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Vor 40 Jahren! Bauplatzbesetzung in Wyhl

Von Axel Mayer

"Die Umweltbewegung wird für das gelobt, was sie in der Vergangenheit getan und erreicht hat und sie wird dafür kritisiert, was sie aktuell fordert und durchsetzen will"

Am 18. Februar 1975, vor 40 Jahren, wurde im Wyhler Wald Geschichte geschrieben. Es war der Tag des Baubeginns für die geplanten AKW. Männer und Frauen stellten sich mit ihren Kindern vor die Baumaschinen und brachten diese zum Stillstand, um ihre bedrohte Heimat zu schützen. Es folgte die erste Räumung des Platzes durch die Polizei am 20. Februar. Nach einer Großkundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975 kam es zur zweiten Besetzung.

Auch aus dem erfolgreichen "NAI hämmer gsait" der Bauplatzbesetzungen in Marckolsheim (F) , Wyhl (D), Gerstheim (F) , und Kaiseraugst (CH) und aus dem zeitgleichen "JA hämmer gsait" der Sonnentage in Sasbach und den Anfängen der Umweltbewegung entwickelte sich nach und nach ökologischer, menschengerechter Fortschritt.

Wyhl war ein wichtiger optimistischer Impuls für die globale Anti-Atom-Bewegung und die Opfer der Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima haben den damals Aktiven Recht gegeben. Wyhl war auch ein Zeichen für einen grenzüberschreitenden, weltoffenen, europäischen, toleranten, alemannischen Regionalismus.

Aus konservativen "Nur"-Naturschutzverbänden wurden Umwelt- und Naturschutzverbände. Luft und Wasser sind durch die langen Kämpfe der letzten vierzig Jahre sauberer geworden, der Atomausstieg ist eingeleitet, Strom aus Wind und Sonne ist billiger als Strom aus neuen AKW und Kohlekraftwerken und auch einige Wurzeln der Grün-Roten Landesregierung liegen im Wyhler Wald. Wer hätte 1975 im Wyhler Wald geglaubt, dass die Atomkonzerne heute ihre teuren atomaren Altlasten gerne verstaatlichen würden, um nach der Gewinnphase die Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen?

Dies alles ist kein Grund für Nostalgie. Wir erleben immer noch globale und regionale Umwelt- und Naturzerstörung, Kriege, ökonomisch-ökologische Krisen, Hunger in der Welt, eine Zunahme von Gewalt, Irrationalität und Intoleranz. Ein Blick in die Welt zeigt zunehmende Gefährdungen, Krisen, Kriegsgefahren, politische und manchmal auch gesellschaftliche Auflösungserscheinungen. Die umwelt- und demokratiegefährdende Macht der Konzerne hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Wenn es um deren ökonomische Interessen geht, dann haben trotz neuer, geschickterer Durchsetzungsstrategien und Greenwash , die Angriffe auf die Umweltbewegung die gleiche "Qualität" wie vor vierzig Jahren. Das geplante Freihandelsabkommen TTIP wäre ein weiterer großer Schritt von der Demokratie zur Konzernokratie und brächte massive Rückschritte für Mensch, Natur und Umwelt.

Es gibt viele Gründe sich über vergangene Erfolge zu freuen und unendlich viel zu tun.

Axel Mayer ist ehemaliger Bauplatzbesetzer und Sprecher der BI Riegel, heute BUND-Geschäftsführer, Vizepräsident TRAS & Kreisrat

Quelle:  BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein

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Veröffentlicht am

19. Februar 2015

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