Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Nicht in unserem Namen

Im Sommer 2002 haben US-amerikanische Intellektuelle einen Aufruf veröffentlicht: “Not In Our Name” . Dieser Aufruf ist zum bedeutendsten Schriftstück der Opposition in den USA gegen die kriegerische Außenpolitik und die innere Repression der Bush-Regierung geworden.

Angesichts der Wiederwahl von George W. Bush wurde nun in den USA ein neuer “Not In Our Name”-Aufruf veröffentlicht. Dieser erschien am Sonntag, 23. Januar 2005, in der New York Times.

Der Aufruf wurde inzwischen von über 9000 Menschen unterzeichnet. Wir veröffentlichen ihn hier zunächst in deutscher Übersetzung, dann im englischen Original und fügen eine Auswahl mit den Namen der Menschen bei, die den Aufruf initiiert haben.

Nicht in unserem Namen

Da George W. Bush für eine zweite Amtszeit eingeführt wird, sollte nicht gesagt werden, dass die Menschen in den USA angesichts dieser schändlichen Feierlichkeiten von Krieg, Gier und Intoleranz ruhig geblieben sind. Er spricht nicht für uns. Er vertritt uns nicht. Er handelt nicht in unserem Namen. Keine Wahl, ob fair oder gefälscht, kann kriminelle Kriege auf fremdem Land, Folter, Menschenrechtsverletzungen en gros und das Ende von Wissenschaft und Vernunft legitimieren.

In unserm Namen rechtfertigt die Bush-Regierung mit falschen Vorwänden die Invasion und die Besatzung des Irak, lässt Zerstörung, Schrecken und Elend herunterregnen, bringt mehr als 100.000 Irakern den Tod. Sie beauftragt unsere Jugend, ganze Städte zu zerstören, um der sog. demokratischen Wahlen willen, während man hier Tausende von Afroamerikanern und andere einschüchtert und ihnen die Bürgerrechte entzieht.

In unserem Namen verachtet die Bush-Regierung das internationale Recht und die Weltmeinung. Sie lässt Folter ausführen und hält rund um die Welt Menschen in Haftzentren ohne Gerichtsurteil fest und beabsichtigt neue Angriffe auf unsere Rechte, unsere Privatsphäre, Rede- und Versammlungsfreiheit hier. Sie beraubt Araber, Muslime und Südasiaten in den USA ihrer Rechte, verweigert ihnen Rechtsbeistand, stigmatisiert sie und hält sie ohne Ursache fest. Tausende sind deportiert worden.

Neue Versuchsballone über Invasionen in Syrien, im Iran oder Nord-Korea lässt man los, über den Austritt aus den Vereinigten Nationen und über eine neue Politik mit “lebenslanger Haft” - wir sagen dazu nein, nicht in unserem Namen werden wir weitere Verbrechen erlauben, die gegen Völker oder Individuen begangen werden, die einer unangefochtenen Weltgroßmacht im Wege stehen.

Hätten wir uns vor ein paar Jahren vorstellen können, dass wichtige Prinzipien wie die Trennung von Kirche und Staat, das Recht auf einen Prozess, Unschuldsvermutung, Freiheit der Rede und habeas corpus (Haftprüfung) so leicht umgeworfen werden können? Jetzt kann jeder zum “kämpfenden Feind” ohne bedeutsame Rechtshilfe oder unabhängige Überprüfung vom Präsidenten erklärt werden, der die Macht in der Exekutive konzentriert. Er wählte den Staatsanwalt, der der rechtliche Architekt für die Folter ist, die in Guantanamo, Afghanistan und Abu Ghraib ausgeübt wurde.

Die Bushregierung versucht eine enge, intolerante und politische Form von christlichem Fundamentalismus als Regierungspolitik durchzusetzen. Diese extremistische Bewegung - nun nicht mehr am Rande der Macht - zielt dahin, den Frauen ihre Rechte als Mutter zu nehmen, Hass gegen Schwule und Lesben zu schüren und einen Keil zwischen spirituelle Erfahrung und wissenschaftliche Wahrheit zu treiben. Wir wollen Extremisten gegenüber, unser Recht zu denken, nicht aufgeben. Aids ist keine Strafe Gottes. Globale Erwärmung ist eine reale Gefahr. Die Evolution ist geschehen. Alle Menschen müssen das Recht haben, die religiöse und spirituelle Form, die ihnen am meisten liegt, frei zu wählen. Religion aber kann nie erzwungen werden. Diese Extremisten können sich ihre eigene Realität schaffen, aber wir lassen es nicht zu, dass sie unsere Realität schaffen.

Millionen von uns arbeiteten, hielten Reden, demonstrierten, beobachteten die Wahlen, spendeten und taten alles, was möglich war, um das Bushregime bei der letzten Wahl zu schlagen. Diese nie da gewesene Bemühung brachte neue Energien, Organisation und die Verpflichtung, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Es wäre ein schrecklicher Fehler, wenn unser Misslingen, Bush zu stoppen, uns jetzt in Verzweiflung und Untätigkeit führen würde. Im Gegenteil, diese breite Mobilisierung von Menschen, die sich für eine fairere, freiere, friedlichere Welt einsetzten, muss weiter vorangetrieben werden.

