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Thunberg fährt mit Katamaran zurück nach Europa

Von Elmar Klink

Die schwedische Klimaprotestlerin Greta Thunberg ist auf ihrer USA-Rundreise in Kalifornien angelangt. Dort wurde sie gerade Zeugin verheerender Waldbrände bei Los Angeles und San Francisco. Bei "Fridays for Future"-Protesten vor Ort hat sie die Vernichtung von Flora und Fauna sowie menschlicher Siedlungen scharf kritisiert, auch als Folgen der weltweiten Klimaveränderungen von Trockenheit und Wassermangel. Im Sonoma-County nördlich von San Francisco gingen nicht nur viele Weinanbaugebiete in Flammen auf, sondern wurden auch uralte Bäume und seltene Pflanzen der urwaldähnlichen Region vernichtet, Wildtiere mussten in Massen fliehen oder kamen elend im Feuer um. Zu Zehntausenden flüchteten betroffene Bewohner, die ihre Häuser aufgeben mussten, andere mussten evakuiert werden.

In Kalifornien traf Thunberg auch Arnold Schwarzenegger, den ehemaligen republikanischen Gouverneur, der sie "meine Freundin" nennt, für eine Radtour um Santa Monica (L.A.), und den Schauspieler Leonardo di Caprio, beide setzen sich für den Klimaschutz ein. Sonoma-County und besonders das dortige Mondtal war einst die Heimat des amerikanischen Schriftstellers und Sozialisten Jack London, der dort eine Versuchsfarm für ökologische Landbau- und Tieraufzuchtmethoden betrieb. Sein unter  tatkräftiger eigener Mitwirkung fast fertig gestelltes großes Holzhaus, das "Wolfshaus", das Wohnsitz und Gästezentrum in einem werden sollte, geriet vermutlich durch unachtsame Arbeiter in Brand und wurde bis auf die Betongrundmauern ein Raub des Feuers. Londons Pläne, dort auf Dauer sesshaft zu werden, scheiterten damit endgültig, was ihn wenige Jahre vor seinem Tod 1916 mental und gesundheitlich schwer traf und noch mehr zum Rastlosen werden ließ.

Wegen innerer sozialer Unruhen im Land erfolgte vor kurzem die Absage des mehrtägigen UNO-Weltklimagipfels COP25 Anfang Dezember 2019 in Chiles Hauptstadt Santiago durch den chilenischen Präsidenten Pinera. Auch Thunberg muss nun den Terminplan für ihre Nord- und Südamerika-Reise ändern. Die COP25 dient dazu, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben. Thunberg suchte nach einer Möglichkeit, als Mitreisende auf einem Segelboot, vorzeitig nach Europa zurückzukehren. Die spanische Regierung hat inzwischen zugesagt, die COP25 im selben Zeitraum vom 2. bis 13. Dezember  in Madrid auszurichten. Die Zeit könnte für sie knapp werden. Die Malizia II, eine private Segelrennyacht, mit der sie werbewirksam und nicht unumstritten im August in 14 Tagen den Atlantik von Plymouth nach New York überquerte, ist schon längst wieder nach Europa zurückgekehrt und zurzeit unterwegs bei einem Transatlantikrennen. Ausdrücklich lud die spanische Umweltministerin Teresa Ribera Greta Thunberg zum Gipfel nach Madrid ein und twitterte: "Liebe Greta, es wäre toll, Dich hier in Madrid zu haben".

Die Rückreisefrage scheint inzwischen geklärt. Ein australisches Weltumsegler-Paar, ebenfalls in Meeres- und Klimaschutzdingen unterwegs, ist bereit, sie mit seinem 15-Meter-Segelkatamaran von Hampton/Virginia an der Ostküste nach Spanien zu bringen. Die Reise soll am Mittwoch (13.11.) beginnen. Wieder fährt auch ihr Vater mit, eine weitere erfahrene, englische Skipperin und der kleine Sohn des Paares. Das "La Vagabonde" getaufte moderne Segelboot ist ähnlich emissionsfreundlich mit Solarpaneelen und Wasserkraftgeneratoren an Bord ausgerüstet wie die Malizia II, nur vielleicht nicht so schnell. In Ostrichtung hat man zudem jetzt Herbststürme und starke Strömungen gegen sich. Die Reise könnte gut 2 1/2 Wochen dauern, aber der Komfort ist mit bequemen Kabinen und Dusche im Vergleich zur Hinreise um einiges besser. Sie sagt, sie könne mit dieser Fahrt ein weiteres Mal beweisen, dass es in dieser Gesellschaft nicht möglich sei, klimaschonend zu reisen. Überall ist man von Flugzeugen oder großen Schweröl-Motorschiffen abhängig.  

