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Alternativen zur Gewalt: Sudanesische Geschichten zur “Transformation von Macht”

SONAD

"Ich verbreitete Gewalt. Ich war eine Rebellin. Aber ich weiß, dass Menschen sich ändern können - denn ich habe mich geändert." Mama Bougie, eine frühere Kämpferin im sudanesischen Bürgerkrieg, ist heute einer der KoordinatorInnen des Projektes "Alternativen zur Gewalt" (AVP) im Sudan. "In einem Rollenspiel in einem AVP Workshop wurde mir klar, dass ich meine Geschichte erzählen und darüber nachdenken kann, wie ich handelte und wie ich mich anders verhalten kann."

Sie und andere TrainerInnen des AVP-Projektes haben einen Dokumentarfilm entwickelt, um zu erzählen, wie sie mit "transformierender Macht" in ihren Workshops umgehen, wie sie Raum für eine Kultur der Gewaltfreiheit schaffen und auf persönlicher wie sozialer Ebene Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung praktizieren. Drei Wochen lang im Oktober - November 2009 filmte der Dokumentarfilmer Mohamed Elsawi zusammen mit den ModeratorInnen Workshops und nahm Interviews auf. Sie trafen sich mit früheren Gefängnisinsassinnen, die Workshops in dem Omdurman Frauengefängnis besucht hatten, mit Straßenkindern, ehemaligen Kämpfern, Vertriebenen und mit normalen Leuten wie der Lehrer, der aufhörte, seine Schüler zu schlagen, nachdem er AVP-Workshops besucht hatte.

"Die Geschichte und die Meldungen zu Sudan werden gewöhnlich als eine lange Serie von Konflikten, Ausbeutung, Gewalt und Krieg dargestellt. Aber wer erzählt die Geschichten von Peacemaking und Transformation?", fragt Julia Kramer, Beraterin im Zivilen Friedensdienst des DED im Sudan, der das Projekt finanziell förderte. Und Mohamed Elsawi fügt hinzu: "In dem Film wollen wir einen bestehenden positiven Ansatz sichtbar machen, die Transformation, die stattfinden kann und tatsächlich täglich stattfindet, und dass normale Leute - keine Wundermacher - es geschehen lassen können."

Das AVP-Modell wurde in einem Gefängnis in der Bronx in New York in den 1970er Jahren entwickelt. Seither wurde es in vielen verschiedenen Kontexten um die ganze Welt verbreitet. Im Sudan haben die TrainerInnen das Projekt an ihrem ganz eigenen Kontext angepasst. Sie stellen nicht nur sicher, dass Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt sind, sondern, wo immer möglich, auch ein Gleichgewicht zwischen Muslimen und Christen und eine Vielfalt ethnischer Gruppen gewährleistet sind. Das erlaubt neue Erfahrungen und Begegnungen über trennende soziale Grenzen hinweg.

Eine hilfreiche Basis der AVP-Workshops ist das Vertrauen, dass - egal welcher Religion wir angehören - wir alle die "transformierende Macht" kennen und Zugang zu ihr haben, und die Fähigkeit, Frieden zu schaffen. Moses Monday John von SONAD (Sudanese Organization for Nonviolence and Development), die das Kooperationsprojekt zwischen verschiedenen sudanesischen Nichtregierungsorganisationen koordiniert, erklärt: "Transformierende Macht ist ein Kernkonzept von AVP. In den Workshops versuchen wir, Raum für die TeilnehmerInnen zu schaffen, diese Macht in ihnen zu entdecken. Als ModeratorInnen sind wir sicher, dass sie jedeR TeilnehmerIn besitzt und wir versuchen, sie daran zu erinnern."

Der Lehrer, der zu schlagen aufhörte, Luka Deng Diing, ist jetzt auch ein AVP-Trainer mit der NRO "Peace Bridge Association" und einer der Hauptorganisatoren des Filmprojekts. Er sagt: "Ich bin glücklich, dass uns dieses Projekt als eine Kooperation zwischen einer Reihe von NROs und zwischen Nord und Süd gelungen ist - das ist im Sudan nicht alltäglich." Und seine Mitkoordinatorin Alamin Jadalla vom UNESCO Gitarrenfreundeklub fügt hinzu: "Eine der größeren Herausforderungen ist gewesen, dass wir sicherstellen mussten, dass wir alle offiziellen Erlaubnisse für die Dreharbeiten besaßen und stets mit uns trugen, da die rechtlichen Vorschriften im Sudan komplex sind."

Neben der Vorstellung des AVP-Projektes im Sudan und wie es mit dem Konzept der "transformierenden Macht" arbeitet, will der Film auch anregen, die Arbeit in abgelegenere und schwerer zu erreichende Gegenden des Sudan zu bringen, insbesondere nach Darfur und in die Übergangsgebiete.

Der 30-minütige Film hat Untertitel in Englisch, Arabisch und Deutsch und ist kostenfrei für nicht-kommerzielle Zwecke erhältlich.

Quelle: FriedensForum 2010-5. Übersetzung aus dem Englischen: Redaktion.

Veröffentlicht am

26. Oktober 2010

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