Wir können und wir wollen nicht bis zur Wahl 2008 warten. Der Kampf gegen die 2. Amtszeit des Bushregimes muss jetzt beginnen.

Die Bewegung gegen den Vietnamkrieg gewann nie eine Präsidentenwahl. Aber sie blockierte Militärzüge, schloss Einberufungszentren, demonstrierte, ging von Tür zu Tür und sprach mit den Menschen —- und sie half einen Krieg beenden. Die Bürgerrechtsbewegung hat nie einem Präsidentschaftskandidaten ihre Stimme gegeben; sie machte Sit-ins, Freiheitsmärsche, focht legale Kämpfe, füllte die Gefängnisse - und änderte das Gesicht der Nation.

Wir müssen die politische Realität dieses Landes verändern, indem zig-Millionen, die in ihren Köpfen und Herzen wissen, dass die “Realität” des Bush-Regimes nichts als ein Alptraum der Menschheit ist. Dies wird Kreativität, Massenaktionen und individuelle Momente des Mutes fordern. Wir müssen zusammenkommen, wann immer wir können, und wir müssen alleine handeln, wenn immer wir müssen.

Wir lassen uns von den Soldaten inspirieren, die sich weigerten, an diesem unmoralischen Krieg teil zu nehmen. Wir danken den Bibliothekaren, die sich geweigert hatten, der Polizei das Verzeichnis unserer Vorträge auszuhändigen, den Gymnasiasten, die darum baten, dass ihnen die Evolutionslehre gelehrt wurde, denen, die die Folter des US-Militärs ans Licht brachten und für den massiven Protest, der in der internationalen Opposition gegen den Krieg im Irak zum Ausdruck kam. Wir bestätigen, dass ganz gewöhnliche Leute außerordentliche Aktionen unternommen haben. Wir versprechen, eine Gemeinschaft zu schaffen, die mutige Aktionen des Widerstands unterstützt. Wir stehen mit den Menschen in aller Welt zusammen, die Tag um Tag für das Recht kämpfen, ihre eigene Zukunft zu schaffen.

Es liegt in unserer Verantwortung, das Bush-Regime zu stoppen, ihren katastrophalen Kurs weiterzuführen. Wir sind davon überzeugt, dass die Geschichte uns sehr verurteilen würde, wenn wir jetzt versäumten, entschieden zu handeln.

dt. Ellen Rohlfs

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Not In Our Name

As George W. Bush is inaugurated for a second term, let it not be said that people in the United States silently acquiesced in the face of this shameful coronation of war, greed, and intolerance. He does not speak for us. He does not represent us. He does not act in our name.

No election, whether fair or fraudulent, can legitimize criminal wars on foreign countries, torture, the wholesale violation of human rights, and the end of science and reason.

In our name, the Bush government justifies the invasion and occupation of Iraq on false pretenses, raining down destruction, horror, and misery, bringing death to more than 100,000 Iraqis. It sends our youth to destroy entire cities for the sake of so-called democratic elections, while intimidating and disenfranchising thousands of African American and other voters at home.

In our name, the Bush government holds in contempt international law and world opinion. It carries out torture and detentions without trial around the world and proposes new assaults on our rights of privacy, speech and assembly at home. It strips the rights of Arabs, Muslims and South Asians in the U.S., denies them legal counsel, stigmatizes and holds them without cause. Thousands have been deported.

As new trial balloons are floated about invasions of Syria, or Iran, or North Korea, about leaving the United Nations, about new “lifetime detention” policies, we say not in our name will we allow further crimes to be committed against nations or individuals deemed to stand in the way of the goal of unquestioned world supremacy.

Could we have imagined a few years ago that core principles such as the separation of church and state, due process, presumption of innocence, freedom of speech, and habeas corpus would be discarded so easily? Now, anyone can be declared an “enemy combatant” without meaningful redress or independent review by a President who is concentrating power in the executive branch. His choice for Attorney General is the legal architect of the torture that has been carried out in Guantánamo, Afghanistan, and Abu Ghraib.

The Bush government seeks to impose a narrow, intolerant, and political form of Christian fundamentalism as government policy. No longer on the margins of power, this extremist movement aims to strip women of their reproductive rights, to stoke hatred of gays and lesbians, and to drive a wedge between spiritual experience and scientific truth. We will not surrender to extremists our right to think. AIDS is not a punishment from God. Global warming is a real danger. Evolution happened. All people must be free to find meaning and sustenance in whatever form of religious or spiritual belief they choose. But religion can never be compulsory. These extremists may claim to make their own reality, but we will not allow them to make ours.

Millions of us worked, talked, marched, poll watched, contributed, voted, and did everything we could to defeat the Bush regime in the last election. This unprecedented effort brought forth new energy, organization, and commitment to struggle for justice. It would be a terrible mistake to let our failure to stop Bush in these ways lead to despair and inaction. On the contrary, this broad mobilization of people committed to a fairer, freer, more peaceful world must move forward. We cannot, we will not, wait until 2008. The fight against the second Bush regime has to start now.

