Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Trauerpredigt für Helmut Gollwitzer: Freiheit - Umkehr - Leben

Am 29. Dezember 2008 wäre der große evangelische Theologe Helmut Gollwitzer 100 Jahre alt geworden. Der im Oktober 1993 im Alter von fast 85 Jahren verstorbene Gollwitzer trat nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 entschieden für die "Bekennende Kirche" ein und war später unter anderem Wegbegleiter der Studentenbewegung wie der sozialen Bewegungen der 70er und 80er Jahre. Wir erinnern in der Lebenshaus-Website an ihn durch die Veröffentlichung verschiedener Predigten, Reden und Artikel. Nachfolgend die Trauerpredigt für Helmut Gollwitzer, gehalten von seinem Schüler Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Marquardt am 29. Oktober 1993 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem.

Von Friedrich-Wilhelm Marquardt

Helmut Gollwitzer starb an einem Tag, an dem die Christen der Auferweckung Jesu und seines neuen Lebens gedenken. Der Wochenspruch hieß am Sonntag seines Sterbens:

"Heile mich, Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mit geholfen. Du bist meine Hoffnung." (Jeremia 17, Vers 14)

Darüber soll die Predigt gehen.

Aber nun lasse ich dieses Wort zuerst noch einmal hören in der Übersetzung Martin Bubers, weil da der hohe "Herr" zum nahen Du wird:

"Heile mich, DU, / dann bin ich heil, / befreie mich, / dann bin ich frei. Ja, DU bist mein Ruhm."

Du sagen können, war ihm ein tiefstes Bedürfnis seines Wesens. Als ihm Brigittes Du verloren ging, begann er, sich selbst, aber auch seine kleine und große Umwelt anders zu erfahren als zuvor. Wir waren alle berührt, als er nach dem Tod seiner Frau hier auf dieser Kanzel noch einmal zu predigen begann und den ersten Satz "danach" sagte: "Nun singen sie wieder" - und er meinte die Vögel des Frühlings 1987. Wir spürten: Zuvor war ihm alles verstummt, Menschenstimmen erreichten ihn so wenig wie die Vogelstimmen, die ihm früher so lebenswichtig waren, daß er jahrelang ein Vogelbauer auf seinem Schreibtisch stehen hatte, freilich mit geöffnetem Gitter: Flattergeister zwischen sich und seinen Büchern. Er brauchte kreatürliche Nähe, und im Geistigen war sie ihm das DU: das seiner Frau, das seiner Freunde und Weggefährten, auch das unhierarchische Du im Universitätsinstitut. Leben war für ihn: Vertrauenkönnen - trotz allem, und zwar ganz umfassend. Ihm war ein Grundvertrauen zum Dasein geschenkt; das machte ihn angstfrei, so schien es uns, in jeder Hinsicht.

Wievielen körperlichen, geistigen und seelischen Extremerfahrungen er auch ausgesetzt war: Er glaubte sich getragen, und das gab ihm den Predigermut in der Nazizeit, in der er mehr als einmal die übliche indirekte Rede durchbrach und, wie am 11. November 1938 nach der Nacht der Pogrome, hier in Dahlem ganz offen sprach, Roß und Reiter beim Namen nennend, ohne Rücksicht auf die mitschreibenden Gestapo-Spitzel. Getragen glaubte er sich in den Gefängnistagen am Alexanderplatz; getragen, als Hermann Göring direkt und höchst persönlich seine Ehe mit Eva Bildt nicht nur behinderte, sondern verbot, er also die Staatsgewalt im persönlichsten Leben aushalten mußte; getragen, als hier in der Dahlemer Gemeinde eine kleine Gruppe beherzter Frauen Juden versteckte, mit gestohlenen Lebensmittelmarken am Leben hielt, auf eine tätige geistliche Existenz im Konzentrationslager vorbereitete und, da sie den Abtransport nicht verhindern konnte, ihre Schützlinge wenigstens zu Fuß quer durch die Stadt in die Große Hamburger Straße begleitete; auf verschiedene Weise war Helmut daran beteiligt, Briefwechsel mit Menschen sogar noch in Auschwitz sind erhalten. Was ihn trug, versuchte er als helfende Kraft an die weiterzugeben, die es für ihr Wirken und Leiden noch nötiger brauchten als er selbst.

