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Gaza niederschmettern!

Von Eyad El-Sarraj, Gaza, 28.09.2005

In den letzten Tagen erwachte Gaza aus seinen Träumen der Befreiung: Ohrenbetäubende Explosionen, die unsern Himmel zerrissen, unsere Häuser erschütterten, unsere Fensterscheiben zersplitterten und uns alle in Panik trieben. Wir werden seit Freitag den 23. September Tag und Nacht bombardiert. Gewöhnlich zwischen 2 und 4 Uhr morgens, zwischen 6.30 und 8 Uhr, wenn die Kinder zur Schule gehen und am Nachmittag oder frühen Abend.

Die Explosionen werden im ganzen Gazastreifen mit derselben Intensität gehört und empfunden. Diese Explosionen werden neben der üblichen Routine des Tötens und der Zerstörung angewandt, wie es für das israelische Militär (seit langem) normal ist.

Diese neue Gewaltspirale begann mit der Ermordung von vier Leuten in der Westbankstadt Tulkarem durch Israel. Am selben Tag rächte sich der islamische Jihad von Gaza aus und schickte Kassemraketen in den israelischen Ort Sderot. Am selben Tag wurden 19 Leute während einer Militärparade von Hamas getötet. Anscheinend waren Explosivstoffe nicht sachgemäß behandelt worden. Hamas hat zunächst Israel die Schuld gegeben und schickte mit dem Islamischen Jihad Granaten nach Sderot, wo fünf Leute verletzt wurden.

Hamas nahm seine Behauptung schnell zurück und verkündete, dass es alle militärischen Operationen von Gaza aus einstellen wolle. Der islamische Jihad folgte mit der Erklärung, dass er sich an den Waffenstillstand halten wolle. Die israelische Bombardierung geht weiter. In der letzten Nacht wachte ich und alle in Gaza zweimal von einem schrecklichen Lärm auf, um 3.30 und um 7.15 Uhr. Ich konnte dazwischen nicht mehr schlafen. Fünf weitere Explosionen geschahen in den letzten vier Stunden, eine hat sogar meinen Schreibtisch hier erschüttert.

Gaza ist in einem Zustand der Panik, die Kinder sind nervös, haben Angst und machen ins Bett. Manche Kinder wollen die Wohnung nicht mehr verlassen und weigern sich, zur Schule zu gehen. Viele sind wie gelähmt, blass, schlaflos und appetitlos.

Einige schwangere Frauen berichten von Koliken und manche mussten wegen zu früh einsetzender Wehen ins Krankenhaus. Viele klagen über Ohrendruck. Alle sind wie betäubt, niedergeschmettert, fassungslos.

Die neue Methode von explodierenden Lärmbomben an unserm Himmel gab es nicht vor dem Abzug der Siedler, um diese und ihre Kinder nicht zu beunruhigen und zu verletzen.

Israel ist dabei, unter den Palästinensern im Gazastreifen Hilflosigkeit hervorzurufen, um das ganze Volk in Angst, Schrecken und Lähmung zu versetzen. Dies ist ein Kriegsverbrechen und ein rassistisches Verbrechen. Israel muss gestoppt werden.

Aus einem 2. Brief vom 29.09.2005:

… Eigentlich hätte ich heute über Amman nach Zürich fliegen sollen. … aber Gaza ist völlig abgesperrt. Keiner darf rein und keiner raus, auch kein Ausländer, nicht einmal der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas, der zur Ruhe aufrief. Wir sind gegen alle Formen der Gewalt, sei es im Namen der nationalen Befreiung oder der Sicherheit.

Wir glauben, dass der ganze nahöstliche Raum, ja vielleicht die ganze Welt von einer kleinen Gruppe von Fanatikern angegriffen und manipuliert wird. Diese gewalttätigen Fanatiker - einige aus ideologischen, einige aus politischen und einige aus geschäftlichen Gründen - unterstützen, bedienen einander und sind auf einander angewiesen. Das letzte Opfer ist der normale Mensch, die Sicherheit, der Frieden und die Menschlichkeit selbst.

Wir sind fest davon überzeugt, dass die bösen Kräfte gestoppt werden können. Nur wenn Menschen voller Weisheit, und solche, die sich dem Frieden und der Gleichheit unter Menschen, auch gegenüber Gerechtigkeit und Liebe verpflichtet fühlen, und nur wenn Menschen zusammenhalten, sich der gute Wille durchsetzt.

Deshalb haben wir FFIPP (Faculty for Israeli-Palestinian Peace) geschaffen, um in Solidarität für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen, um die militärische Besatzung und alle Arten von Gewalt zu beenden.

Wir sind diesen Idealen verpflichtet - und wir wünschen, dass Ihr euch uns anschließt.

Mit herzlichen Grüßen!
Eyad El Sarraj

(Homepage: http://www.ffipp.org ) Faculty for Israeli-Palestinian Peace (International)

Übersetzt von: Ellen Rohlfs.

Veröffentlicht am

03. Oktober 2005

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