Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Aachener Friedenspreisträgerin Roni Hammermann protestiert in Tel Aviv gegen den Krieg

Roni Hammermann, die am 1. September 2008 den Aachener Friedenspreis für die israelische Frauenorganisation MachsomWatch entgegennahm, schreibt in einer Email an den Verein Aachener Friedenspreis über ihren Protest gegen den Krieg:

Samstagabend demonstrierten wir, viele Mitstreiterinnen von MachsomWatch, in Tel Aviv zusammen mit tausenden Israelischen Friedensfreunden gegen den jüngsten Luftkrieg gegen den Gazastreifen. Wir kamen erschüttert und empört über den seit einer Woche wütenden Krieg der israelischen Luftwaffe gegen die Bevölkerung von Gaza, die nach einer langdauernden Blockade ihres Landes ohnehin schon sehr geschwächt war und sich natürlich den Angriffen der modernsten und zielsichersten Flugzeugen der stärksten Armee im Nahem Osten nicht erwehren können. Über 400 Menschen wurden in dieser Woche getötet, von denen ein Drittel ganz eindeutig unschuldige Zivilisten waren. Wochen zuvor wurden die Grenzübergänge zwischen Gaza und Israel von der Armee geschlossen gehalten und nur ein absolutes Minimum an Lebensmittel, Medikamenten und Treibstoff nach Gaza hineingelassen. Zum Zeitpunkt des Beginns der Demonstration war die Bodenaktion der Armee noch nicht im Gange und wir hatten den sicherlich naiven Wunsch und die Hoffnung diese Aktion vielleicht aufhalten und die Weiterführung des Krieges verhindern zu können. Ein Slogan hat uns besonders gut gefallen und wir gingen hinter 2 jungen Männern, die eine intelligente Losung auf ein Transparent geschrieben haben: "Wollt ihr die Hamas aufhalten dann gebt Gaza Hoffnung und nicht Krieg". Aber noch während der Demonstration mussten wir erfahren, dass die Bodenoffensive um ca. 19.30 Uhr begonnen hatte und dass der volle Krieg bereits im Rollen war.

Als alteingesessene Israelin habe ich natürlich schon einige Kriege miterlebt, aber dieser Krieg scheint mir der ungeheuerlichste zu sein. Er wird gegen eine Bevölkerung geführt, die ohne Wasser, Strom und Treibstoff nicht einmal die Möglichkeit hat sich miteinander zu verständigen um irgendwelche Verteidigungsstrategien zu entwickeln. Leider ist sie auch von ihren eigenen Führern zynisch für deren eigenen Machtinteressen benutzt worden. Hamas hat zur Eskalation der Situation sehr aktiv beigetragen, als sie wochenlang Granatgeschosse und Qassam-Raketen auf die Zivilbevölkerung von Sderot, Ashkelon und anderer südisraelischer Siedlungen abgefeuert hat und die dort lebenden Menschen in einen Zustand von Angst und Panik versetzt hat, ohne die Konsequenzen für ihre eigene Bevölkerung zu bedenken. Aber natürlich lassen sich die Hamas-Truppen nicht mit der bestausgerüsteten Armee und deren Möglichkeiten vergleichen. Israel setzt völlig verantwortungslos unproportionelle Mittel ein, die ein so dichtbesiedeltes Land wie Gaza dem Erdboden gleichmachen können. Israel hat die Besatzung des Gazastreifens nie wirklich beendet, sondern beherrscht Gaza nach 2005 von den Grenzen, aus der Luft und vom Meer her.

Das Ziel dieses Krieges mit dem Namen "Geschmolzenes Blei" soll nach Worten der israelischen Politiker die "Liquidierung der Hamas Herrschaft" sein, was ja völlig absurd ist. Nach Uri Avnery aber sollte dieser Krieg eher den Namen "Wahlkampfkrieg" tragen, da sich die israelischen politischen Führer von ihm eine Verbesserung ihrer Chancen in den Parlamentswahlen im Februar 2009 gewählt zu werden versprechen!

Dieser schändliche Krieg muss sofort beendet werden und an seiner Stelle müssen diplomatische Verhandlungen treten. Bilaterale Abkommen sind der einzige Weg zur Begleichung von Konflikten. Und hier sind wir wieder bei unserem Demonstrationsslogan: "Wollt ihr die Hamas aufhalten, gebt Gaza Hoffnung und nicht Krieg".

Quelle:  Aachener Friedenspreis - Presseerklärung vom 05.01.2009.

Veröffentlicht am

07. Januar 2009

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