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Franziskus zum Klima

Von Institut für Theologie und Politik  (ITP)

Zu den Fragen, die uns angesichts von Braunkohleabbau und den damit einhergehenden ökologischen und sozialen Folgen die Menschen in der ganzen Welt, aber besonders hier in der Region umtreiben, hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika, wie man ein päpstliches Lehrschreiben nennt, "Laudato Si" wie in anderen Texten ein paar wertvolle Impulse geliefert, die wir nun hier anhand kurzer Zitate einbringen wollen. Nicht einfach weil es sich um Worte eines Papstes handelt, sondern weil wir glauben, dass hier jemand, der im öffentlichen Leben bekannt ist und dessen Botschaft viele Menschen erreichen kann, Dinge sagt, die viele von uns teilen und die wir für zentral halten.

Die Enzyklika "Laudato si’" erschien im Mai 2015, einige Monate vor der Weltklimakonferenz in Paris. Als sogenannte Umweltenzyklika behandelt sie "die Sorge um das gemeinsame Haus" der Menschheit. Was diese Enzyklika besonders macht, ist ihr Rückgriff auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel und die Feststellung, dass die ökologischen Probleme auf der Erde untrennbar sind von den sozialen Problemen der menschlichen Gesellschaften.

In Laudato si’ macht Franziskus deutlich, dass für ihn der Schutz der Umwelt und der Kampf für eine gerechte Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden sind, weil wir durch die Schöpfung "alle miteinander eine Art universale Familie bilden" (Laudato si’ 89). "Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft verbunden ist." (Laudato si’ 91) .

Als eine zentrale Herausforderung begreift Papst Franziskus daher eine Situation, in der das Wirtschaftssystem die Interessen eines Großteils der Menschen und der Natur bedroht:

"In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten Regel werden. (EG 56)"

Den Markt beschreibt der Papst dabei als vergöttert, in dem Sinne, dass er das zentrale gesellschaftliche Prinzip geworden ist, dem alles andere untergeordnet wird: auch das Leben der Menschen und der Natur. Damit bekommt er einen gottgleichen Status im Sinne einer letzten Verbindlichkeit. Aus der Perspektive einer christlichen und biblischen Tradition ist aber jedes solches Prinzip, das Leben bedroht und zerstört, abzulehnen: der biblische Gott ist einer, für den das Leben der Erde und der Menschen, insbesondere der Armen und Bedrängten, an erster Stelle stehen.

Diese Marktlogik ist für Papst Franziskus eine unmittelbare Wurzel der ökologischen Probleme und damit auch des Klimawandels:

"Ist es realistisch zu hoffen, dass derjenige, der auf den Maximalgewinn fixiert ist, sich mit dem Gedanken an die Umweltauswirkungen aufhält, die er den kommenden Generationen hinterlässt?" (LS 190)

Diese Frage, wie eng Gewinnstreben und Umweltzerstörung verknüpft sind, beantwortet er selbst, wenn er feststellt: "Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise." (LS 139)

Die Einsicht dessen, wie dramatische diese sozial-ökologische Gesamtsituation ist, ist für Papst Franziskus eng mit der Forderung nach einer tief greifenden und umfassenden Veränderung verknüpft:

"Ich frage mich, ob wir fähig sind zu erkennen, dass diese zerstörerischen Wirklichkeiten einem System entsprechen, das sich über den ganzen Globus ausgebreitet hat. Erkennen wir, dass dieses System die Logik des Gewinns um jeden Preis durchgesetzt hat, ohne an die soziale Ausschließung oder die Zerstörung der Natur zu denken? Wenn es so ist, dann beharre ich darauf - sagen wir es unerschrocken -: Wir wollen eine Veränderung, eine wirkliche Veränderung, eine Veränderung der Strukturen. Dieses System ist nicht mehr hinzunehmen; die Campesinos ertragen es nicht, die Arbeiter ertragen es nicht, die Gemeinschaften ertragen es nicht, die Völker ertragen es nicht… Und ebenso wenig erträgt es die Erde, "unsere Schwester, Mutter Erde", wie der heilige Franziskus sagte." (Ansprache beim Welttreffen der Sozialen Bewegungen in Bolivien)

Um eine solche umfassende Veränderung zu erreichen, kommt es aber auf alle an und zwar auf unsere gemeinsamen Auseinandersetzungen und das gemeinschaftliche Engagement zu dem Papst Franziskus alle Menschen, aber besonders die ChristInnen, aufrufen und ermutigen möchten. Dazu ist aber ein Gesinnungswandel oder christlich gesprochen Umkehr nötig, auch und vielleicht vor allem in den Kirchen:

"Die Haltungen, welche - selbst unter den Gläubigen - die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen eine neue universale Solidarität. (LS 14)"

Diese Solidarität, das ist Franziskus wichtig, meint mehr als bloß individuelle Anstrengungen für einen umweltbewussteren Lebensstil, sie lässt sich nur dort leben, wo sich Menschen gemeinschaftlich aufmachen, die Dinge in Bewegung zu bringen und zu verändern.

"Die isolierten Einzelpersonen können ihre Fähigkeit und ihre Freiheit verlieren, die Logik der instrumentellen Vernunft zu überwinden, und sind schließlich einem Konsumismus ohne Ethik und ohne soziales und umweltbezogenes Empfinden ausgeliefert. Auf soziale Probleme muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit der bloßen Summe individueller positiver Beiträge (LS 219)"

Die Gemeinschaft im Engagement soll auch dazu helfen uns gegenseitig zu ermutigen und dafür sorgen, dass wir uns mit Freude engagieren können. Papst Franziskus bringt das gut auf den Punkt und es wäre schön, wenn auch heute etwas davon erfahrbar wird:

"Gehen wir singend voran! Mögen unsere Kämpfe und unsere Sorgen um diesen Planeten uns nicht die Freude und die Hoffnung nehmen. (LS 244)"

Quelle: Institut für Theologie und Politik (ITP) - 11.01.2018.

Veröffentlicht am

23. Januar 2018

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