Getragen glaubte er sich, als er zweimal des Landes verwiesen wurde, aus Thüringen zuerst, aus Berlin dann, und mit Reichsredeverbot belegt wurde, so daß er öffentlich stumm gemacht werden sollte; aber er fand andere Wege, hören zu lassen, was er erkannte. Getragen glaubte er sich und nicht erdrückt vom Schulddruck, als er sich der Armee Hitlers nicht verweigerte, getragen in den Gefangenenlagern Sibiriens, wo er mit Heimkehr nicht mehr rechnete. Diese Zeit ist seinem Gedächtnis in den letzten Jahren immer ferner gerückt. Dabei war es mehr als eine Prüfungszeit, nämlich die, in der sein Glauben seine Lutherform bekam und reines persönliches Vertrauen auf einen lebendigen Gott und seine Lebensverheißungen wurde, der in allen Nöten seine Tragfähigkeit bewährte und mehr als ein Spielbegriff akademischer Theologie und Diskussionen wurde. Hier, in dieser Zeit, hat Gollwitzer seine menschliche Du-Bedürftigkeit aus der Wurzel ihrer Kraft erfahren: Der Gott Israels und Jesu war ihm nicht mehr höheres Wesen, sondern zum Du geworden: "Ich werde mit dir und euch allen sein, wann immer ich mit dir und euch allen sein werde." Dieses Gottesversprechen trug ihn, wie er mir später sagte, "von Aufschub zu Aufschub", und seitdem war christlicher Glaube für ihn nie mehr etwas anderes als Vertrauen auf Lebensversprechungen Gottes - selbst, nein gerade dann, wenn überhaupt nichts und niemand mehr vertrauenswürdig schien und Mißtrauen gegen alle geltenden und herrschenden Ereignisse, Mächte, Gestalten und Wahrheiten sehr viel angebrachter erschien. In diesem Vertrauen lag Helmut auch in allen späteren Jahrzehnten im Streit, wenn es nötig war; der Liedvers unseres Gesangbuches: "Ich lieg im Streit und widerstreb" drückt keine Rabies theologorum aus, kein protestantisches Zankgelüst, sondern Vertrauensprotest für das Leben und gegen alle gesellschaftlichen, geistigen und seelischen Gestalten von Lebensfeindlichkeit.

Gollwitzer wußte, daß dies ganze Streiten und Widerstreben nicht bayerisch-oberpfälzische Dickköpfigkeit sein durfte, und er bezeugte, daß es nur in der Kraft dessen geschehen sollte, der in den Schwachen mächtig ist, Jesu von Nazareth also, und so war sein Streiten und Widerstreben und Arbeiten im Tiefsten Ausdruck und Folge seines Betens: "Hilf, o Herr Christ, den Schwachen", und vor allem: mir Schwachem.

Es entspricht ihm darum sehr, wenn wir seiner gedenken unter Anleitung des Betens eines an seinem Streiten und Widerstreben immer schwächer werdenden Propheten Israels, des klagenden Jeremia: "Heile mich, Herr, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen. Denn du bist meine Hoffnung." Vielleicht reibt sich das mit dem Bilde, das womöglich viele heute von "ihrem Golli" mit hierher in den Gottesdienst gebracht haben. Ein so stark wirkender, tätiger Mann! Und ein so stark wirkender, stark scheinender Mann! Und nun gedenken wir seiner im Lichte eines Hilferufs aus Heillosigkeit und Hilflosigkeit!

