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Neue Probleme in Fukushima

Von Beate Steffens

In Reaktor 2 des japanischen AKW Fukushima Daichii gibt es Anzeichen von erneuter Kernspaltung. Das gab die Betreiberfirma der Atomruine, Tepco heute in Tokio bekannt. Die Firma leitet Borsäure in den Reaktor, um eine mögliche Kettenreaktion unter Kontrolle zu bringen.

Bislang sollen sich weder die Temperatur, noch der Druck oder die radioaktive Konzentration im Reaktor verändert haben. Doch wieder einmal versucht Tepco die Situation herunterzuspielen. So behauptet ein Firmenvertreter gegenüber der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, dass es sich um keine besonders kritische Situation handele. Zudem behauptete er, eine mögliche Kernspaltung werde die Planung zur Stabilisierung des Reaktors nicht beeinträchtigen.

Anders schätzt das der Atomphysiker und Atomexperte bei Greenpeace, Heinz Smital, ein: "Das erneute Kritischwerden des Reaktors 2 ist bedrohlich. Offenbar ist die Kernschmelze so verlaufen, dass der Reaktorkern viel anfälliger für neue Kettenreaktionen ist als bisher gedacht. Damit ist auch der tatsächliche Zustand der Reaktoren unberechenbarer und gefährlicher als bislang angenommen."

Als erste Abhilfe wird boriertes Wasser in den Reaktor gepumpt. Bor ist ein sehr starker Neutronenabsorber und könnte die Kettenreaktion wieder stoppen. Voraussetztung dafür ist allerdings, dass das borierte Wasser auch jene Stellen erreicht, wo die atomare Kettenreakton wieder stattgefunden hat.

Neue Kernspaltungen in Zukunft möglich

Eine erneute Kernspaltung wird vermutet, weil die radioaktiven Edelgase Xenon 133 und Xenon 135 gemessen wurden. Sie entstehen durch Kernspaltung und haben eine sehr kurze Halbwertszeit - Xe-133 von 5,25 Tagen und Xe-135 von 9,1 Stunden. Sie können nicht mehr aus dem normalen Betrieb vor dem 11. März dieses Jahres stammen. Die radioaktiven Edelgase sind nur durch eine erneute Kernspaltung erklärbar. Die Messung von Xenon durch Gamma-Spektroskopie ist ein übliches Verfahren und eine Fehldeutung daher unwahrscheinlich.

Jetzt ist in Fukushima nicht nur die hohe Strahlung, die Freisetzung von radioaktiven Substanzen und die Abwärme des radioaktiven Zerfalls zu meistern. Sondern zusätzlich das Problem, dass die atomare Kernspaltung immer wieder irgendwo aufflackern kann. Unklar ist zudem der Zustand in den Reaktoren 1 und 3, dort sind keine so sensiblen Detektoren in Betrieb wie in Reaktor 2 der Atomanlage Fukushima Daichii.

"Die Atomruine von Fukushima hält auch für die Zukunft noch viele böse Überraschungen bereit", sagt Smital. "Sie sollte daher als Mahnmal für einen raschen weltweiten Ausstieg aus der Atomkraft gelten."

Quelle:  Greenpeace - 01.11.2011.

Zum Thema in www.greenpeace.de:

Veröffentlicht am

03. November 2011

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