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Libanon - ein Land voller innen- und außenpolitischer Zerreißproben

Versöhnungsbund-Friedensreferent kehrt von zweiwöchiger Reise zurück

Ende Oktober kehrte Clemens Ronnefeldt, langjähriger Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes, von einer zweiwöchigen Libanonreise zurück. "Ich habe ein tief gespaltenes Land erlebt, das noch immer mit den Schatten der Bürgerkriegs-Vergangenheit und den Folgen des Krieges von 2006 ringt", so Clemens Ronnefeldt.

Der innenpolitische Riss im Libanon spalte nach der Ermordung des früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Jahre 2005 die Gesellschaft in zwei etwa gleich große Lager. Nach den Wahlen im Juni 2009 versuche derzeit der designierte sunnitische Ministerpräsident Saad Hariri zusammen mit einem Teil der Christen unter Führung der beiden Politiker Gemayel und Geagea eine Regierung zu bilden, während die Opposition sich aus den beiden schiitischen Organisationen Amal und Hizbollah sowie der Partei des christlichen Politikers und früheren Generals Aun zusammensetzt. Die Opposition werde hauptsächlich von Syrien und Iran finanziert und unterstützt, die designierte Regierung erhalte Zuwendungen und politischen Rückhalt hauptsächlich aus Saudi-Arabien und den USA.

"Im Jahre 2004 habe ich auf einem Truppenübungsplatz zwischen Beirut und Saida, direkt am Meer gelegen, noch syrische Soldaten trainieren sehen, nun übte dort die libanesische Armee", fiel dem Versöhnungsbund-Friedensreferenten ins Auge: "Der Abzug der ehemals rund 20.000 syrischen Soldaten, die das Land nach dem Harari-Attentat auf Grundlage einer UN-Resolution verlassen mussten, spaltet das Land noch immer. Für einen Bevölkerungsteil waren die Syrer Besatzungstruppen, für einen anderen Schutzmacht".

Die Spuren des Krieges von 2006 seien noch immer zu sehen: Am Wiederaufbau der zerstörten Autobahn-Brücken parallel zum Küstenstreifen werde noch immer gearbeitet, im Süden der Hauptstadt Beirut, wo die Hizbollah ihre Hochburgen hat und mehr als 200 Gebäude bei den isralischen Angriffen 2006 zerstört worden waren, stünden zumindest wieder Rohbauten.

In der südlibanesischen Sicherheitszone versuche derzeit die UNIFIL-Führung, bei regelmäßigen Treffen mit israelischen und libanesischen Offizieren die nicht offiziell festgelegte Staatsgrenze der beiden Länder mit Hilfe von GPS-Geräten zu markieren. "Einige Menschen sagten uns, dass sie Angst vor einem erneuten Krieg haben, weil die israelische Regierung auf Dauer sich nicht mit der nach wie vor sehr starken Hizbollah abfinden werde", so Clemens Ronnefeldt. Die Hizbollah habe ihre schweren Waffen inzwischen aus der Sicherheitszone zurück gezogen und in die Bekaa-Ebene gebracht. Die hauptsächlich schiitische Bevölkerung im Süden des Landes leide unter den fast täglichen Überflügen der israelischen Luftwaffe, die in dieses Gebiet gemäß der UN-Resolution 1701 eigentlich nicht mehr eindringen dürfte.

In den Flüchtlingslagern Mar Elias sowie Sabra und Shatila begegnete dem Friedensreferenten das Elend der rund 400.000 palästinensischen Flüchtlinge, die rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Organisationen wie das "Haus der standhaften Kinder" (Beit Atfal Assoumud) versuchten, durch Kindergärten, Sozialeinrichtungen und Zahnarztpraxen in den noch immer existierenden zehn Lagern das Leid zu lindern. Von Deutschland aus würden sie unterstützt vom Verein "Flüchtlingskinder im Libanon" .

Einer der aktuell größten innenpolitischen Streitpunkte stelle das palästinensische Flüchtlingslager Nahr El Bared dar, das bei Kämpfen zwischen der libanesischen Armee und sich im Lager verschanzten Islamisten im Jahre 2007 weitgehend zerstört wurde. Seit zwei Jahren verzögere sich der Aufbau, weil archäologische Funde dazu instrumentalisiert würden, die Wiederansiedlung der derzeit auf andere Lager verteilten Flüchtlinge in Nahr El Bared zu verhindern.

"Der Konfessionalismus, der die Ämterfestlegungen zwischen Christen, Sunniten und Schitten von der Staatsspitze bis in die kleinsten Verwaltungsstrukturen regelt und die Korruption vieler Politiker, die sich aktuell in Machtkämpfen gegenseitig blockieren, wurden uns in vielen Gesprächen als Haupthindernisse für eine besser Zukunft des Landes genannt", fasst Clemens Ronnefeldt seine Reiseeindrücke zusammen.

Besuche bei der deutschen Botschaft, im Beiruter Abgeordnetenhaus, bei der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Malteser-Hilfsprojekt "Caravan" sowie Dialoge mit deutschen UNIFIL-Vertretern, einem Scheich, der sich gegen Ehrenmorde engagiert, Schriftstellern und Journalistinnen gaben tiefe Einblicke in die libanesische Gesellschaft.

Die Reise fand im Rahmen der evangelischen Erwachsenenbildung Bad Kreuznach statt, die Reiseleitung hatte Said Arnoud vom "Haus des Friedens" (Dar Assalam) in Wardaniyeh bei Saida. 

Für Rückfragen, Interviews, Gastbeiträge und Veranstaltungen mit Bildern und Video-Clips steht zur Verfügung:

Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen beim deutschen
Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
A.-v.-Humboldt-Weg 8a
85354 Freising

Tel.: 08161-547015
Fax: 08161-547016

C.Ronnefeldt@t-online.de
www.versoehnungsbund.de

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Stichwort: Friedensreferat/C. Ronnefeldt

 

Veröffentlicht am

30. Oktober 2009

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