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Vor 90 Jahren wurde 1. Weltkrieg begonnen - Eine fortdauernde Mahnung gegen den Krieg

Am 1.8. vor 90 Jahren “brach der Erste Weltkrieg aus”. Allerdings bricht ein Krieg niemals aus; er wird geplant und geführt und ist das Ergebnis verfehlter Politik. Deshalb sieht der Geschäftsführende Vorstand von pax christi den 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs auch als wichtige Mahnung an. Eine Stellungnahme.

Am 1. August jährt sich zum 90. Mal der Beginn des Ersten Weltkriegs. Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hatte es dieses millionenfache Töten, diese technologische Revolution der Waffensysteme und diese Verwüstung von Städten und Landschaften gegeben, wie es in Folge dieses vierjährigen Krieges bittere Realität wurde. Nationaler Wahn, imperiale Machtansprüche und absolutistisches Herrschaftsverhalten wurden zum Auslöser dieses Kriegs, an dessen Ende es keinen wirklichen Frieden für die Menschen in Europa gab. Die “Friedensordnung” des Versailler Vertrages aus dem Jahre 1918 barg den Kern für neuen Hass in sich, der die Herausbildung nationalistischer Regierungen begünstigte und schließlich zum Zweiten Weltkrieg führte.

pax christi nimmt den Jahrestag zum Anlass, um den Ersten Weltkrieg als fortdauernde Mahnung gegen den Krieg in Erinnerung zu rufen.

Es hat den Anschein, als spiele dieser Krieg im Gedächtnis der Deutschen eine nachrangige Rolle gegenüber dem Zweiten Weltkrieg und der Shoa. In Deutschland findet sich, im Gegensatz insbesondere zu den westlichen Nachbarländern, keine ausgeprägte Gedenkkultur, die für das kulturelle Gedächtnis von Bedeutung wäre. So verständlich eine zeitliche Vorrangigkeit historisch jüngerer Ereignisse im Gedächtnis eines Volkes sein mag, ihr wohnt immer auch die Gefahr der Verdrängung und des Vergessens inne. Wer aber dauerhaft den Frieden in Europa festigen will, muss sich immer wieder von neuem den Ereignissen stellen, die Hass, Gewalt und Tod für die Menschen gebracht haben, unabhängig davon, ob diese Ereignisse nun 60, 90 oder mehr Jahre zurückliegen. Die Wunden des Ersten Weltkrieges mögen verheilt sein. Seine Narben bleiben sichtbar.

Der Erste Weltkrieg ist auch deshalb eine bleibende Mahnung gegen den Krieg, weil Krieg niemals wieder zum Mittel der Politik werden darf. Auch wenn die internationale Staatengemeinschaft über ein Völkerrecht verfügt, das von der großen Mehrheit der Nationen als bindend anerkannt wird, darf es keine Rechtfertigung für den Krieg mehr geben. Bis in die Gegenwart hinein belegen die Kriege, dass sie eine verhängnisvolle Geißel für die Menschen sind, in deren Folge Tod, Hunger, Vertreibung und die Ursachen für neue Gewalt liegen.

Heute gehen von Europa, dem Schauplatz der blutigen Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, die falschen Signale aus. pax christi sieht mit Sorge den Ausbau und die Stärkung der militärischen Potenziale der Europäischen Union. Die seit Dezember 2003 propagierte europäische Sicherheitsstrategie zielt ab auf eine “strategische Kultur” und die vorgesehene Europäische Verfassung schreibt die Entwicklung der Union zur Militärunion fest. Statt eine Politik zu favorisieren, die konsequent die Ächtung des Krieges zum Ziel hat, steht die Europäische Union in der Gefahr, den Krieg als Mittel der Politik wieder zu etablieren.

Zum Jahrestag des Ersten Weltkrieges mahnt pax christi mit den Worten Papst Johannes Pauls II: Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit. Die Europäische Union hat vor dem Hintergrund der blutigen fast einhundertjährigen Geschichte vieler ihrer Mitgliedsstaaten die Aufgabe, den Frieden unter den Völkern zu fördern.

Quelle: pax christi vom 29.07.2004

Veröffentlicht am

30. Juli 2004

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