The movement against the war in Vietnam never won a presidential election. But it blocked troop trains, closed induction centers, marched, spoke to people door to door — and it helped to stop a war. The Civil Rights Movement never tied its star to a presidential candidate; it sat in, freedom rode, fought legal battles, filled jailhouses — and changed the face of a nation.

We must change the political reality of this country by mobilizing the tens of millions who know in their heads and hearts that the Bush regime’s “reality” is nothing but a nightmare for humanity. This will require creativity, mass actions and individual moments of courage. We must come together whenever we can, and we must act alone whenever we have to.

We draw inspiration from the soldiers who have refused to fight in this immoral war. We applaud the librarians who have refused to turn over lists of our reading, the high school students who have demanded to be taught evolution, those who brought to light torture by the U.S. military, and the massive protests that voiced international opposition to the war on Iraq. We affirm ordinary people undertaking extraordinary acts. We pledge to create community to back courageous acts of resistance. We stand with the people throughout the world who fight every day for the right to create their own future.

It is our responsibility to stop the Bush regime from carrying out this disastrous course. We believe history will judge us sharply should we fail to act decisively.


Over 9,000 people have now signed this statement. Among the initial signers are:

James Abourezk, former U.S. senator
Janet Abu-Lughod, professor emerita, New School
As`ad AbuKhalil, California State University, Stanislaus
Michael Albert
Edward Asner
Michael Avery, president, National Lawyers Guild
Russell Banks
Amiri Baraka
Rosalyn Baxandall, chair, American Studies/Media and Communications, State University of New York at Old Westbury
Medea Benjamin, cofounder of Global Exchange and Code Pink
Phyllis Bennis
Larry Bensky, Pacifica radio
Michael Berg
Jessica Blank and Erik Jensen
William Blum, author, US foreign policy
St. Clair Bourne
Judith Butler, author and professor, University of California at Berkeley
Julia Butterfly, director, Circle of Life Foundation
Leslie Cagan, national coordinator, United for Peace and Justice
Kathleen & Henry Chalfant
Noam Chomsky, MIT
Ramsey Clark, former U.S. Attorney-General
Marilyn Clement, nat’l coordinator, Campaign for a National Health Program NOW
Robbie Conal, artist
Peter Coyote
Angela Davis
Diane di Prima, poet
Ronnie Dugger, co-founder, Alliance for Democracy
Michael Eric Dyson
Nora Eisenberg, author of War at Home and Just the Way You Want Me
Daniel Ellsberg, former Defense and State Department official
Eve Ensler
Lawrence Ferlinghetti
Carolyn Forché
Michael Franti
Boo Froebel
Peter Gerety
Jorie Graham, Harvard University
André Gregory
Jessica Hagedorn, writer
Suheir Hammad
Sam Hamill, Poets Against the War
Danny Hoch, playwright/actor
Marie Howe
Abdeen M. Jabara, past president, American-Arab Anti-Discrimination Committee
Jim Jarmusch, filmmaker
Bill T. Jones
Rickie Lee Jones
Barbara Kingsolver
C. Clark Kissinger, Refuse & Resist!
Evelyn Fox Keller, Professor of History of Science, MIT
Hans Koning, writer
David Korn
David C. Korten
Rabbi Michael Lerner, editor, TIKKUN magazine & Rabbi, Beyt Tikkun Synagogue , SF
Phil Lesh, Grateful Dead
Staughton Lynd
Reynaldo F. Macías, chair, National Association for Chicana & Chicano Studies
Dave Marsh
Maryknoll Sisters, Western Region
Jim McDermott, Member of Congress, State of Washington
Robert Meeropol, executive director, Rosenberg Fund for Children
Robin Morgan, author and activist
Walter Mosley
Jill Nelson, writer
Odetta
Rosalind Petchesky, Distinguished Professor of Political Science, Hunter College & the Graduate Center - CUNY
Jeremy Pikser, screenwriter (Bulworth)
Frances Fox Piven
James Stewart Polshek, architect
William Pope L
Francine Prose
Jerry Quickley, poet
Michael Ratner, president, Center for Constitutional Rights
David Riker, filmmaker
Stephen Rohde, civil liberties lawyer
Matthew Rothschild, editor, The Progressive magazine
Luc Sante
Roberta Segal-Sklar, communications director, National Gay and Lesbian Task Force
Wallace Shawn
Zach Sklar
Starhawk
Tony Taccone
Alice Walker
Naomi Wallace
Immanuel Wallerstein
Leonard Weinglass
Peter Weiss, president, Lawyers Committee on Nuclear Policy
Cornel West
C.K. Williams, poet, Princeton University
Saul Williams
Krzysztof Wodiczko, director, Center for Advanced Visual Studies, MIT
David Zeiger, Displaced Films
Zephyr
Howard Zinn, historian

(for a more complete list of signers, click here )

Quelle: Not In Our Name

Veröffentlicht am

25. Januar 2005

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