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HeidelbergCement missachtet Klimaschutz und Menschenrechte

Zweitgrößter Klimakiller unter den DAX-Unternehmen / Neokoloniale Geschäftstätigkeit in Indonesien, Palästina und der Westsahara

Ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen aus ROBIN WOOD, Watch Indonesia!, pax christi, Western Sahara Research (WSRW), cemEND-Bündnis und dem Dachverband der Kritischen Aktionär*innen verlangt von HeidelbergCement wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz, die Achtung von Menschenrechten entlang der Lieferkette, die Achtung des Völkerrechts und die Einhaltung der UN-Leitlinien zum Schutz Indigener. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verlangt in seinen Gegenanträgen, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

Dachverband: "Klimasünder" verschiebt Transformation auf die nächsten Jahrzehnte

HeidelbergCement produziert jährlich über 70 Millionen Tonnen CO2. Der Konzern ist damit nach RWE der größte Kohlendioxid-Emittent unter den börsennotierten Konzernen. "HeidelbergCement legt weiterhin nicht transparent und nachvollziehbar dar, wie der Konzern die massiven Treibhausgasemissionen aus seiner Produktionsweise schon kurzfristig deutlich reduzieren kann, geschweige denn wie er bis 2050 klimaneutral wird", so Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. "Es ist kurzsichtig und wenig verantwortungsvoll, die nötigen Transformationsprozesse bis in die 2030er und 2040er Jahre aufzuschieben." Dufner kritisierte, dass sich Konzernchef Dominik von Achten nicht als "Klimasünder" betrachte.  Gegenüber 2020 sind die Treibhausgasemissionen von HeidelbergCement in 2021 um noch nicht einmal zwei Prozent auf 565 kg CO2 pro Tonne zementartigem Material gesunken. "In diesem Tempo sind die Klimaziele nur schwer zu erreichen und unvereinbar mit den Wachstumszielen, solange die Produktion weiterhin mit massiven Treibhausgasemissionen einhergeht", sagt Dufner.

ROBIN WOOD: Wälder nicht für Zementproduktion verfeuern

ROBIN WOOD warnt HeidelbergCement davor, künftig auf Energie aus Holzverbrennung zu setzen und dies als Option für angeblich klimaneutralen Zement darzustellen. "HeidelbergCement wird seit einigen Monaten verstärkt vom weltgrößten Pelletkonzern Enviva umgarnt. Eine solche Allianz zweier Klimakiller-Konzerne birgt enormes Zerstörungspotential. Denn auch Holzverbrennung schädigt das Klima enorm und überdies die Artenvielfalt sowie unsere Gesundheit. Für die Produktion von Zement dürfen nicht auch noch unsere Wälder verfeuert werden!", fordert ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana Ballenthien.

CemEND Bündnis: HeidelbergCement muss Verantwortung übernehmen

Der Klimakiller HeidelbergCement hat sich unter anderem zu den OECD-Leitsätzen bekannt und damit zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Mit seinen über 800 Tochterunternehmen ist HeidelbergCement in 60 Ländern an über 3000 Standorten aktiv. In Palästina, Togo, der von Marokko besetzten Westsahara und Indonesien lässt sich eine verantwortungsvolle Unternehmungsführung jedoch nicht erkennen. "Als Bündnis haben wir bereits 2020 klare Forderungen an HeidelbergCement formuliert. Neben einem sofortigen Umwelt- und Klimaschutz, fordern wir HeidelbergCement auf, die Menschen- und Völkerrechte entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. Das bedeutet für uns: FPIC-Prinzipien (Free, Prior and Informed Consent), UN-Leitlinien zum Schutz Indigener, die UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie die OECD-Leitsätze für multinationale Konzerne] müssen durch die HeidelbergCement AG und ihre Tochterunternehmen eingehalten werden. Wir werden weiter an der Seite der Betroffenen kämpfen und versuchen, ihnen eine Stimme in Deutschland zu geben, bis der Konzern seine Versprechen endlich einhält und wirklich Verantwortung übernimmt", sagt Josephine Sahner vom CemEND Bündnis.

