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40 Jahre Hofgarten-Demonstration: “Friedensbewegung hat Weg für Atomwaffenverbotsvertrag geebnet”

Es war die bis zu diesem Zeitpunkt größte Demonstration, die die Bundesrepublik Deutschland erlebt hatte. Am 10. Oktober 1981 kamen rund 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten zusammen, um gegen den NATO-Doppelbeschluss zu demonstrieren. Sie stand unter dem Motto: "Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen". Veranstalter waren die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF).

"Diese Demonstration war ein großes Signal für den Frieden in einer Zeit, die viele Menschen bewegt hat und bis heute noch prägt", so Christine Busch, die AGDF-Vorsitzende. "Das war ein überzeugendes und wichtiges Zeichen, dass eine atomare Aufrüstung nicht gewollt und eine weitere Eskalation des Ost-West-Konflikts von den Menschen abgelehnt wurde", ist sie überzeugt. Damals hatte die NATO beschlossen, als Reaktion auf die Stationierung russischer Atomraketen ebenfalls atomare Mittelstreckenraketen in Europa aufzustellen.

"Vor 40 Jahren machten viele Menschen klar, dass sie eine andere friedliche Politik wollten", betont auch Jan Gildemeister, der AGDF-Geschäftsführer. Solche Großdemonstrationen der Friedensbewegung seien in diesen Jahren was Neues gewesen, sagt er. Auch für die Friedensbewegung selbst. "Da fehlten Erfahrungen", so Gildemeister. Dennoch seien die Großdemonstrationen in den 1980er Jahren ebenso wie spätere Großdemos 2003 gegen den Irak-Krieg erfolgreich und vor allem auch immer friedlich gewesen.

Christine Busch erinnert an Volkmar Deile und Ulrich Frey, die damaligen Geschäftsführer von ASF und AGDF, die maßgeblich an der Organisation der Großdemonstration vor 40 Jahren beteiligt waren. "Es war ein Glücksfall, dass beide gemeinsam die Verantwortung übernahmen", so die AGDF-Vorsitzende. Am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentags 1981 in Hamburg, wo bereits eine erste größere Friedensdemonstration stattgefunden hatte, war es zu einem Treffen zur Vorbereitung einer Großdemonstration im Herbst in Bonn gekommen. Und zur Entscheidung, dass ASF und AGDF zu dieser Kundgebung aufrufen sollten.

"Damals hat keiner geahnt, dass dieser Großdemonstration noch weitere Demonstrationen in Bonn, aber auch in Hasselbach im Hunsrück folgen sollten, mit Hundertausenden von Menschen", meint Jan Gildemeister. Umso größer sei die Bedeutung, die die Großdemonstration am 10. Oktober 1981 habe. Und dies sei nicht zuletzt Volkmar Deile, der kürzlich verstarb, und Ulrich Frey, der sich weiterhin unermüdlich in der Friedensarbeit engagiert, zu verdanken, so die beiden AGDF-Vertreter.

Diese Großdemonstration hatte auch zur Bildung des damaligen Koordinierungsausschusses der Friedensbewegung geführt, in der die verschiedenen Strömungen der Friedensbewegung zusammengekommen wären, um mit einer Stimme zu sprechen. "Das war nicht immer einfach, die Unterschiede zwischen christlichen und unabhängigen Gruppen, aber auch den Vertretern aus den Parteien und aus dem DKP-Umfeld waren spürbar. Und dennoch hat man sich gemeinsam auf Aktionen verständigt", so Jan Gildemeister.

Leider hätten die Bundesregierung und die NATO trotz dieser Massenproteste die Stationierung der Atomwaffen in Europa durchgesetzt. "Aber deshalb war der Protest nicht erfolglos. Das spätere INF-Abkommen und die Verschrottung der sowjetischen wie auch der amerikanischen Mittelstreckenwaffen in Europa, aber auch der aktuelle Atomwaffenverbotsvertrag, wären ohne diese starken Stimmen aus der Zivilgesellschaft in vielen Ländern Europas wahrscheinlich nicht zustande gekommen", ist die AGDF-Vorsitzende Christine Busch überzeugt. Und Jan Gildemeister fügt hinzu: "Michail Gorbatschow, der damalige KPdSU-Generalsekretär und spätere sowjetische Staatspräsident, hat immer wieder betont, dass gerade die großen friedlichen Proteste das Vertrauen zwischen den Militärblöcken habe wachsen lassen. Das ist das Verdienst der Friedensbewegung."

Gerade aber angesichts einer nun wieder drohenden nuklearen Aufrüstung und einer wachsenden Konfrontation zwischen der NATO und Russland sei es wichtig, sich an die damaligen Forderungen der Friedensbewegung zu erinnern. "Damals war eine zentrale Forderung, einen wechselseitigen umfassenden Abrüstungsprozess in Gang zu setzen. Das ist aktueller denn je", so Christine Busch. Und Jan Gildemeister erinnert daran, dass der damalige Aufruf damit endete, dass die Friedensbewegung zu "Mut, Kraft, Fantasie und langen Atem" aufrief. "Das ist in der Friedensarbeit und in der Politik auch heute noch wichtig und erforderlich. Denn die Forderungen von 1981 sind leider wieder hochaktuell", so der AGDF-Geschäftsführer.

Quelle: Evangelische Friedensarbeit - Pressemitteilungen vom 06.10.2021.

Veröffentlicht am

09. Oktober 2021

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