischen Gesichtsausdruck. Er wuchs im Kabuler Stadtteil Shar-e Naw nahe der letzten Synagoge des Landes auf. Kaka Zabulon, wie er Shergul Simentov meist nennt, kennt er schon von klein auf. "Kaka" bedeutet "Onkel" im Afghanischen. In den letzten Jahren gehörte Shergul zu den wenigen Personen, die sich um den letzten Juden des Landes ernsthaft kümmerten. Er kaufte für Simentov ein, sorgte für ihn, als dieser krank war oder war als dessen Privatchauffeur tätig. "Er ist ein ziemlich anstrengender Brocken, aber er hat sonst niemanden", sagte mir Shergul als ich ihn 2020 zum ersten Mal in Kabul traf.

Rückkehr der Taliban

Im August 2021, so dachte sich Simentov, war der Moment gekommen, Shergul Dankbarkeit zu zeigen. Er nutzte seine eigene Prominenz und überzeugte seinen vermeintlichen Retter, nicht nur ihn außer Landes zu schaffen, sondern auch Shergul und dessen Familie, sprich, seine Frau und seine drei kleinen Kinder. "Ich wollte, dass sie in Frieden leben. Raus aus Afghanistan und dem ewigen Leid. Doch ich wusste nicht, worauf ich mich eingelassen hatte", sagt Simentov, der sich gegenwärtig in Istanbul aufhält. So weit sind Shergul und seine Familie nicht gekommen. Tatsächlich wussten sie von Anfang an nicht, was ihr Ziel war. Ihnen wurde vor allem folgendes vermittelt: Hauptsache, weit weg von den Taliban.

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Lesen Sie hier den ersten Teil von Emran Feroz’ Bericht.

Quelle:  Overton Magazin - 15.03.2023.

Veröffentlicht am

16. März 2023

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