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Franz Alt: Die Welt braucht Abrüstung

Von Franz Alt

Wir sind mitten in einem neuen atomaren Wettrüsten. Neun Atommächte (USA, Russland, China, England, Frankreich, Israel, Nordkorea, Indien und Pakistan) bedrohen sich gegenseitig und "modernisieren" ihre Atomarsenale.

US-Wissenschaftler nehmen die Gefahr eines Atomkriegs in Verbindung mit der Klimaerhitzung so ernst, dass sie die "Weltuntergangs-Uhr" (Doomsday-Clock) auf "100 Sekunden vor Zwölf" gestellt haben. So nahe an der Apokalypse stand diese Uhr noch nie seit sie vor über 70 Jahren geschaffen wurde, um die Welt auf ihren aktuellen Gefahrenzustand aufmerksam zu machen.

Wissenschaftler warnen vor der Apokalypse

Die "Doomsday Clock" ist ein symbolisches Warnsystem mit einfacher Botschaft: Je näher die Zeiger der Uhr auf Mitternacht stehen, desto näher ist die Welt an ihrem möglichen Untergang. Dargestellt wird dies in Minuten oder Sekunden, welche die Menschheit von der "Stunde Null" trennen.

1947 wurde diese Gefahren-Uhr erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das war am Beginn des ersten atomaren Wettrüstens zwischen Moskau und Washington.

2020 ist der "Kalte Krieg" zwar beendet. Aber wir haben heute neun Atommächte und weitere Kandidaten. Hinzu kommt die Gefahr der Klimaerhitzung, die erst langsam auch als Kriegsgefahr erkannt wird. Doch in vielen Regionen sind die Folgen bereits sichtbar, zum Beispiel durch Millionen Klimaflüchtlinge. Bisher wurde die Uhr 23 mal umgestellt, 15 mal nach vorn und nur achtmal nach hinten. Ende des Kalten Krieges sagten die Wissenschaftler: "Es ist 17 Minuten vor Mitternacht". Jetzt rechnen sie erstmals in Sekunden: "100 Sekunden vor Mitternacht".

Abrüstung ist möglich

Die USA, Russland und China reden mehr übereinander als miteinander. In dieser Situation sollte und könnte Deutschland als Schiedsrichter vermitteln. Trotz des zurzeit frostigen Klimas zwischen Berlin und Moskau.

Die Zeit nach der US-Wahl am 3. November ist eine günstige Gelegenheit hierfür. Die Lage ist zwar ernst, aber nicht unumkehrbar. Wir können einen anderen Weg wählen. Gerade die globale Coronakrise zeigt uns, dass wir alle in einem Boot sitzen, mehr zusammenarbeiten sollten und uns als Schicksalsgemeinschaft verstehen. Wir leben alle unter einer Sonne auf einer Erde als einer Menschheit. Wer aufgerüstet hat, kann auch wieder abrüsten. Ein Impfstoff für alle ist jetzt wichtiger als Atombomben.

Die Politik der Bundesregierung ist weltweit geachtet und genießt einen Vertrauensvorschuss.

Zunächst einmal sollten alle Atommächte ihren Willen zur Einhaltung des weltweiten Atomteststopps bekräftigen. Außerdem sollten die USA und China endlich diesen Teststopp ratifizieren. Russland hat schon vor bald 20 Jahren signalisiert, über striktere Maßnahmen der Verifizierung von Teststopps zu reden. Wenn Deutschland es schafft, dass die hier gelagerten US-Atomwaffen endlich abgezogen werden, hat es große Chancen, solche Gespräche zu initiieren.

Schließlich sollen noch 2020 um die 12.000 US-Soldaten aus Deutschland abgezogen werden. Darin liegt die Chance für eine Vermittlung in der Überlebensfrage der Menschheit. Dass es bisher nicht zu einem Atomkrieg kam, war auch Glück, wie alle Interessierten wissen. Wir standen mehrfach am atomaren Abgrund. Doch wir werden nicht immer Glück haben. Dass und wie auch atomare Abrüstung möglich ist, haben Michail Gorbatschow und Präsident Donald Reagan vor 30 Jahren bewiesen.

Ohne vernünftige Vereinbarungen für eine Begrenzung des atomaren Wahnsinns besteht die Gefahr, dass die Jahrzehnte lange Arbeit an der Rüstungskontrolle vergebens war und es zu einem unbegrenzten atomaren Wettrüsten kommt mit immer mehr Atommächten.

In sechs Monaten läuft der "New Start"-Vertrag zur Verringerung strategischer Atomwaffen aus. Dann wird die Gefahr eines möglichen Atomkriegs immer größer. Deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für einen fairen, pragmatischen und vernünftigen Abrüstungsdialog, an dem letztlich alle Seiten Interesse haben.

Vor zwei Jahren haben 121 Staaten bei der UNO-Vollversammlung für eine atomwaffenfreie Welt gestimmt und sich verpflichtet, nie auf Atomwaffen zu setzen.

"Ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg in der Menschheitsgeschichte, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten," sagt Michail Gorbatschow.

  • Gorbatschow warnt vor neuem atomarem Wettrüsten | Vor 30 Jahren haben Michail Gorbatschow als Chef der Sowjetunion und Ronald Reagan als Präsident der USA bei ihrem Treffen in Genf erklärt: "Ein Atomkrieg kann niemals gewonnen werden und darf niemals stattfinden. Es gäbe nur Verlierer". Ein Kommentar von Franz Alt
  • Franz Alt (Herausgeber), Michail Gorbatschow (Autor) "Kommt endlich zur Vernunft - Nie wieder Krieg!: Ein Appell von Michail Grobatschow an die Welt"

Quelle: (c) Franz Alt 2020 - www.sonnenseite.com . Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von Franz Alt veröffentlicht.

Veröffentlicht am

13. Oktober 2020

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