Aber das war es ja: Erfahrung einer immer hoffnungsloseren Heillosigkeit unseres kirchlichen, gesellschaftlichen und auch persönlichen Existierens trieb ihn, seine Haut zu Markte zu tragen. Da sehen wir ihn eben nicht bloß in der Studierstube, auf der Kanzel und dem Katheder, sondern auch im Gefängnis, im Lager, als Straßensperre, als Matratzenträger (wenn auch nur für den Bildreporter); da steht er unter freiem Himmel, in Zelten, Stadien, auf Podien, Reden haltend: vorbereitet, oft aus dem Stand und nur eben improvisiert; da sehen wir ihn eine Unzahl von Leserbriefen schreiben, Unterschriften für Aufrufe, Memoranden, Pamphlete geben - manchmal dachte ich: Er droht, sich billig zu machen. Er hat das nie gescheut und sich dafür das Fell gerben lassen.

Kein Wunder, daß man auch von ihm auf dem Markt nichts Besseres zu schreiben weiß als von seinen Freunden zuvor: Hans Iwand, Kurt Scharf, Heinrich Albertz: ein "streitbarer" Theologe. Wenn es nicht so ein einfallsloses Klischee wäre, wäre es vielleicht wahr. Aber es stimmt dennoch nicht. Nicht nur nach Rußland wurde er geführt, wohin er nicht wollte - auch in seinen übermäßigen gesellschaftlichen und politischen Beanspruchungen. Denn das alles war für ihn nur eine von vielen Konsequenzen seines Christseins, und gar nicht war es ihm Bedingung dafür. Er tat es, weil Menschen ihn riefen, es zu tun. Nicht selten trieb Brigitte ihn: Vorwärts und nicht vergessen, die Solidarität … Vor Menschenrufen konnte und wollte er sich nicht schützen. Sie wurden die Unruhe seines Lebens, rührten aber die Unruhe seines Geistes auf. Dann "mußte" er, von innen heraus. Nicht selten lief dabei solch Tun seiner Erkenntnis voraus. Das war jüdisches Geisteserbe: "Wir wollen tun und hören", rief Israel am Fuße des Sinai dem Mose entgegen: Tun vor Hören, hielten die Rabbinen fest und priesen dies als ein Eigenes ihres Volkes. Erst im Tun lernen wir begreifen und verstehen, was uns nur im Tun und nicht in der Theorie sich erschließt. Das ist denkbar unprofessoral. "Unbedacht" schelten im Talmud Nichtjuden die Juden dafür. Es ist heidnisches Wesen, erst lange zu denken und dann doch nur wenig zu tun, und deutsches Wesen speziell. Hölderlin: "Gedankenreich und tatenarm" seien wir, und er hat wohl noch immer damit recht. Aber doch ist dies biblisch-jüdische Sein in der Tat Antwort auf den Gott, über dessen Gedankenreichtum wir allenfalls menschlichallzumenschlich spekulieren können, von dessen unermüdlichen Taten wir aber zehren und leben.

Was trug ihn, indem der Gott Israels ihn trug? - An dreien seiner Buchtitel können wir es ablesen. Ihm gingen "Forderungen der Freiheit" auf. Ein zweites Buch nannte er "Forderungen der Umkehr". Ein späterer Predigtband hieß "Vortrupp des Lebens". Freiheit - Umkehr - Leben: Merk- und Wahrzeichen seiner Generation. Freiheit haben wir uns nicht selbst erkämpft: "Zur Freiheit seid ihr befreit worden" - das ist zugleich Christusverkündung des Apostels Paulus und geschichtliche Erfahrung dieser Generation. Beides zählt. - "Kehrt um" - das ist zugleich Grundwort des predigenden Jesus und Selbstverständlichkeit und Selbstverständnis wenigstens einiger in dieser Generation geworden. Auch hier: beides zählt. Jesu Wende-Ruf und die Einsicht: Ohne einen Neubruch im Ganzen geht es nicht. - Und Leben: "Ich lebe, und ihr sollt auch leben": Wort dessen, den Gott vom Tode erweckte, und zugleich Überlebenswille von Menschen, die wissen, daß sie ohn’ all Verdienst und Würdigkeit noch einmal davongekommen sind. Auch hier: Beides zählt - Jesu Auferweckung vom Tode und unser Überleben und Überlebenswille.

