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Geld verdienen am Hindukusch: Wie teuer ist der Krieg?

Von Tom Strohschneider

Die Linksfraktion im Bundestag hat nach den deutschen Kosten des Afghanistan-Krieges gefragt und von der Bundesregierung eine Antwort erhalten: rund 3,59 Milliarden Euro wurden von 2002 bis 2009 "für Personal, Erhaltung von Wehrmaterial, militärische Beschaffungen und Anlagen sowie Verwaltungsausgaben" im Rahmen des ISAF-Mandats ausgegeben. Also soviel, wie die nun geplante Bankenabgabe in drei Jahren einspielen würde. Oder die Hälfte des Nach-Steuer- Gewinns der Deutschen Bank im ersten Quartal 2010.Beziehungsweise der halbe Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für 2010.

Kosten des ISAF-Einsatzes

2002: 306,2 Millionen Euro
2003: 383,3 Millionen Euro
2004: 337,5 Millionen Euro
2005: 377,3 Millionen Euro
2006: 500,8 Millionen Euro
2007: 515,3 Millionen Euro
2008: 501,9 Millionen Euro
2009: 668,3 Millionen Euro

Hinzu kommen die Kosten für die Beteiligung an der "Operation Enduring Freedom". Die lagen in den Jahren 2001 bis 2009 nach Angaben der Bundesregierung bei insgesamt 1,019 Milliarden Euro.

Kosten des OEF-Einsatzes

2001: 5,3 Millionen Euro
2002: 315,7 Millionen Euro
2003: 217,1 Millionen Euro
2004: 131 Millionen Euro
2005: 97,1 Millionen Euro
2006: 100,9 Millionen Euro
2007: 50 Millionen Euro
2008: 54,2 Millionen Euro
2009: 47,8 Millionen Euro

Macht also unter dem Strich etwa 4,6 Milliarden Euro - an denen unter anderem Rüstungsfirmen und Dienstleister verdienen. So kann man aus der Antwort zum Beispiel erfahren, dass das Essen in den deutschen Kasernen von der Schweizer Firma Supreme Foodservice kommt. Die Stromversorgung stellt das Unternehmen ABZ aus Henstedt-Ulzburg - 2009 kostete das 5,4 Millionen Euro. Und das Düsseldorfer Unternehmen Ecolog hat von der Bundeswehr für Dienstleistungen (Reinigung, Container, Entsorgung) jedes Jahr zwischen 1,8 und 24,3 Millionen Euro erhalten. Der Firmeninhaber hatte schon in den neunziger Jahren für die Bundeswehr im Kosovo dreckige Wäsche gewaschen. Die Wirtschaftswoche porträtierte das Unternehmen im März 2006. In die Schlagzeilen geriet Ecolog im vergangenen Jahr, als berichtet wurde, dass die Bundeswehr Aufträge an die Firma ohne europaweite Ausschreibung vergeben habe - Ecolog setzte sich später erfolgreich gegen die Vorwürfe zur Wehr.

Auch der Umfang des deutschen Bundeswehr-Kontingents wird in der Antwort der Bundesregierung ausführlicher beschrieben, als man es aus der täglichen Afghanistan-Berichterstattung kennt. Ende Mai 2010 waren 1.005 geschützte und 185 ungeschützte Landfahrzeuge, sieben Transportflugzeuge vom Typ Transall C-160, sieben Transporthubschrauber vom Typ CH 53 GS, sechs Aufklärungsflugzeuge vom Typ Tornado PA 200 und 76 unbemannte Aufklärungsdrohnen für die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz. Davon wurden laut Bundesregierung 375 geschützte und 15 ungeschützte Landfahrzeuge sowie 25 Luftfahrzeuge "über die ergänzenden Regelungen zum Einsatzbedingten Sofortbedarf (…) für den ISAF-Einsatz" beschafft. Darunter 124 Dingo des Unternehmens Krauss-Maffei Wegmann und 187 Wolf-Fahrzeuge von Daimler Benz. Über 25 Bestellungen der Luna-Drohne konnte sich die Firma EMT freuen.

Peter Struck zufolge wird mit diesen Gerätschaften Deutschlands Sicherheit am Hindukusch verteidigt - mit bisweilen tödlichen Folgen für die Menschen in Afghanistan. "Aus dem Verteidigungshaushalt", heißt es in der Antwort, "wurden aus humanitären Gründen für Personenschäden in Afghanistan folgende Zahlungen geleistet:

2004: 200 US-Dollar
2005: 3.485 US-Dollar
2007: 5.579 US-Dollar
2008: 29.165 US-Dollar
2009: 33.000 US-Dollar
2010: 15.360 US-Dollar

Die Schäden wurden nicht durch Kampfhandlungen verursacht", wird in der Antwort ergänzt. Und man fragt sich: Wodurch dann?

Quelle: der FREITAG vom 29.06.2010. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Veröffentlicht am

03. Juli 2010

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