Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Argumente für eine erneuerbare Energiewende

Von Michael Schmid

Zu Beginn des 3. Jahrtausends ist der Energieverbrauch der Menschheit größer denn je - mit dramatischen Folgen nicht nur für Klima und Umwelt, sondern ebenso für die politische Weltlage. Im Folgenden kurz zusammengefasst ein paar Argumente für einen raschen Umstieg auf Erneuerbare Energien. Mit dieser kurzen Skizze wird selbstverständlich kein Anspruch auf Vollständigkeit der Argumente erhoben.

Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne

Durch die Sonne und andere regenerative Energieträger erzeugter Strom verringert die Abhängigkeit von Öl als Energielieferant. Erdöl deckt 40% des Weltenergiebedarfs. Die Reserven an billigem Erdöl reichen noch etwa 40 Jahre. Im Jahre 1997 verbrauchten die reichsten siebzehn Prozent der Weltbevölkerung mehr als fünfzig Prozent der Energie. Ein Rechenbeispiel: Würde jeder Erdbewohner soviel verbrauchen wie ein US-Bürger, so wäre der Gesamtverbrauch sechsmal so hoch wie heute. Die Erdölreserven wären in acht Jahren erschöpft, die von Erdgas in zwölf Jahren. Es drohen deshalb zunehmend wirtschaftliche Krisen, politische Konflikte und Kriege um Erdöl. Die USA haben sich bereits darauf eingestellt, dass sich die Ölvorräte ihrem Ende zuneigen. Ihre Militärpräsenz in Nahost und Zentralasien zeugt davon. Und Kriege um Öl sind eben nicht kurz vor 2050 zu führen, sondern jetzt zu Beginn der mühsamen Öljahre, wo die Förderung aufgrund bereits ausgebeuteter Quellen schwieriger wird. Der Irak-Krieg zeugt davon.

Ausstieg aus der gefährlichen Atomstromerzeugung

Die Atomkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 hat auf schlimmste Weise bewiesen, welches unermessliche Leid ein GAU in einem Atomkraftwerk zur Folge hat. Und bei allen heute weltweit betriebenen Reaktortypen sind schwere Unfälle mit radioaktiven Freisetzungen möglich. Eine Katastrophe würde im dicht besiedelten Deutschland unermesslichen Schaden verursachen und ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar machen. Das Risiko eines Reaktorunfalls - u.a. durch Materialermüdung - wächst von Betriebstag zu Betriebstag. Meldungen über Störfälle und Pannen häufen sich. Terroristen könnten auch einen gezielten Flugzeugabsturz auf ein Atomkraftwerk herbeiführen und damit eine unermessliche Katastrophe auslösen. Für den Atommüll gibt es bis heute kein Endlager. Hätten unsere Vorfahren vor 24.400 Jahren Atomenergie genutzt, wäre die tödliche Strahlung des Plutoniums im Atommüll erst um die Hälfte zurückgegangen. Atommüll gefährdet das Leben unserer Nachkommen. Atommüll ist das Erbe einer Zivilisation, die ihre Verantwortung vergessen hat. Es gibt genügend Gründe für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen.

Klima schützen, Klimakatastrophe aufhalten

Die traditionelle Art der Energiegewinnung durch die Verfeuerung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Öl und Gas setzt riesige Mengen Kohlendioxyd frei, die den Treibhauseffekt in einem für uns alle gefährlichen Maße fördern. Die erhöhten Temperaturen in der Atmosphäre führen langfristig zu Klimaveränderungen mit unabsehbaren Folgen. Schon heute ereilen uns weltweit extreme Wettererscheinungen wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Sturmfluten, Überschwemmungen und Dürreperioden sind bereits an der Tagesordnung. Den einzigen Beitrag, diese unvorstellbare Entwicklung aufzuhalten, leistet die Solarenergie, die fossile Energiequellen spart und so den Ausstoß des Treibhausgases (CO2) verhindert. Nur ein weitgehender Strukturwandel, der Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran durch die Nutzung von Sonne und Wind Zug um Zug von der Bildfläche des Erdballs verschwinden lässt, bietet die einzige ökologische Chance für das Überleben.

Sonne macht keinen Unterschied zwischen Nord und Süd

Die Abhängigkeit vom Erdöl macht darüber hinaus die Chancen der Dritten Welt zunichte, sich wirtschaftlich zu entwickeln, weil sie ihre gesamten Exporteinnahmen für den Erdölimport ausgeben müssen. Das heißt, alle Devisenreserven, die sie haben, werden alleine dafür aufgefressen, dass sie überhaupt Energie zur Verfügung haben, weil sie sich auch in die fossile Energiefalle hineinbegeben haben. Der globale Tanz um das “schwarze Gold” führt zu immer größeren politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen. Zudem wissen wir, dass es um die Verteilungsgerechtigkeit beim Öl ganz schlecht bestellt ist: Heute nutzen ungefähr dreißig Prozent der Menschen (die Bevölkerung der industrialisierten Länder) achtzig Prozent des geförderten Öls. “Nachholende Entwicklung” nach dem Vorbild der Industriestaaten ist für die “Entwicklungsländer” schon deshalb gar nicht mehr möglich, weil fast die Hälfte des Erdöls bereits verbraucht ist. Wenn wir also ab morgen eine gerechte, die Ungleichheiten der Vergangenheit korrigierende Verteilung vornehmen wollten, so könnte jeder der bisherigen “Habenichtse” höchstens mit einem Viertel dessen bedacht werden, was die Reichen sich in der Vergangenheit genehmigt haben - mehr ist einfach nicht da. Letztlich heißt das, dass unser Modell der Entwicklung für die “Entwicklungsländer” eine Farce ist: Nie und nimmer kann es das Ziel sein, den Lebensstil der Industrieländer auf die gesamte Welt zu übertragen. Dagegen macht die Sonne keinen Unterschied zwischen Nord und Süd, arm und reich oder Schwarz und Weiß. Die einzige demokratische Energiequelle ist die Sonne!

Arbeitsplätze schaffen - regionale Wirtschaft fördern

Da die Sonne und der Wind nicht privatisier- und monopolisierbar sind, werden sich im Zuge der Ablösung der fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran durch die Nutzung von Sonnenernergie auch die Wirtschaftsstrukturen verändern. Die Nutzung von Sonnenenergie stellt also die am weitesten reichende neue ökonomische Chance der Menschheit dar. Allein für den neuen Wirtschaftszweig “Solarwirtschaft” werden in Deutschland in den nächsten Jahren mehrere hunderttausend qualifizierte Arbeitskräfte gebraucht. Jede neue Solaranlage trägt zur Entwicklung dieser neuen lebensfreundlichen Branche bei. Solarenergie wird dezentral vor Ort geerntet. So liegt es nahe, die Technik im Inland zu produzieren und örtliche Handwerker und Fachleute mit Planung, Montage und Service zu beauftragen. Weniger Energie-Zentralismus führt auch zu weniger Energieverschwendung, weniger Tankerkatastrophen und dafür mehr Energievernunft.

Veröffentlicht am

07. März 2005

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