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Gesicht bewahren in einem nicht gewinnbaren Krieg

Von Eric Margolis, 11.07.2010 - Toronto Sun / antikrieg.com

Vom feuerspeienden U.S.-General Stanley McChrystal und seiner Spezialkräfte"mafia" war erwartet worden, dass sie den afghanischen Widerstand gegen die westliche Okkupation zermalmten. Aber McChrystal wurde gefeuert nach rüden Bemerkungen seines Stabs über das Weiße Haus.

Ein klügerer und politisch versierterer General, David Petraeus, ersetzte McChrystal. Petraeus hatte es geschafft, zeitweise den Widerstand im Irak zu unterdrücken.

Letzte Woche versprach der üblicherweise vorsichtige Petraeus in Kabul, den Afghanistankrieg zu "gewinnen", der die Vereinigten Staaten von Amerika bis heute rund $ 300 Milliarden gekostet hat und 1.000 Tote. Das Problem: niemand kann sagen, was gewinnen wirklich bedeutet. Jedes Mal, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika verstärken, wird der afghanische Widerstand stärker.

Afghanistan ist Amerikas am längsten dauernder Konflikt.

Der eskalierende Krieg kostet die Steuerzahler der Vereinigten Staaten von Amerika zur Zeit $ 17 Milliarden pro Monat. Präsident Obamas "Aufstockung" in Afghanistan um 30.000 Soldaten wird weitere $ 30 Milliarden kosten.

Die Kriege gegen Afghanistan und Irak - Kosten rund $ 1 Billion - werden mit geborgtem Geld geführt, während die Vereinigten Staaten von Amerika in Schulden in der Höhe von $ 13,1 Billionen versinken.

Amerika ist schulden- und kriegssüchtig geworden.

Bis 2011 werden die Kanadier geschätzte $ 18,1 Milliarden für Afghanistan ausgegeben haben, $ 1.500 pro Haushalt.

Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, der laut Verfassung allein den Krieg erklären und die Mittel dafür bereitstellen kann, hat schändlicherweise den Präsidenten George W. Bush und Obama erlaubt, sich diese Macht anzueignen. Eine Mehrheit der Amerikaner ist jetzt gegen dieses imperiale Unglück. Obwohl Politiker fürchten, dass sie für den Fall, dass sie gegen den Krieg sind, zumindest beschuldigt würden, "unsere Soldaten zu verraten", macht sich der Widerstand immer mehr breit.

Vergangene Woche ließ der Vorsitzende des Republikanischen Nationalkomitees Michael Steele die Katze aus dem Sack und gab zu, der Krieg in Afghanistan sei nicht zu gewinnen. Kriegsliebende Republikaner entrüsteten sich und beschuldigten Steele gerade noch nicht des Hochverrats. Viele von Steeles besonders kriegslüsternen republikanischen Kritikern hatten sich, wie Bush und Cheney, vor dem richtigen Militärdienst im Vietnamkrieg gedrückt.

Republikaner (ich war auch einmal einer) wandten sich gegen McChrystals sensible Politik, zu versuchen, die Zahl der zivilen Opfer infolge von Bombardierungen und Beschießungen durch die Vereinigten Staaten von Amerika in Afghanistan zu vermindern. Mit der steigenden Zahl der zivilen Toten wächst die antiwestliche Wut in Afghanistan und Pakistan.

Mit ihrem Gezeter nach aggressiveren Attacken, die afghanische Zivilisten gefährden und die Taliban stärken, demonstrieren die Republikaner leider wieder einmal, dass sie die Partei und Stimme von Amerikas Dummköpfen und Ignoranten geworden sind.

Obama behauptete, er habe den Afghanistankrieg ausgeweitet, um al-Qaeda zu bekämpfen. Das Pentagon schätzt allerdings, dass sich nicht mehr als eine Handvoll Unterläufel von al-Qaeda in Afghanistan aufhalten.

Obama ist den Amerikanern die Wahrheit über Afghanistan schuldig.

Nach neun Jahren Krieg haben es die immense Militärmacht der Vereinigten Staaten von Amerika, ihre gezwungenen NATO-Alliierten und Armeen von Söldnern nicht geschafft, den Widerstand gegen die westliche Okkupation zu bezwingen oder eine volkstümliche, legitime Regierung in Kabul einzurichten. Die Drogenproduktion hat neue Höhen erreicht.

Während die Vereinigten Staaten von Amerika am 4. Juli die Befreiung von einem fremden Unterdrücker feierten, setzten ihre professionellen Soldaten in Afghanistan alle Sorten von Waffen ein, von schweren Bombern bis zu Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Kampfhubschraubern, Flotten von Drohnen, schwerer Artillerie, Clusterbomben und einem Arsenal von HighTech-Geräten.

Ungeachtet dieser Macht haben Gruppen von paschtunischen Stammesangehörigen und Bauern, bewaffnet nur mit leichten Waffen, mit Entschlossenheit und grenzenlosem Mut, die Kriegsmaschinerie des Westens zum Stillstand gebracht und jetzt in die strategische Defensive gezwungen.

Dieser brutale Konflikt David gegen Goliath bringt den Mächten des Westens, die ihn führen, keine Ehre, Kanada eingeschlossen. Weitgehend sieht man sie andernorts als diejenigen, die einen weiteren unbarmherzigen Kolonialkrieg führen gegen ein kleines, unterentwickeltes Volk, um sich Rohstoffe und strategische Gebiete anzueignen und diese zu beherrschen. .

Die meisten Afghanen sehnen sich nach 30 Jahren Krieg nach Frieden. Anstrengungen seitens der Regierung von Hamid Karzai, seitens der Taliban und Pakistans, einen Frieden zustande zu bringen, werden hintertrieben von Washington, Ottawa und der afghanischen kommunistisch dominierten tadschikischen Nordallianz. Indien mischt fleißig mit in Afghanistan, während die Rebellion im von Indien beherrschten Kaschmir brodelt.

Der abtrünnige Republikaner Steele sagte die Wahrheit, als er behauptete, dieser hässliche, sinnlose Krieg sei nicht gewinnbar. Aber Washingtons imperiale Ambitionen gehen weiter. Zu viele politische Karrieren in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Europa hängen an diesem ekelhaften Krieg. An diesem hängt auch das Schicksal der überholten NATO-Allianz, deren Chancen gut stehen, in den Bergen Afghanistans von ihrem Waterloo ereilt zu werden.

Eric Margolis ist ein albanisch-amerikanischer Journalist. Seine Artikel erscheinen in der New York Times, dem International Herald Tribune, der Los Angeles Times und der Times of London.

 

Quelle: ZNet Deutschland vom 03.08.2010. Originalartikel: Saving face in unwinnable war . Übersetzt von: Antikrieg.com .

Veröffentlicht am

03. August 2010

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