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Klimaflopp Atomkraft

Atomare Klimapläne sind “Unsinn”

“Auch wenn man unsinnige Aussagen beständig wiederholt und dafür einflussreiche Organisationen einspannt, bleiben sie nichts anderes als Unsinn”. So kommentierte die Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Dr. Angelika Claußen, den Vorstoß der Internationalen Energie-Agentur (IEA) für den Neubau von Atomkraftwerken aus Klimaschutzgründen. “Weltweit gibt es rund 440 Atomkraftwerke. Um nur 10 Prozent der fossilen Energie zu ersetzen, müssten größenordnungsmäßig 1000 zusätzliche Atomkraftwerke errichtet werden, vom Ersatz der bestehenden Anlagen abgesehen. Das ist absolut unrealistisch. Und selbst wenn es gelänge, hätte man allenfalls 10 Prozent des Kohlendioxid-Problems vom Tisch.”

Die IPPNW weist darauf hin, dass es für den Neubau von 1000 Atomkraftwerken überhaupt nicht die industriellen Fertigungskapazitäten gibt. Der Bau dieser Großanlagen würde mehrere Jahrzehnte dauern. Selbst in ihrem besten Jahr (1985) habe die Atomindustrie lediglich 34 Gigawatt, entsprechend 26 großen Atomkraftwerken, neu in Betrieb nehmen können. “Seitdem sind die Fertigungskapazitäten für neue Atomkraftwerke deutlich gesunken”, so Claußen. “Der Zubau von 1000 neuen Atomkraftwerken würde also größenordnungsmäßig 40 Jahre Zeit beanspruchen.” In Westeuropa sei derzeit gerade mal ein neues Atomkraftwerk in Finnland in Bau. “Und dort kommt es wegen des Pfuschs am Bau wie üblich zu nicht eingeplanten Verzögerungen.”

Auch wegen der knappen Uranvorräte hält die IPPNW die weitere Nutzung der Atomenergie für den falschen Weg. “Bei einem forcierten Zubau von Atomkraftwerken wären die wirtschaftlich erschließbaren Uranvorräte aufgebraucht, noch ehe auch nur ein Teil der neuen Atomanlagen errichtet wäre”, so Claußen. “Will die Internationale Energie-Agentur eine derart absurde Strategie tatsächlich empfehlen?”

“Hinzu kommt, dass zunehmend Kriege um die knappen Energie-Rohstoffe geführt werden”, kritisiert Claußen. Schon jetzt streite man sich in Afrika und im Mittleren Osten mit China und anderen Ländern um den Zugriff auf die begehrten Erdöl und die Gasvorräte. Für die deutsche Bundeswehr sei mit dem neuen “Weißbuch” die Sicherung von Energierohstoffen offiziell als neue Aufgabe definiert worden. “Wenn der Uranbedarf aufgrund eines Zubaus von Atomkraftwerken sogar noch steigt, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass schon in wenigen Jahren Kriege zum Beispiel in Kasachstan, im Niger oder in Namibia um die dortigen Uranvorräte geführt werden.”

Ein Ausbau der Atomenergie ist nach Auffassung der internationalen Ärzteorganisation für die Verhütung des Atomkrieges auch deswegen nicht zu verantworten, weil dann zwangsläufig noch mehr Atomwaffenländer entstehen würden. Auch sei der Vorstoß der IEA wegen des weltweit ungelösten Atommüll-Problems “völlig unverständlich”.

Quelle: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) - Presseerklärung vom 05.11.2006.

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Veröffentlicht am

11. November 2006

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