Es ist in letzter Zeit etwas ruhiger geworden um die junge Schwedin. Medial trat sie in Europa kaum noch in Erscheinung, während die "Fridays for Future"-Proteste überall weiterlaufen. Es könnte sogar sein, dass sich ihre US-Tour mit einem Abstecher nach Kanada, wo sie Präsident Trudeau traf und ihn kritisch "ins Gebet" nahm, nicht so erfolgreich gestaltete, wie sie sich dies vorgenommen hatte. So schrieb sie vor kurzem: "Es stellt sich heraus, dass ich um die halbe Welt gereist bin, in die falsche Richtung". Die USA sind ein großes Land, einzelne ihrer ausgedehnten Regionen unterscheiden sich geografisch völlig voneinander. Bisher waren Thunbergs Protestaktionen auf große Stadtmetropolen konzentriert wie New York, London, Rom, Stockholm, Helsinki, Brüssel oder Berlin, wo die Klimafolgen vielleicht augenfälliger sind. Die mehrheitlich republikanischen Staaten im amerikanischen Süden und Südwesten, das "Trump-Country", die dünn besiedelten Gebirgsketten, Wüstengebiete und menschenleeren Bundesstaaten im Norden und Nordwesten, sind ein anderes Pflaster als die bildungsbürgerlichen Neuenglandstaaten im Osten, der bevölkerungsreiche, aber konservative, industriell-agrarische Mittelwesten mit seinen Kornkammern und Autoproduktionsstätten oder das progressive bunte Kalifornien, traditionell Kernland der Demokraten. Überall trifft man im ehemals größten Einwanderungsland der Welt andere Bevölkerungsstrukturen und Werteeinstellungen der Menschen an. Da hat es ein auf Bildungsschichten zugespitzter Klimaprotest unter Umständen nicht so leicht, durchzudringen. Ein Treffen mit Trump hatte Thunberg ihrerseits als vergebliche Mühe abgelehnt. Sie hätte ihm nichts zu sagen, was er nicht von anderer Seite schon gesagt bekommen hätte, begründete sie ihre Haltung. Während der US-Präsident sie beim UN-Klimagipfel in New York im Flur mit Nichtbeachtung strafte und in einer Twitter-Botschaft sogar mit Ironie und Häme bedachte. Da zeigte der unbelehrbare Mann der fragwürdigen "Deals" und peinlichen Skandale, dem reihenweise die Minister und Berater abhandenkommen oder davonlaufen, und dem inzwischen die Amtsenthebung droht, seine ganze unsouveräne, unhöfliche Ignoranz. 

In diesem Punkt hatte Thunberg vielleicht mit mehr positivem Widerhall auf ihr Auftreten gerechnet. Trump auf dem Klimafeld die Stirn bieten zu können, war vielleicht doch eine etwas zu optimistische Erwartung. Thunberg ist in den USA trotz Fernsehauftritten vielen Menschen unbekannt geblieben. Die Reise auf dem Landweg nach Mittel- und Südamerika, auf die sie sich schon gefreut hatte, wird nun ganz entfallen. Ungeachtet dessen wird sie ihre eigene Bilanz ihrer USA-/Amerika-Mission zu ziehen haben. Eine wertvolle Erfahrung adulter Reifung ist es für sie allemal. Es wird also bald wieder mehr öffentlich von Greta Thunberg zu vernehmen sein. Gerade war zu lesen, dass Thunberg die Auszeichnung mit dem skandinavischen Umweltpreis abgelehnt hat. Die Klimabewegung brauche keine weiteren Preise, schrieb sie auf der Internet-Plattform Instagram. "Was wir brauchen ist, dass unsere Politiker und die Machthaber anfangen, auf die bestens verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu hören". Die Umweltbewegung "Fridays for Future" arbeitet weltweit eng zusammen mit kritischen Wissenschaftlern und Klimaforschern. Sie schlug damit ein Preisgeld von 350.000 dänischen Kronen (rd. 46.800 Euro) aus.

(c) Elmar Klink, D-Bremen, Kontakt: Elmar.Klink@gmx.de | 13. November 2019

Veröffentlicht am

14. November 2019

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