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Dom Luiz Cappio: Entscheidende Phase des Widerstands

Sobradinho - Am 14.12.07, vier Tage nach dem vorläufigen Gerichtsentscheid, der die Baugenehmigung für die Umleitung des São Francisco im Nordosten Brasiliens aufhebt, reagierte die Regierung mit dem einstweiligen Einstellen der Bauarbeiten. Die Maschinen an den Baugruben stehen nun still. Diese Nachricht wurde von Dom Luiz an seinem bereits 18. Fastentag mit viel Freude aufgenommen. Dennoch sieht er keinen Grund zum Aufatmen. Denn noch am späten Freitagnachmittag (13.12.07) war die Regierung in Revision gegangen, um den Gerichtsentscheid aufzuheben. Die Entscheidung liegt nun in der Hand des Obersten Gerichtshofs. Es wird erwartet, dass die Bundesrichter am kommenden 19.12.07 in der letzten Sitzung in diesem Jahr das entscheidende Urteil fällen werden.

Dom Luiz, körperlich bereits sichtlich geschwächt und ungebeugt in seiner Entschlossenheit, bekräftigt weiterhin sein Fasten und Beten so lange fortzusetzen, bis das Militär tatsächlich von den Baustellen abgezogen ist und das Projekt definitiv archiviert wird. Die Sitzung des Obersten Gerichtshofs wird von allen Seiten mit großer Spannung erwartet.

Die gespannte Situation führt auch zu Reaktionen in der Bevölkerung. Im ganzen Land finden Solidaritäts -und Protestaktionen statt. So wurde in zwei Städten im Bundesstaat Bahia, in Guanambi und Irecê, Büros der staatlichen Regionalentwicklungsbehörde CODEVASF (Companhia de Desenvolvimento do Vale do São Francisco) besetzt, die an der Abwicklung der Kanalbauten beteiligt ist. Die zweitägigen Besetzungsaktionen, an denen sich insgesamt mehr als 300 Aktivisten von sozialen Bewegungen und NGOs, sowie Pastoralmitarbeiter und Studenten beteiligt hatten, wurden am Freitagabend (14.12.07) friedlich beendet. Von den Demonstranten beteiligten sich auch 50 an einem solidarischen Fasten. In Belo Horizonte, Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, besetzten am gestrigen Samstag (15.12.2007) rund 300 Aktivisten die Güterbahnstrecke Ferrovia Centro Atlântica (FCA), des Stahlgiganten Companhia Vale do Rio Doce (CVRD), die mit ihren Industriekomplexen in Minas Gerais erheblich zur Abwasserbelastung des Rio São Francisco beiträgt.

Für die nächste Woche sind im ganzen Land friedliche Demonstrationen geplant. Die katholische Bischofskonferenz und der Rat der christlichen Kirchen haben für den Montag den 17.12.2007 im ganzen Land zu öffentlichen Solidaritätskundgebungen aufgerufen. Es werden in den wichtigsten Großstädten Brasiliens Mahnwachen stattfinden, bei denen die Menschen Fasten werden, um ihre Solidarität mit der Widerstandsbewegung gegen das Mammut-Projekt der Flussumleitung auszudrücken. Und es geht dabei nicht nur spezifisch um den Rio São Francisco sondern insgesamt um die Vorgehensweise der Regierung im Bezug auf zahlreiche andere aktuelle Großprojekte mit erheblichen sozialen und ökologischen Folgen im ganzen Land.

Am Freitagvormittag (14.12.07) überbrachte Dom Itamar Viana, Weihbischof von Feira de Santana (Bahia), im Auftrag des apostolischen Nuntius, dem Vertreter des Heiligen Stuhles in Brasilien, Lorenzo Baldisseri, Dom Luiz einen Brief, in dem der Vatikan seine Solidarität und Besorgnis wegen seinem verlängerten Fasten zum Ausdruck bringt.

Für die entscheidende Sitzung des Obersten Bundesgerichtes ist es wichtig, die Richter darauf aufmerksam zu machen, dass die internationale Öffentlichkeit über die Unrechtmäßigkeiten des Projektes der Flussumleitung informiert ist und es in der ganzen Welt kritische Stimmen gibt. Deshalb der Aufruf, den Protestbrief, der sich findet unter  “Solidaritätsbekundungen mit Dom Luiz Cappio an Verantwortliche in Brasilien” , an den Präsidenten, die Minister des Obersten Gerichtshofes und die Botschaft zu schicken.

Die nächsten Tage werden entscheidend sein!



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Veröffentlicht am

17. Dezember 2007

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