Alle drei Merkzeichen: Freiheit - Umkehr - Leben gehören innerlich zusammen. Die Freiheit, die ein Christ meint, ist vor allem Freiheit zur Umkehr: nicht unbedingt festhalten zu müssen an den Überlieferungen der Mütter und Väter, schon gar nicht an alten gesellschaftlichen Verhältnissen, Herrschaften, Lebens- und Denkformen; es ist Freiheit, unbefangen und permanent neu anfangen zu können - übrigens auch Freiheit, nicht selbst eine neue Tradition stiften und Schule machen zu müssen. Und umgekehrt ist wirkliche Umkehr, Neubeginn, der gelingen könnte, überhaupt nur in Freiheit möglich; Gollwitzer sagte: "Belastet ja nicht die Jungen mit euren Lebenserfahrungen, eurer aufgehäuften Weisheit. Und nicht der Schicksalsdruck der christlichen und deutschen Schuld soll euch zur Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses zwingen, sondern freie, bessere Einsicht in die Wahrheit, auch keine Erwartungshaltung, die andere auf euch richten." Und dann war er der Meinung: Nur in der Bewegungsfreiheit der Umkehr eines immer neuen Beginnens können wir das rundherum so gefährdete Leben von Menschheit und Kreatur retten. Ihm war bewußt: Das alles können keine Regierungs- und Parteiprogramme werden. Dennoch wußte er Leute, die einstehen könnten dafür: die Christengemeinden, die er jenseits aller volkskirchlichen Gehemmtheiten in der Bekennenden Kirche der Hitler-Jahre kennengelernt hatte und die er in Basisgemeinden der südlichen Welt, in kirchlichen Schwester- und Brudergemeinschaften, theologischen Sozietäten wiedererkannte. Er nannte sie "Vortrupps des Lebens" und lernte auch die vielen Basisgruppen unserer Gesellschaft dazuzuzählen, auch sie: Vortrupps eines kommenden Lebens, auf dessen Kommen wir alle angewiesen sind, auch die, die jetzt noch nicht Einsicht oder Kräfte haben, dabeizusein und mitzutun; jenes Flugblatt der Petersburger Revolutionstage 1917 las er als eine geradezu christliche Chiffre, das in dicken Lettern die Überschrift trug: "An Alle"; er liebte unter den Musikern besonders Heinrich Schütz und hatte die Motette im Ohr mit den Worten: "… auf daß alle - alle, alle, alle - nicht verloren werden, sondern das ewige Leben, das ewige Leben haben." Dies "an Alle" lebte er, als Christ nicht in der festen Burg bleibend; er adressierte sich an das, was draußen vor der Tür sich bewegt, vor dem Tore, wo Jesus starb. Ihm war Jesus nicht drinnen, vielmehr draußen, nicht kirchliche Binnenwirklichkeit, sondern Unterwegs-Mensch.

Freiheit - Umkehr - Leben: diese drei Gaben nahm er als Aufgaben. Er hat immer wieder - geradezu wie ein Gesetz des Evangeliums - gelehrt: Wo größere Begabung, da größere Pflicht, ganz preußisch. Der Gabe der Freiheit können wir uns - evangelisch gesehen - nur freuen, wenn wir Freiheit verbreiten, befreiend wirken: auf andere und mit anderen für die Befreiung wieder anderer. Auch zu Umkehr sieht er uns höher verpflichtet; wäre es nur geschichtliche Verpflichtung, ließe sich vielleicht von Gnade später Geburt reden; aber permanente Umkehr ist Gebot und Pflicht der Freiheit, und die gibt keinen Generationendispens.

