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Franz Alt: Lust auf Zukunft - auch in Deutschland?

Von Franz Alt - Kommentar

"Our house is on fire," der Satz des Jahres 2019 von Greta Thunberg. Doch was machen die deutsche Politik, die deutsche Wirtschaft und die deutsche Gesellschaft aus dieser Erkenntnis?

Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU lehnt ein gemäßigtes Tempolimit von 130 Km/h auf deutschen Autobahnen noch immer ab. Die deutsche Gesellschaft kauft mehr SUVs als je zuvor - 2019 waren es elfmal mehr als noch im Jahr 2000.

"SUVs sind eine Volksbewegung geworden", sagt der Auto-Forscher Ferdinand Dudenhöfer. Diese Käufe hätten 2019 eine "psychologische Grenze" überschritten. Aber BMW-Chef Oliver Zipse hält die SUV-Debatte für "Panikmache" und schwadroniert: In SUVs sitzen "ganz normale Leute". "Wahlfreiheit ist das Grundprinzip einer Marktwirtschaft."

Immerhin widerspricht ein anderer Auto-Manager, Opel-Chef Michael Lohscheller - er sagt der Süddeutschen Zeitung : "Ich bin kein Freund von ganz großen SUVs, sie kommen kaum in die Parkhäuser, das ist gesellschaftlich nicht mehr vermittelbar." Bei Fünf-Meter SUVs könne man nicht länger sagen: "Alles super."

Das beherrschende Thema in 2020: Klimaschutz

Das Jahr 2019 hatte ein beherrschendes Thema: Klimaschutz. Doch Deutschland, das als einziges EU-Land kein Tempolimit auf Autobahnen kennt, ist auch Ende 2019 dazu nicht fähig. Die Groko ist darüber zerstritten. Die neue SPD-Spitze fordert es im Jahr 2020, doch Verkehrsminister Scheuer hat auch im neuen Jahr Widerstand angekündigt.

Das müssen dann halt die Wähler organisieren. Denn die meisten Auto-Manager argumentieren noch immer nach dem alten ADAC-Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" - um jeden Preis ( Ein Tempolimit schützt die Freiheit der anderen )!

Sie verdrängen die positiven Erfahrungen unserer Nachbarn mit einem Tempolimit zwischen 120 und 130 Km/h. In Dänemark und Schweden, in Frankreich und in Finnland, in England und in den Niederlanden, gibt es weniger Tote auf den Autobahnen als in Deutschland.

Aber auch hierzulande zeigt sich dieselbe Tendenz: Auf der A24 in Brandenburg wurde 2003 das Höchsttempo 130 vorgeschrieben und die Zahl der Verkehrstoten sank um 50%. "Du sollst nicht töten" - gilt dieses Gebot nicht auch für CSU- und CDU-Politiker? Die Mehrheit der Deutschen sagt Ja zum 130-Tempolimit.

Gäbe es europaweit endlich ein Tempolimit zwischen 120 und 130 Km/h: warum sollten die Autobauer dann noch Autos bauen, die 180 oder noch schneller fahren können? Viele Autos würden verbrauchsfreundlicher, klimaverträglicher und sie würden weniger Verkehrstote und Verletzte zur Folge haben. Zudem würde der Verkehr flüssiger - und deshalb bei weniger Staus - auch schneller und angenehmer.

Deutsche Raserei und amerikanische Waffen

Meine US-amerikanischen Freunde, für die Höchsttempo 115 Km/h selbstverständlich ist, finden die deutsche Raserei auf Autobahnen so verrückt wie die meisten Deutschen die US-Waffengesetze. Die deutsche Waffe ist das Auto - mit ähnlich verheerenden Folgen wie die viel zu vielen US-Waffen.

Die Klimakrise wird auch 2020 Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr loslassen. Die Zwanziger Jahre werden wohl das letzte Jahrzehnt, in dem wir die ganz große Katastrophe noch abwenden können. Das kleine Land Dänemark hat soeben vorgemacht, was noch möglich ist: Unser nördlicher Nachbar hat parteiübergreifend beschlossen, bis 2030 seine CO2-Emissionen um 70% zu reduzieren.

Für Deutschland hieße das: Windenergie ausbauen statt abwürgen, E-Autos fördern und Lade-Infrastruktur organisieren, Solarenergie verfünffachen und endlich auch hierzulande ein Tempolimit von höchstens 130 Km/h auf Autobahnen einführen. Dafür sind bereits alle Techniken vorhanden - auch die notwendigen Speicher-Technologien.

Mit Verzicht hat das alles gar nichts zu tun. Darin liegt vielmehr eine große Chance, das Land und die Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. So könnte dann auch in Deutschland Lust auf Zukunft entstehen.

Quelle: (c) Franz Alt 2019 - www.sonnenseite.com . Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von Franz Alt veröffentlicht.

Veröffentlicht am

29. Dezember 2019

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