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Friedensthemen sollen in evangelischer Kirche weiter wichtige Rolle spielen

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK) will sich auch weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen, dass Friedensthemen, friedenstheologische Diskussionen und Fragen der Friedensbildung in der evangelischen Kirche eine wichtige Rolle spielen. Dies unterstrich der evangelische Friedensverband bei seiner Herbsttagung in Leipzig.

So will die EAK beispielsweise eine Initiative entwickeln für eine Friedenszertifizierung von Kirchen, Werken und Einrichtungen, um so die bestehende Friedensarbeit, die bereits an vielen Orten getan wird, sichtbarer und wahrnehmbarer zu machen, aber auch das Bewusstsein dafür zu stärken und Gemeinden und Einrichtungen zu einem deutlicheren Friedensengagement zu motivieren. Die Initiative soll nun weiterentwickelt werden, angedacht ist, zur Ökumenischen Friedensdekade 2022 dann die ersten Kirchen und Einrichtungen mit einer solchen Friedenszertifizierung zu würdigen.

Ein Projekt, dass in Leipzig vorgestellt wurde, ist eine Friedensbildung mit jungen Geflüchteten in Nürnberg, bei dem auch die Erfahrungen aus dem Friedensstifter-Projekt der badischen Landeskirche, aber auch aus der gewaltfreien Kommunikation einfließen sollen. Ebenso will die EAK künftig sich stärker in die Debatte um den Umgang mit Rechtsextremismus und Rassismus einbringen und dabei vor allem darauf hinweisen, dass Kirche für eine offene, friedliche und tolerante Gesellschaft steht.

Friedenspreis für Kirchenasyl- und Zivilklauselbewegung verliehen

Der Arbeitskreis der Universität Köln für die Zivilklauselbewegung sowie die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Leipzig für die Kirchenasylbewegung wurden in Leipzig mit dem "Friedrich Siegmund-Schultze-Förderpreis für gewaltfreies Handeln" der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK) als evangelischem Friedenspreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 5000 Euro dotiert.

Beim Arbeitskreis der Uni Köln für die Zivilklauselbewegung wurde durch die EAK damit deren konsequenter Einsatz für eine zivile Wissenschaft und gemeinwohlorientierte Hochschulen gewürdigt, bei der ESG Leipzig würdigte die EAK mit diesem Preis deren solidarisches und verantwortungsvolles Handeln zum Schutz der Menschenwürde durch das Gewähren eines Kirchenasyls.

"Die EAK würdigt damit die so wichtige Arbeit der Zivilklausel- und der Kirchenasylbewegung, um einem solchen Engagement die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdient", unterstrich Wolfgang Buff vom Vorstand der EAK in Leipzig. Es gebe Situationen, da würden Menschen, auch wenn dies ein langer und steiniger Weg sei, ihrem Gewissen folgen. Dies sei bei der ESG Leipzig wie auch bei dem Arbeitskreis der Uni Köln der Fall. "Und darum ist es richtig, für ein solches wichtiges Engagement auch zu danken", so Buff.

"Die Gewissensfrage steht auch im Zentrum der Aktivitäten von Menschen, die sich heute in der Zivilklausel- und Kirchenasylbewegung engagieren, sei es verbunden mit der Forderung, dass wissenschaftliche Forschung nur zivilen Zwecken dienen soll, oder sei es verbunden mit der Gewährung von Kirchenasyl für Geflüchtete", betonte Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in einem schriftlich übermittelten Grußwort. Die diesjährigen Preisträger des Friedrich Siegmund-Scbultze-Förderpreises für gewaltfreies Handeln würden zeigen, dass ein Vorrang von Gewaltfreiheit keine Illusion sei, sondern der Wirklichkeit standhalten könne. "Die Menschen, welche dieses Engagement tragen, sind Friedensstifterinnen und Friedensstifter. Durch ihr gewaltfreies Handeln zeigen sie, dass Gewaltfreiheit möglich ist, auch gegen staatliche Widerstände", so Brahms.

Der Arbeitskreis Zivilklausel der Universität Köln ist Teil der Initiative "Hochschulen für den Frieden - Ja zur Zivilklausel" und arbeitet seit 2010 zur Zivilklausel. Die Gruppe erreichte 2014 die Aufnahme einer Zivilklausel in das Hochschulgesetz von NRW. Obwohl die neue CDU/FDP-Landesregierung den Passus 2019 wieder entfernte, konnte die Bewegung eine Verschiebung der Kultur und Mentalität an Hochschulen hin zur Gemeinwohlorientierung und weg von einer neoliberalen Logik anstoßen. Heute haben sich rund 60 Hochschulen in Deutschland einer friedlichen Orientierung verpflichtet und es gibt nachweislich Projekte, die nicht durchgeführt wurden, weil sie der Zivilklausel widersprochen hätten.

Die Evangelische Studierendengemeinde Leipzig hat nicht nur Stellung zur Situation von Geflüchteten in Deutschland bezogen, sondern auch seit Jahren selber Kirchenasyle ermöglicht. Die Entscheidung dafür wurde von der (Gemeinde-)Basis her und damit von jungen Menschen gemeinsam getroffen. Um die Betroffenen zu schützen, lief der Prozess weitgehend ohne die Öffentlichkeit ab. In der Bundesrepublik gibt es zwischen 300 und 400 Kirchenasyle, in denen mehr als 500 Personen, auch Kinder, leben.

Der "Friedrich Siegmund-Schultze-Förderpreis für gewaltfreies Handeln" als evangelischer Friedenspreis zeichnet Personen, Gruppen oder Initiativen aus, die sich für Gewaltfreiheit oder für Widerstand gegen Gewaltstrukturen und Gewaltanwendung einsetzen, unabhängig von ihrer nationalen oder weltanschaulichen Herkunft. Er wird seit 1994 in unregelmäßigen Abständen verliehen und erinnert an das friedensethische Wirken des evangelischen Theologen Friedrich Siegmund-Schultze. Der Förderpreis wird aus Spenden finanziert.

Die bisherigen Preisträger waren das Antikriegszentrum Belgrad (1994), die Deutsche Sektion von Peace Brigades International (1995), die griechische und türkische Initiative von Kriegsdienstverweigerern (1997), die israelische Friedensgruppe Jsch Gwul (1998), Connection (2001), War Resisters International (2004), Military Counseling Network und das Dorf der Freundschaft in Vietnam (2008), die Combatants for peace (2014) und zuletzt 2018 der internationale christliche Friedensdienst EIRENE (2018).

Quelle: Evangelische Friedensarbeit - Pressemitteilungen vom 09. und 10.10.2020.

Veröffentlicht am

11. Oktober 2020

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