Und alles ist Pflicht zu leben, die Mentalität der Wegwerfgesellschaft nicht auch noch auf das eigene Leben auszudehnen, sich selbst wegzuwerfen, als lebensunwert zu fühlen und Schluß zu machen. Gerade krummes Holz gekrümmter Seelen ist bestimmt und berufen zu aufrechtem Gang. Jedem Leben ist Sinn verheißen, und das gilt gerade, wenn wir auch nicht eine Spur von Sinn greifen können. Daß Helmut Gollwitzer dem theologischen Verschweigen von fast einhundert Jahren die Frage nach dem Sinn des Lebens wieder entriß, ist eine Folge selbsterfahrener Heillosigkeit und Hilflosigkeit im Leben. Er litt selbst an den Wunden der Sinnfrage, und es war ihm nicht vergönnt, vollmundig einfach zu behaupten: Ja, das Leben hat Sinn. Er konnte gedanklich nur betteln und bitten: Sinn ist uns versprochen, verheißen. "Heile mich, DU, und wenn du das tun wirst, werde ich heil. Hilf mir, und wenn du das tun wirst, wird mir geholfen sein. Alles steht in Hoffnung." Das war reiner Luther in ihm, denn auch Luther wußte: Glaube zehrt nicht von Substanz der Vergangenheit und Tradition. Er kann nur auf Verheißenes setzen und nur auf Kommendes pochen - wie Jeremia: Du - meine Hoffnung bist du.

Freilich: Hoffenkönnen ist auch nur ein Geschenk. Viele bleiben skeptisch: Hoffen und Harren macht viele zu Narren. Und noch mehr können einfach nichts mehr hoffen. Bei Helmut gehörte Hoffenkönnen auch zum Basisvertrauen. Seine Mutter trug ihn da bis zuletzt, die Reutiner Pfarrfrau und Münchner Bibelleserin hoch hinauf bis in ihre alten Tage; sie machte ihn zum Muttermenschen.

Aber im Letzten war Jesus sein Ziel und seine Hoffnung. Ihm noch einmal rückhaltlos zueigen werden können, ohne Zerrissenheit der Pflichten, ihm einmal besser dienen zu dürfen als bisher: in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Als er am Luganer See diese seine Hoffnung einmal seinem Lehrer Karl Barth bekannte, drohte der ihm mit dem Finger und sagte: "Helmut, du willst dir wohl doch noch ein goldenes Krönlein von Gott verdienen?!" Barth meinte, wir hätten vor unserem Sterben genug Chancen gehabt, unsere Dienstbereitschaft zu leben. Aber Helmut blieb bei seiner Hoffnung, die ein Gebet war: in einem neuen Leben Gott noch einmal besser dienen zu dürfen als jetzt, Gott auch drüben tätig rühmen zu können: Ja, du bist mein Ruhm.

Es schien, als träte Jesus ihm davor je länger je mehr zurück. Vom Gottmenschen hatte er in der Nazizeit hier in Dahlem viel gepredigt. Später sprach er davon viel leiser, Jesus schien ihm wohl in der Christologie immer weniger gut ausgedrückt, und er verhielt sich dazu, wie Mose es am Sinai gelehrt hat: "Was noch verborgen ist, steht bei dem Herrn. Was aber offenbar ist, gilt uns und unseren Kindern ewiglich, damit wir alle Worte dieser Tora tun" (5. Mose 29, 29). Jesus ging Helmut entgegen, begierig zu schauen, was uns auch an ihm jetzt doch wirklich noch nicht offenbar ist. Jetzt aber war ihm Jesus sein Herr; ihm nachzufolgen, war ihm alles, vor allem: seine Worte hören, bewahren und tun. Jesus öffnete ihm seine Wege, und darin war er ihm die Hoffnung, daß sich ihm auch das Gottesgeheimnis Jesu im neuen Leben erschließen werde.

Und da liegt er nun, tot. Wir haben ihn in seinem alltäglichen Räuberzivil in den Sarg gebettet, nicht in einem Totenhemd: Karohemd und Cordhose. So wartet er darauf, daß Gott und Jesus sein Hoffen erfüllen werden. Und gibt an uns sein Daseinsvertrauen weiter: Er, Gott, lebt, und ihr sollt auch leben wollen.

Wir nehmen diese Weisung auf und tun die erste Tat, Tat aller Taten, und beten für ihn:
Du, heile uns, so sind wir heil, Du, befreie uns, dann sind wir befreit: Du - auch unsere Hoffnung. Amen.

Veröffentlicht am

27. Dezember 2008

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