Watch Indonesia: Bergbauprojekt mit rechtlichen, vor allem aber erheblichen ökologischen Risiken

Der Bergbau auf der indonesischen Insel Java würde mindestens 35.000 Menschen den Zugang zu lebensnotwendigen Wasserressourcen rauben und zu Wasserknappheit in der Landwirtschaft führen. Eine klare Mehrheit der lokalen Bevölkerung hat sich gegen das Vorhaben von Indocement, ein Tochterunternehmen von HeidelbergCement, ausgesprochen, eine Zementfabrik am Kendeng-Gebirge zu errichten. Die indonesische Menschenrechtsaktivistin Gunarti warnte: "Wenn HeidelbergCement das Karstgebirge in meiner Heimat zerstört, raubt es unsere Lebensgrundlage. Außerdem ist der Konzern einer der größten Klimasünder." In Anbetracht der reformierten Raum- und Entwicklungsplanung Indonesiens seit 2007 und insbesondere aufgrund des teilweise geltenden Moratorium für das sog. Omnibus-Gesetz bis Ende 2023 fordert Khai Phung von Watch Indonesia! Indocement auf, "von allen Handlungen Abstand zu nehmen, welche "in dieser unklaren Situation zu weiteren politischen Spannungen bzw. rechtlichen Problemen führen könnten".

WSRW Germany: Untergrabung des Selbstbestimmungsrechtes in der besetzten Westsahara

Entgegen der vehementen Kritik hält HeidelbergCement weiter an seinen Aktivitäten in der durch Marokko völkerrechtswidrig besetzten Westsahara fest. Zwei der größten Zementwerke in der Westsahara werden durch die Tochterfirma Ciments du Maroc betrieben. Die in den Werken hergestellten Baustoffe sind essentiell für den von der Besatzungsmacht durchgeführte Siedlungspolitik, die laut den wissenschaftlichen Diensten des Bundestags ein Kriegsverbrechen begründet. Völkerrechtlich ist die Sache klar: Das Europäische Gericht hat mit seinem neuesten Urteil vom 29. September 2021 die Westsahara einschließende Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko annulliert, da diese ohne die Zustimmung des Volkes der Westsahara dessen Selbstbestimmungsrecht verletzen. Das Gericht betonte in dem Urteil, dass die Frente Polisario auch in wirtschaftlichen Fragen als repräsentativ für das Volk der Westsahara anzusehen ist und deren Zustimmung für solche Abkommen notwendig ist. "Auch HeidelbergCement operiert in der Westsahara ohne die Zustimmung der Sahrauis, mit der Polisario gab es nie Kontakt. Das Unternehmen sollte endlich aufhören, das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis zu untergraben und sich aus den kontroversen Geschäften in den besetzten Gebieten zurückziehen", kommentiert Tim Sauer von WSRW Germany.

pax christi: Weiterhin völkerrechtswidrige Geschäftstätigkeit von HeidelbergCement im Westjordanland

HeidelbergCement hält sich weiterhin - durch das Tochterunternehmen Hanson Israel - nicht an das Völkerrecht mit dem Betrieb des Steinbruchs im von Israel besetzten Westjordanland und bricht dieses (z.B. die UN-Resolution 2334) zudem - entgegen den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Dominik von Achten auf den beiden letzten Hauptversammlungen. Von Achten hat erklärt, es habe nur einige Lieferungen gegeben und man fördere keine israelischen Bauprojekte im Westjordanland aktiv.

Tatsächlich hat eine unabhängige Untersuchung von Forschern vor Ort ergeben, dass Hanson Israel in den Jahren 2019 bis 2021 über 150 Betonlieferungen an Baustellen in israelischen Siedlungen im Westjordanland und in Ostjerusalem getätigt hat. Die überwiegende Mehrheit dieser Lieferungen wurde für den Bau von Wohngebäuden verwendet, darunter Häuser und Wohnkomplexe in den Siedlungen Efrat, Nokdim, Ramat Shlomo und Migron. Diese Häuser haben es Tausenden von israelischen Siedlern ermöglicht, sich in den besetzten palästinensischen Gebieten illegal niederzulassen. pax christi fordert HeidelbergCement auf, den Steinbruch endlich aufzugeben und sämtliche Lieferungen in israelische Siedlungen im besetzten Westjordanland und in Ostjerusalem sofort einzustellen.

Quelle:  pax christi Deutschland - Pressemitteilung vom 11.05.2022.

Veröffentlicht am

12. Mai 2022

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