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Islamophobie und Terror im Kriegskino - Ein Internetdossier zu zwei Filmstudien von 2005 und 2007

Von Peter Bürger

Wer von islamistischem Terror und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen Araber oder Muslime spricht, darf vom Krieg nicht schweigen. Das islamophobe Kulturkampf-Paradigma der "westlichen Welt" reicht weit in das letzte Jahrhundert zurück und steht - leicht nachvollziehbar - in einem engen Zusammenhang mit der Kriegsapparatur. Es bleibt immer noch zu wünschen, dass die Ergebnisse der seit langem betriebenen kritischen Forschungen zur Darstellung "des" Islams in Informationsmedien endlich auch ins öffentliche Bewusstsein dringen. Noch mehr müssten uns allerdings die menschenverachtenden Befunde im Bereich der unterhaltungsindustriellen Sortimente erschrecken.

Dr. Jack Shaheen hat in zwanzig Jahren die Darstellung von Arabern im US-Film untersucht und in mehr als 900 Spielfilmen eine Dominanz äußerst negativer Stereotype vorgefunden. Noch vor "Nine Eleven" ist 2001 Shaheens erstes Buch "Reel Bad Arabs" mit Ergebnissen dieser Studien erschienen. Der gleichnamige, heute im Internet abrufbare Dokumentarfilm "Reel Bad Arab"Reel Bad Arabs: How Hollywood Vilifies a People. Regie: Jeremy Earp, Sut Jhally. Dokumentarfilm. USA 2006. http://topdocumentaryfilms.com/reel-bad-arabs/ . (USA 2006) lässt - auch anhand zahlreicher Filmbeispiele - gut nachvollziehen, warum die Befunde nicht mehr nur als islamophobe Überzeichnungen gelten können, sondern explizit als Rassismus klassifiziert werden müssen!

Die Ergebnisse meiner eigenen Filmstudien zum "Militainment" findet man in den Büchern "Kino der Angst - Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood" (Schmetterling-Verlag 2005/2006) und "Bildermaschine für den Krieg - Das Kino und die Militarisierung der Weltgesellschaft" (Heise 2007). Auszüge aus diesen Arbeiten, die den Kanon der islamophoben Produktionen betreffen, sind nunmehr in einem kostenlosen Internetdossier leicht zugänglich (Hinweis am Schluss dieses Textes). Um gegenwärtige Erscheinungen einordnen und verstehen zu können, ist es unerlässlich, zumindest die Kriegsapparatur der letzten Jahrzehnte wieder in Erinnerung zu rufen. Hierbei könnte auch das nun leicht zugängliche Militainment-Dossier hilfreich sein.

An dieser Stelle möchte ich lediglich beispielhaft auf den vom Pentagon geförderten Spielfilm "Rules Of Engagement" (USA 2000) aufmerksam machen. Dieser Film lief seinerzeit im Vorfeld der Wahl von G.W. Bush Junior an und wurde von einem Rezensenten auch als Wahlwerbung für die Republikaner bewertet. Der Inhalt: Vor der US-Botschaft im Jemen liegen 83 tote arabische Zivilisten jeden Alters, von US-Soldaten mit Maschinengewehren erschossen. Das Drehbuch möchte den Zuschauern bis hin zum Finale schrittweise vermitteln, dass dieses augenscheinliche Kriegsverbrechen in Wirklichkeit notwendig war. Selbst kleine arabische Mädchen, so erweist es sich in Rückblenden, sind Terroristen und deshalb todeswürdig.

"Rules Of Engagement" gehört zu jenem Militainment-Sektor, auf dem - vorzugsweise in Form des Militärgerichtsfilms - vorauseilend Akzeptanz beworben wird für Völkerrechtsbrüche, War Crimes und Folterpraktiken. Die Menschen des "islamischen Kulturkreises" erscheinen als feindselige Masse und sind förmlich zum Abschuss freigeben. Die Unterhaltungsindustrie hat über Jahrzehnte - insbesondere im Zusammenhang mit einem propagandistischen Kriegsparadigma - ein riesiges Produktsortiment verbreitet, in dem Muslime und Muslimas auf menschenfeindliche oder auch direkt rassistische Weise dargestellt werden. Diese Bildermaschine des Hässlichen gilt als ganz normaler Teil der Massenkultur. Der Krieg soll immer weitergehen …

Peter Bürger: Islamophobie und Terror im Kriegskino. Auszüge aus den Filmstudien "Kino der Angst" (2005) und "Bildermaschine für den Krieg" (2007). Digitale Ausgabe. Düsseldorf: Januar 2015.

Fußnoten

Veröffentlicht am

10. Januar 2015

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