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Eduardo Galeano: “Ich hoffe …”

Der große uruguayische Schrifsteller und Journalist musste mehrfach vor Militärjuntas ins Ausland fliehen. Er war einer der hellsten Köpfe und leidenschaftlichsten politischen Autoren der südamerikanischen Linken. Ellen Diederich erinnert an einen, der ihr Bild der lateinamerikanischen Befreiungsbewegungen entscheidend mitgeprägt hat. Und sie zitiert ein bewegendes Manifest der Hoffnung.

Eduardo Galeano: "Ich hoffe …"

Von Ellen Diederich

Eduardo Galeano, einer meiner Lieblingsschriftsteller, ist tot. Er starb am 14. April 2015 in Montevideo an einem Krebsleiden.

Seine Bücher über die Geschichte der Kolonisierung Lateinamerikas durch Europa und die USA - "Die offenen Adern Lateinamerikas" - und die Bücher über den Widerstand auf dem Kontinent - "Erinnerungen an das Feuer" - haben uns die Augen über Geschichte geöffnet und die politischen Bewegungen auf der ganzen Welt beeinflusst. Seine Kommentare zu aktuellen Fragen und Widersprüchen werden mir fehlen. Ich bin traurig.

Zur Verleihung eines Literaturpreises in Schweden schrieb Galeano:

"Ich hoffe, dass wir jedes Mal ungehorsam sein können, wenn wir Anweisungen wider unser Gewissen und unsere Vernunft erhalten.

Ich hoffe, dass wir uns würdig erweisen, verrückt genannt zu werden, so, wie die Mütter vom Plaza de Mayo verrückt genannt wurden, weil sie die Verrücktheit begingen, das Vergessen in Zeiten der Zwangsamnesie zu verweigern.

Ich hoffe, dass wir allen Beweisen zum Trotz den Glauben daran behalten, dass die menschliche Beschaffenheit an sich Wert hat, weil wir unzureichend gestaltet wurden, aber noch nicht vollkommen sind.

Ich hoffe, dass wir fähig sind, die Wege des Windes weiter zu beschreiten, trotz aller Stürze, des Verrats und der Niederlagen, da die Geschichte - auch ohne uns - fortschreitet und weil sie, wenn sie ‘Adiós’ sagt, tatsächlich ‘Bis bald’ meint.

Ich hoffe, dass wir die Gewissheit bewahren können, dass es möglich ist, Landsmann und Zeitgenosse all jener Dinge zu sein, die von dem Willen der Gerechtigkeit und dem Willen der Schönheit belebt werden, wo auch immer sie geboren sind und wann auch immer sie leben, weil weder die Karten der Seele noch die der Zeit Grenzen kennen."

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 16.04.2015.

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Veröffentlicht am

18. April 2015

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