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Evangelische Friedensarbeit würdigt Otto Umfrid als Wegbereiter der Friedenstheologie

Die Evangelische Friedensarbeit hat den Theologen Otto Umfrid, dessen Todestag sich an diesem Samstag (23. Mai) zum 100. Mal jährt, als einen "wichtigen Wegbereiter der evangelischen Friedenstheologie und Friedensethik" gewürdigt.

"Otto Umfrid hat sich schon früh für Völkerverständigung, für Frieden und soziale Gerechtigkeit eingesetzt", so Christine Busch, die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF). Aus seinem christlichen Glauben heraus habe er in einer Zeit, in der die Staaten auf Rüstung und Konfrontation setzten, sich für Ausgleich, Versöhnung und die diplomatische Lösung von Konflikten stark gemacht. "Er war ein Pionier eines christlichen Pazifismus", so Christine Busch.

Otto Umfrid habe sich aber auch schon früh in der sich damals bildenden Friedensbewegung eingebracht. "So hat er versucht, pazifistische Überzeugungen in und außerhalb der Kirche miteinander in Verbindung zu bringen", betont Lutz Krügener, der Friedensbeauftragte der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und einer der Sprecher der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK). Auch hier sei Umfrid ein Wegbereiter gewesen.

Dafür habe er Konflikte mit der damaligen württembergischen Kirchenleitung in Kauf genommen, die ihm 1897 für sein Verhalten einen Verweis erteilte. "Es ist schön, dass die Evangelische Landeskirche Württembergs heute nun diesen Theologen würdigt, an ihn erinnert und sein Ansehen ehrt", meint Christine Busch mit Blick auf die Veranstaltungen an diesem Wochenende in Stuttgart. "Und dass diese Landeskirche heute ein Friedenspfarramt hat, dass sie sich durch ein großes und vielfältiges friedensethisches Engagement auszeichnet, das wäre sicher ganz im Sinn von Otto Umfrid", ist die AGDF-Vorsitzende überzeugt.

"Otto Umfrid hat immer die soziale Frage nach Gerechtigkeit mit der Friedensfrage verknüpft. Er hatte schon früh Teil an einer Europäischen Vision und eckte in einer Zeit, in der der Nationalstaat immer mehr forciert wurde, massiv an", betont Pfarrer Joachim Schilling, der Beauftragte für Friedensarbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Daher sei es gut, dass Otto Umfrid nun von der württembergischen Landeskirche vollumfänglich rehabilitiert und sein Verweis für sein damaliges Friedensengagement aufgehoben worden sei, so Schilling, der auch Geschäftsführer der EAK Württemberg ist.

Mit seinem Eintreten gegen Antisemitismus, gegen einen übersteigerten Nationalismus, gegen eine ungebremste Rüstung und für ein nachhaltiges Friedensengagement sei er auch heute noch hochaktuell. "Es lohnt sich, immer wieder auch an die Friedenstheologie und die Friedensethik von Otto Umfrid zu erinnern und sie zu beachten. Sein Wirken hat gezeigt, wie wichtig prophetische Stimmen sind und klare Positionen, an denen man sich reiben kann, in der Kirche wie in der Gesellschaft", so Lutz Krügener. Und auch für den Weg hin zu einer Kirche des gerechten Friedens, auf den sich viele evangelische Landeskirchen und auch die EKD begeben haben, sei die Erinnerung an Otto Umfrid von Bedeutung, fügt Christine Busch, die AGDF-Vorsitzende, hinzu.

Otto Umfrid, 1857 geboren, studierte evangelische Theologe in Tübingen und wurde 1884 Pfarrer im Schwarzwald. Bereits 1894 trat er der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) bei und gehörte bald zu deren maßgeblichen Mitgliedern. Sein Engagement brachte ihn in Konflikt mit der Württembergischen Landeskirche, die ihm einen dienstlichen Verweis erteilte. Bertha von Suttner schlug ihn 1913 für den Friedensnobelpreis vor, allerdings wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kein Nobelpreis mehr vergeben. Otto Umfrid starb am 23. Mai 1920 in Winnenden.

An seinem Todestag wird es an seinem Grab in Stuttgart eine stille Kranzniederlegung geben, die von der Evangelischen Landeskirche, der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Nord und der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen organisiert wird. Am Sonntag, 24. Mai, gibt es um 10 Uhr einen Gottesdienst in der Erlöserkirche in Stuttgart zur Erinnerung an Otto Umfrid. Die Erlöserkirche war eine seiner Wirkungsstätten. Die EAK Württemberg und das württembergische Friedenspfarramt sorgen zudem dafür, dass auch für seinen Sohn Hermann Umfrid, der im gleichen Grab bestattet ist, eine Schale niedergelegt wird. Hermann Umfrid war einer der wenigen, die in der Zeit des Nationalsozialismus gegen die Judenverfolgung gepredigt hatten.

Hinweis: Die Beiträge zum Gedenken an Otto Umfrid werden später auch Online auf der Homepage des Friedenspfarramtes nachzulesen und anzuschauen sein: https://www.friedenspfarramt.elk-wue.de

Quelle: Evangelische Friedensarbeit - Pressemitteilung vom 19.05.2020.

Veröffentlicht am

20. Mai 2020

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